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#„Ich war bisher parteitreu, jetzt habe ich meine Stimmen aufgeteilt“

„Ich war bisher parteitreu, jetzt habe ich meine Stimmen aufgeteilt“

Frau Jamnig-Stellmach, welche Themen sind dieses Jahr für das Kreuz auf Ihrem Wahlzettel ausschlaggebend?

Die für mich wichtigen Themen spielen leider kaum eine Rolle in diesem Wahlkampf. Es geht viel um Persönlichkeiten und deren Verfehlungen oder ihre vermeintlichen Kompetenzen, aber zu wenig um Inhaltliches. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf junge Menschen – Kinder, Jugendliche aber auch Studenten – wäre ein Thema, das viel breiter diskutiert werden müsste. Es kann doch nicht sein, dass erwartet wird, dass alle Initiative von den jungen Menschen selbst ausgeht. Dafür sind Menschen einfach zu unterschiedlich. Bei einigen ist das der Fall, aber nicht jeder kann diese Initiative aufbringen. Die Kandidaten könnten das nutzen, um sich in ihren Positionen zum Bildungs- und Ausbildungsbereich inhaltlich scharf voneinander abzugrenzen – aber sie tun es einfach nicht. Ein anderes wichtiges Thema für mich ist die Marktwirtschaft. Bei den Grünen heißt es oft, sie wollen keine Verbote aussprechen. Dabei formulieren sie überdeutlich, was sie nicht wollen. Das ist in meinen Augen dasselbe. Bei Armin Laschet bin ich mir unsicher, ob er das Thema drauf hat. Und bei Olaf Scholz frage ich mich, was er überhaupt will. Auch Europa wird aus meiner Sicht nicht entsprechend seiner Relevanz thematisiert.

„Ich bin ein sehr politischer Mensch“, sagt Karola Jamnig-Stellmach, die früher selbst Landtagsabgeordnete war.


„Ich bin ein sehr politischer Mensch“, sagt Karola Jamnig-Stellmach, die früher selbst Landtagsabgeordnete war.
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Bild: Daniel Pilar

Welche der Debattenfragen, die Sie im Rahmen von „Deutschland spricht“ diskutiert haben, treibt Sie am meisten um?

Das kam auf den Gesprächspartner an. Bei einem Mann aus Dresden ging es ausführlich um die Frage, ob Deutschland sich zu wenig um die Ostdeutschen kümmert. Dabei kam mir eine sehr negative Stimmung entgegen, die ich nicht annehmen konnte, da ich selbst viel im Osten unterwegs bin und war. Ein Beispiel: Rentner im Osten bekommen im Vergleich zu Rentnern im Westen eine Rentenerhöhung. Auch wenn diese minimal ist, zeigt es doch, dass der Osten noch immer stärker gefördert wird. Mir stellt sich die Frage, ob diese Ungleichbehandlung nach 30 Jahren noch immer nötig ist. Drei Jahrzehnte sind eine lange Zeit. Es gibt inzwischen eine ganze Generation, die erst nach dem Mauerfall im Osten aufgewachsen ist. Und selbst diejenigen, die älter sind, hatten inzwischen genug Zeit, um sich auf die neue Situation einzulassen. Aber das muss man auch wollen. Es bringt nichts, ewig in die Vergangenheit zu blicken und zu jammern. Wir sollten gemeinsam die Zukunft gestalten.

Haben Ihre Diskussionen im Rahmen von „Deutschland spricht“ auch dabei geholfen, Ihre eigene Wahlentscheidung zu treffen?

Nein, das nicht. Meine Gespräche fanden für mich unabhängig von politischen Themen statt. Für mich ging es darum, einen Blick in andere Leben zu werfen, nicht auf andere politische Orientierungen. Keines der Gespräche war politisch, es ging immer darum, wer bin ich und wer bist du und wo liegen unsere Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Die muss ich aber nicht zwangsläufig politisch bewerten.

Wo suchen sie stattdessen Orientierung für Ihre Wahlentscheidung?

Ich bin ein sehr politischer Mensch. Anfang der Zweitausender war ich selbst als Landtagsabgeordnete tätig. Um mich politischen zu informieren, lese ich vor allem Nachrichten. Täglich schaue ich in diverse Nachrichten-Apps, wie FAZ, Spiegel, Welt, Berliner Tagesspiegel und einige mehr. Das sind meine Informationsquellen. Fernsehshows, wie das Triell oder dergleichen, schaue ich mir nicht an.

Wählen Sie nach Partei oder Person und sind die parteitreu oder Wechselwählerin?

Ich war bisher parteitreu, jetzt habe ich meine Stimmen aufgeteilt. Und auch einer Person meine Stimme gegeben, deren Partei ich bisher nicht gewählt habe.

Mit welchen zwei Adjektiven beschreiben Sie den Wahlkampf?

Lahm und flach.

Wissen Sie bereits, wen Sie wählen werden?

Ich habe bereits per Briefwahl gewählt. Meine Wahl war liberal-bürgerlich.

Karola Jamnig-Stellmach ist 66 Jahre alt und wohnt in Bremen. Sie ist Rentnerin, arbeitet nebenher weiter als Beraterin für Führungskräfte und war zeitweise Landtagsabgeordnete in Bremen. Im Rahmen von „Deutschland spricht“ hat sie drei Debatten geführt.

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