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#Im tiefen Loch sitzt die Liebe

„Im tiefen Loch sitzt die Liebe“

Ist es dem Weihnachtsfest ge­schuldet, dem Jahreswechsel oder gar dem Tod von, wie die „Bild“-Zeitung schreibt, „unserem Papst“, dass die Menschen wieder religiöser scheinen? Boris Becker zum Beispiel, schreibt ebenfalls „Bild“, präsentiert sich „auf Instagram betend vor einem Wasserfall im afrikanischen São Tomé und Príncipe“; beschriftet ist das Bild mit „Neuanfänge“. In unseren Augen ist dies das eindringlichste Sa­kralfoto, seit Gerhard Schröders Gattin Soyeon im März mit gefalteten Händen vorm Kreml posierte, wo ihr Liebster offenbar gerade um Frieden verhandelte. Hoffen wir, dass Beckers Gebet mehr Erfolg beschieden ist.

Jörg Thomann

Redakteur im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Skeptisch, was das Beten betrifft, stimmt uns auch, dass sich sogar der alte Sünder Dieter Bohlen dazu bekennt: „Ich könnte gar nicht einschlafen ohne Gebet“, sagt er der „Bild“-Zeitung. Der Kreis schließt sich, wenn wir aus ebenjenem Blatt erfahren, dass Benedikts Privatsekretär Gänswein bald ein Buch veröffentlichen soll, das angeblich „Nichts als die Wahrheit“ heißt – und damit exakt so wie die Autobiographie, die einst Dieter Bohlen schrieb. Da darf man sich auf Enthüllungen darüber gefasst machen, wie Gänsweins Chef einst wirklich zum Superstar gekürt wurde.

Herrin über die Fernbedienung

Häufiger als Gott suchen die Menschen freilich auch 2023 die wahre Liebe, über die „Bunte“-Chefredakteur Robert Pölzer sinniert: „Und das tiefe Loch, in das man versinkt, wenn eine große Liebe zu Ende geht, kann der Anfang einer noch größeren Liebe werden.“ Sitzt die denn da schon im Loch, die Liebe? Bereits wieder verpartnert ist Simone Thomalla, obzwar diese nach jahrelanger Beziehung zwischenzeitlich das Singleleben zu schätzen gelernt hatte: „Ich konnte frei meinen Tagesablauf bestimmen, ich konnte meine Freizeit planen und last, but not least: Ich allein hatte die Fernbedienung in der Hand.“ Für etwas jüngere Menschen dürfte Letzteres kaum ausschlaggebend sein, die streamen heute ja nur noch.

Wieder verpartnert: Simone Thomalla


Wieder verpartnert: Simone Thomalla
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Bild: dpa

Sie dürften auch nur selten den „Bergdoktor“ schauen, der, wie „Freizeitrevue“ berichtet, für Unmut in der Ärzteschaft sorgt. „Echte Mediziner“ nämlich würden sich beim „Bergdoktor“ Hans Sigl, der sich stets „voller Ruhe und Hingabe um Kranke“ kümmere, beschweren: „Wenn ich einen Patienten pro Woche hätte, könnte ich mir auch die Zeit nehmen. Aber die Realität sieht anders aus.“ Auch uns, die wir noch nie eingeschaltet haben, scheint dies unrealistisch: Wie kann sich der Bergdoktor bei nur einem Patienten pro Woche die schicke Praxis leisten? Und wieso kommen nicht mehr Leute – ist denen der Weg auf den Berg zu beschwerlich?

Lambrecht im Tief

Tief im Tal scheint eine Bundesministerin angekommen. „Im ARD-Deutschland-Trend“, schreibt „Bild“, „sagen nur noch 13 % der Befragten, dass sie mit der Arbeit von Pannen- und-Peinlich-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD) zufrieden sind. Das sind noch mal 8 % weniger als im Dezember. Nur Kanzler Scholz steht noch zu ihr.“ Das heißt, bei den 13 % handelt es sich um Olaf Scholz? Hat die ARD für ihren Deutschland-Trend dann außer ihm nur noch sieben andere Leute befragt?

Weniger geworden ist auch Pietro Lombardi, der statt 106 nur noch 92 Kilo wiegt und „Bild“ erklärt: „Ich esse nur einmal am Tag Döner und mache mehr Sport, das ist das ganze Geheimnis.“ Nur einen Döner täglich, das würden wir leider nicht hinkriegen, gerade von unserem Frühstücks-Döner mit Marmelade könnten wir uns nur schweren Herzens verabschieden.

Lombardis Seniorkollege Heino hingegen sagt der „Aktuellen“: „Sport würde mich älter machen. Wenn ich jeden Tag mehrere Kilometer renne, verbraucht das meinen Körper.“ Da, verehrter Heino, haben Sie was falsch verstanden – beim Sport verbrauchen Sie Kalorien, aber letztlich sind die natürlich ebenfalls Teil Ihres Körpers.

Im royalen Faustkampf geübt hat sich, wie die Medien unter Berufung auf Prinz Harrys neues Buch enthüllen, bei einem Streit dessen großer Bruder: „William packte mich am Kragen, riss an meiner Halskette, warf mich zu Boden“, hat Harry laut „Bild“-Zeitung geschrieben; er sei auf einem Hundenapf gelandet und habe sich an den Scherben verletzt. Hier offenbart sich ein weiterer Nachteil des königlichen Daseins: Bei einem profanen Plastik- oder Blechnapf wäre die Sache glimpflicher ausgegangen als bei einer der edlen Schüsseln aus höfischem Porzellan.

Mit dem Alltag höherer Stände befasst sich auch „OK!“: Kim Karda­shian, lesen wir, „fordert ihr Personal dazu auf, dieselben Farben zu tragen wie ihre Einrichtung“, die in Cremeweiß gehalten sei. Eine „OK!“-Redakteurin zeigt Verständnis: „Kim hat ihr Haus mühsam eingerichtet, um einen einheitlichen Look zu erreichen. Wenn da nun jemand in bunten Klamotten rumläuft, stört das doch total das Auge.“ Wir selbst würden das genau andersherum regeln und unsere Angestellten in knalligen Bermudas und Hawaiihemden herumlaufen lassen. Wenn wir abends im Unterhemd vor der Glotze auf dem Sofa lümmeln, hätten wir nämlich keine Lust zu übersehen, dass noch ein Angestellter vor unserer cremeweißen Anrichte steht.

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