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#„Impfnachweis für Zutritt zu Veranstaltungen denkbar“

„Impfnachweis für Zutritt zu Veranstaltungen denkbar“

Die Macher des legendären Glastonbury haben die Hoffnung auf ein Festival Ende Juni schon aufgegeben. Hierzulande gab es bislang noch keine großen Absagen. Doch die Aussichten für die schwer von der Pandemie getroffene Konzertbranche sind weiterhin bescheiden. „Der Festival-Sommer ist definitiv in Gefahr“, sagt CTS Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg im Gespräch mit der F.A.Z.: „Wir müssen bis Ende Februar beziehungsweise Anfang März entscheiden, ob unsere Festivals stattfinden können.“

Benjamin Fischer

Zum M-Dax-Konzern gehört etwa FKP Scorpio, der Veranstalter von „Hurricane“- oder „Southside“-Festival. Auch „Rock am Ring“ wird von einer Eventim-Gesellschaft organisiert.

Die Expertise als Ticketing-Dienstleister nutzt das Unternehmen derzeit auf einem anderen Gebiet. „Uns war schnell klar, dass unsere Ticketing-Software mit bestimmten Anpassungen zur Vergabe der Impftermine eingesetzt werden kann“, sagt Schulenberg. „Im November haben wir daher allen Gesundheitsministerien in den Ländern und auch dem Bund die Software angeboten und mit den verschiedenen Beteiligten auch direkte Gespräche geführt.“

Das Feedback aus den Ländern sei allerdings recht zurückhaltend gewesen, und die Kassenärztliche Vereinigung habe lieber ihre eigene Software nutzen wollen, „nur Schleswig-Holstein war direkt interessiert“. Die Webseite zur Terminvergabe betreibt das Bundesland, beim Übergang zur Buchung greifen dann die Eventim-Systeme. Zudem werden im Rahmen der Vereinbarung zwei Call Center des Konzerns für die telefonische Terminvergabe genutzt.

„Wenn alle Möglichkeit zur Impfung haben, ist es individuelle Entscheidung“

Das System der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) kommt derzeit in Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Sachsen-Anhalt und der Region Westfalen-Lippe zum Einsatz. Die KV Nordrhein erklärte hingegen, sich schon „etwa Ende Herbst 2020“ für den Aufbau einer eigenen Software entschieden zu haben.

Der Schritt sei unter anderem erfolgt, um mit dem Termin für die erste Impfung auch gleich einen für die zweite festmachen und den Download der nötigen Unterlagen anbieten zu können, so ein Sprecher. Zuletzt hatte es in verschiedenen Bundesländern Beschwerden über die telefonischen Angebote sowie technische Probleme der Webseiten gegeben.

Dabei ist die Auslastung derzeit noch vergleichsweise gering, so Schulenberg: „Wenn sich erst einmal die gesamte Bevölkerung impfen lassen kann, werden wir ganz andere Lastspitzen auf den Webseiten sehen.“ Eventim sei diese gewohnt: „Beim Start des Vorverkaufs für eine Rammstein oder Rolling Stones-Tour haben wir weit mehr als eine Million Zugriffe in der Minute, bei der Terminvergabe in Schleswig- Holstein war es bislang nur ein Bruchteil davon“, rechnet er vor. Freilich gab es auch hier ob des Ansturms etwa im Zuge des Verkaufs für Rammstein-Touren zeitweise Verzögerungen. 2018 waren die mehr als 800.000 Karten, in wenigen Stunden verkauft.

Aktuell führt Eventim Gespräche in Italien, der Schweiz und Brasilien über einen Einsatz der Software im Rahmen der Impfkampagnen. In Österreich wird das System schon genutzt, hier spreche man zudem mit weiteren Bundesländern. Zu möglichen neuen Kunden in Deutschland äußert sich Schulenberg nicht.

Finanzielle Überlegungen spielten für Eventim indes eine untergeordnete Rolle. „Wir bekommen eine Gebühr pro Buchung, aber die ist marginal im Vergleich zu unserem üblichen Angebot“, sagt er. „Für uns ist es wichtiger, bestmögliche Voraussetzungen für die Impfungen zu organisieren. Je schneller die Bevölkerung durchgeimpft ist, desto schneller können Veranstaltungen wieder stattfinden.“

„Geplanter Ausfallfonds für Kulturveranstaltungen elementar wichtig“

Auch in den Vereinigten Staaten will die Konzertbranche die Impfkampagne unterstützen. In einem Brief an Präsident Biden boten unter anderem der größte Veranstalter der Welt, Live Nation, und verschiedene Verbände auch kleinerer Spielstätten an, sich um Organisation und Aufbau von Impfzentren zu kümmern. Clubs und Hallen seien gut erreichbar und die Branche kenne sich nicht nur mit dem Managen großer Menschenansammlungen schließlich bestens aus.

Für einen Neustart über kleine, teils geförderte und durch die Corona-Schutzmaßnahmen meist kaum wirtschaftliche Konzerte hinaus, verweist Klaus-Peter Schulenberg auf ein Vorhaben von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD): „Der geplante Ausfallfonds für Kulturveranstaltungen ist elementar wichtig, denn kein Veranstalter kann es sich derzeit leisten, ein größeres Konzert für den Sommer zu planen mit dem Risiko, womöglich auf den Kosten für eine Absage sitzen zu bleiben.“

Der Eventim-Chef hofft auf den Einsatz von Schnelltests, doch für das zweite Quartal 2021 sei er zunehmend skeptisch – und viel hängt natürlich vom Fortschritt bei den Impfungen ab. Dass eine solche in Zukunft für den Konzertbesuch nötig ist, kann sich Schulenberg grundsätzlich vorstellen: „Wenn einmal alle die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen, ist es eine individuelle Entscheidung. Dann sollten privatwirtschaftliche Veranstalter einen Impfnachweis zur Zugangsvoraussetzung machen können.“

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