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#Industrie: Aiwanger fordert Hilfe für heimische Maskenhersteller: „Nicht die billigste Offerte annehmen“

„Industrie: Aiwanger fordert Hilfe für heimische Maskenhersteller: „Nicht die billigste Offerte annehmen““




Mit viel Geld hat der Bund die Produktion von heimischen FFP2-Masken unterstützt, öffentliche Stellen kaufen aber in Asien ein. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hält das für falsch.

Seit 2020 stellt Julia Jäcklin mit ihrem Unternehmen Jäcklin Medical in Augsburg FFP2-Masken her. Rund 200.000 Stück könnte sie pro Woche produzieren, berichtet die Chefin. Derzeit ist die Anlage aber nur zu 20 Prozent ausgelastet. Ein Grund dafür sei, dass bei öffentlichen Ausschreibungen die heimischen Hersteller regelmäßig den Kürzeren gegenüber der Billigkonkurrenz aus Asien ziehen. „Wir bekommen eine Absage nach der anderen, bei öffentlichen Ausschreibungen geht es nämlich allein um den Preis“, sagt sie. „Die Qualität, der CO2-Abdruck oder Menschenrechte im Produktionsland spielen keine Rolle“, kritisiert Julia Jäcklin. Sie hofft, dass „ein Umdenken bei den Ausschreibungen stattfindet“. Dabei bekommt sie Unterstützung von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler.

Aiwanger: Öffentliche Stellen dürfen nicht einfach nur das Billigste einkaufen

Aiwanger kritisiert, dass öffentliche Stellen heute „stets das Billigste“ einkaufen, wie er bei einem Besuch bei Jäcklin in Augsburg sagte. Es muss aus seiner Sicht eine Chance geben, den Zuschlag bewusst heimischen Produkten zu geben: „Eine Maske kostet dann vielleicht einige Cent mehr, in der Stunde der Not kommt dann aber auch Ware in hoher Qualität an.“ Aiwanger setzt sich für eine Überprüfung der öffentlichen Vergabepraxis ein. „Öffentliche Auftraggeber sollten nicht die billigste Offerte annehmen, sondern das wirtschaftlichste Angebot“, sagte er und rät, das Vergaberecht genauer anzusehen. Dieses erlaube schon heute die Berücksichtigung von Kriterien wie Nachhaltigkeit und Qualität. Aiwanger mahnte zudem Reformen am EU-Vergaberecht an. Die Versorgungssicherheit müsse höheren Stellenwert haben.

Probleme durch das aktuelle Ausschreibungssystem sieht er auch an anderer Stelle: „Es ist zum Beispiel oberpeinlich, dass die Bundeswehr nicht Munition einkaufen kann, wie sie will, sondern in Ausschreibungen gehen muss“, meint Aiwanger.

Bis es zu den geforderten Änderungen kommt, appellierte Aiwanger an die Ärzteschaft, an Krankenhäuser und private Verbraucher, „sich mit heimischen Herstellern kurzzuschließen“ und dort einzukaufen. „Es kann nicht sein, dass man in guten Zeiten in Asien kauft, in schlechten Zeiten dann aber nach dem Minister ruft“, sagt er mit Hinblick auf Lieferengpässe und gerissene Lieferketten in der Corona-Krise. In der Hochphase der Pandemie hatte der Bund die heimische Produktion mit Fördergeld unterstützt, um unabhängiger von Asien zu sein.

Das Problem: Heimische Hersteller einige Cent teurer als Lieferanten aus Asien

In Bayern gibt es derzeit rund ein Dutzend heimische Maskenhersteller, berichtet Aiwanger. Das Problem ist, dass sie bei heimischen Löhnen und Produktionsstandards etwas teurer sind als die Konkurrenz in Asien. Werden asiatische Masken für zwölf bis 20 Cent hergestellt, koste die Produktion in Deutschland rund 25 bis 45 Cent, sagt Unternehmerin Julia Jäcklin. Ihre Firma hat rund 1,5 Millionen Euro in zwei Maschinen zur Maskenherstellung investiert und beschäftigt dabei 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 18 davon Frauen. Zu ihren Kunden zählt das Universitätsklinikum Augsburg und das Klinikum Großhadern.

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Am 2. April falle zwar die Maskenpflicht in Bayern in fast allen Bereichen, erinnerte Aiwanger. „Ich bin aber überzeugt, dass die Maske für viele Anwendungen bleiben wird“, fügte er an. Als Staubschutz komme sie im Gewerbe oder in der Landwirtschaft zum Einsatz. „Selbst wenn die Maskenpflicht fällt, werden sicher viele Bürgerinnen und Bürger freiwillig auf Masken zurückgreifen, um sich zum Beispiel im dichten Gedränge in der U-Bahn zu schützen.“

Julia Jäcklin hofft auf ein Umdenken

Der Wirtschaftsmister kritisiert auch, dass durch die CSU-Maskenaffäre das Thema besonders belastet wurde: „Diese Korruptionsgeschichten haben dazu geführt, dass große Verunsicherung in den Markt gekommen ist“, sagte er.

Julia Jäcklin hofft, dass bald ein Umdenken stattfindet und heimische Masken stärker nachgefragt werden. Denn vier bis fünf Monate mit weniger Aufträgen könne sie verkraften, sagt sie. Ein Dauerzustand darf es aber nicht sein. Kommt eine neue Corona-Welle, wäre man um lieferbare Masken sicher froh.

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