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#Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung – Zahlen nehmen zu

„Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung – Zahlen nehmen zu“

Es ist dieses eine Thema, das Edna Adan auf dem afrikanischen Kontinent bekannt gemacht hat. Im damals noch vereinten Somalia nannte die heute 85-Jährige als erste Frau die weibliche Genitalverstümmelung öffentlich beim Namen. In ihrer Biografie beschreibt sie detailliert, wie sie diese als junges Mädchen selbst erlebt hat und wie krank sie danach wurde. Mehr als 30 Jahre später erlebte sie Ende der 1970er Jahre erstmals, dass während einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Sudans Hauptstadt Khartum über die gravierenden Folgen gesprochen wurde.

Die Krankenschwester und Hebamme hatte ihre Mission gefunden. In Somalia wurde damals wohl fast jedes Mädchen der brutalen Praxis unterzogen. Mittlerweile liege die Zahl bei gut 50 Prozent, sagt die Aktivistin und Gründerin des gleichnamigen Krankenhauses in Hargeisa. Einerseits klingt das wie ein Erfolg. Doch Edna Adan sagt: „Es ist nicht der Erfolg, den ich mir erhofft hatte.“

Mehr als 200 Millionen weltweit betroffen

Genitalverstümmelung gilt in mehr als 30 Ländern als Übergangsritual vom Mädchen zur Frau. Vor allem, in Ägypten, Sudan, 26 Ländern in West- und Ostafrika, sowie in Irak, Jemen, Indonesien und Malaysia. Dabei handelt es sich um eine schwere Menschenrechtsverletzung, bei der die äußeren und/oder inneren Labien und die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt werden und die Vagina zum Teil bis auf eine nadelkopf-große Öffnung zugenäht wird.

Mehr als 200 Millionen leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter den Folgen. 8.000 Mädchen erleiden die grausame Tradition jeden Tag. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein.

Betroffene leiden nicht nur unter lebenslangen Schmerzen, psychischer Traumatisierung und Problemen bei Geburten. Sie können unter anderem auch an chronischen Nierenentzündungen oder Harnblasenentzündungen erkranken und leiden oftmals unter schmerzhaften Menstruationsproblemen. Den Akt der Verstümmelung nehmen meist Frauen ohne medizinische Ausbildung, sterilisierte Messer und ohne Betäubung vor. Die Schmerzen werden als unerträglich beschrieben, und Wunden entzünden sich oft.

Sexualtrieb der Frau wird unterdrückt

Den Frauen wird damit auch das Recht auf eine freie und selbstbestimmte Sexualität genommen. Der Sexualverkehr ist nach diesem Eingriff extrem schmerzhaft und sexuelle Empfindungen sind durch die Zerstörung des Nervengewebes stark beeinträchtigt. Warum entscheiden sich Kulturkreise für diesen Eingriff? Durch die Entfernung der Klitoris soll der Sexualtrieb der Frau unterdrückt werden. Die Klitoris-Beschneidung ist der brutalste Ausdruck patriarchaler Strukturen, Frauen das Recht auf ihre Sexualität abzusprechen, weil ihre Kultur von der Kontrolle ihres Körpers besessen ist. Diese Tradition kommt aus Ländern, in der die weibliche Sexualität tabuisiert und verteufelt wird und die Gemeinschaften einen Anspruch auf den Körper der Frau ableiten.

Häufig hilft es, wenn bekannte und geschätzte Frauen öffentlich erzählen, wie sie Genitalverstümmelung selbst als Mädchen erleiden mussten. Im Niger macht das die international populäre Sängerin Fati Mariko. Von ihr stammt der Kurzfilm „Die Stille des Messers“, der schonungslos Einblicke in die Leidensgeschichte der Opfer vermittelt.

„Sieben Jahre alt war ich damals, und ich konnte nichts dagegen machen“, erzählt Mariko. Auch ihre Mutter erinnert sich: „Sie hat anschließend Geschenke bekommen und gar nicht geweint.“ Die Tränen seien erst später gekommen – und dann immer wieder, ein Leben lang.

Pandemie hat die Situation verschlimmert

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gab es in den vergangenen Jahren Rückschläge im Kampf gegen Genitalverstümmelung, unter anderem durch die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und die Klimakrise. „Durch Schulschließungen während der Pandemie wurde den Mädchen ein wichtiger Schutzraum genommen“, erläuterte die stellvertretende DSW-Geschäftsführerin Angela Bähr. Und Dürren brächten Familien in eine so prekäre Lage, dass die Verheiratung der Töchter als wirtschaftliche Notwendigkeit erscheine. Die Genitalverstümmelung sei oftmals die Voraussetzung für eine Eheschließung.

In Deutschland immer mehr Fälle von FGM

In Deutschland leben etwa 70.000 Frauen mit einer weiblichen Genitalverstümmelung, bis zu 15.000 Mädchen sind davon bedroht. Aus Somalia und Eritrea kommen immer mehr beschnittene Frauen nach Deutschland – die Ärzte sind darauf kaum vorbereitet. Inzwischen ist drohende Genitalverstümmelung demnach ein Asylgrund.

Die Gynäkologin Eiman Tahir (56) hilft in ihrer Münchner Praxis betroffenen Frauen. Die Traumata ihrer Patientinnen werden ihr zufolge zu wenig anerkannt – vor allem von den Krankenkassen. Das bedrohte inzwischen ihre Existenz. Das Problem: Nach dem Fallpauschalen-Prinzip werden alle Behandlungen gleichermaßen vergütet. Egal, wie lange sie brauchen. Aber eine traumatisierte Frau, die Opfer von Genitalverstümmelung geworden ist, gynäkologisch zu behandeln, dauert länger als der Durchschnitt.

Tahir arbeitet länger für das Geld. Deshalb hat sie vor einigen eine Regressforderung der Krankenversicherung bekommen. Der Vorwurf: Sie würde „unwirtschaftlich“ behandeln und soll 130.000€ zahlen. Der Bedarf der Patientinnen, die teils aus anderen Bundesländern anreisen, übersteigt laut Mitteilung bei Weitem das medizinische Angebot.

Ein wirkliches Umdenken in Sachen Mädchenbeschneidung könne es nur über Aufklärung geben, so die Ärztin. Die grausame Tradition sei uralt. Man könne sie nicht innerhalb kürzester Zeit beenden, schon gar nicht mit Gesetzen. „Sie muss aus den Köpfen.“

Nach deutschem Recht ist die Durchführung einer weiblichen Genitalverstümmelung ein Straftatbestand – auch wenn die Durchführung im Ausland stattfindet.

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