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#Italiens Fußball droht im Corona-Chaos zu versinken

Italiens Fußball droht im Corona-Chaos zu versinken

Eine Verschnaufpause für die Serie A bietet die Länderspielpause kaum. Schon nach den ersten drei Spieltagen der Spielzeit 2020/21 steckt die oberste italienische Profiliga im Virenchaos, und eine Beruhigung der Lage ist nicht in Sicht. Unrühmliche Tiefpunkte des dritten Spieltags vom 2. bis 4. Oktober waren das Spitzenspiel zwischen Juventus Turin und SSC Neapel sowie die Begegnung CFC Genua gegen FC Turin. Beide Spiele fielen aus.

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Matthias Rüb

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Über die Wertung der Partie Juventus gegen den SSC wird heftig gestritten. Das Spiel in Genua wurde auf den 4. November verlegt. Denn der Verein aus der ligurischen Hauptstadt ist zum größten Virus-Cluster im italienischen Fußball geworden. Kurz nach der Rückkehr vom Auswärtsspiel in Neapel vom 27. September, bei dem Genua 0:6 untergegangen war, wurden 22 Mitglieder des Teams, unter ihnen 17 Spieler, positiv auf das Coronavirus getestet.

Die gesamte Mannschaft begab sich gemäß Hygieneprotokoll der Serie A in Isolation. Die infizierten Spieler und Betreuer mussten in Einzelquarantäne gehen, während die anderen in der Isolationsblase auf dem Trainingsgelände ihre Arbeit fortsetzen konnten. Weil der CFC Genua nachweisen konnte, dass er für das Spiel gegen den FC Turin keinen Kader von 13 gesunden und nichtinfizierten Spielern zusammenstellen konnte, wurde das Spiel gegen den FC Turin vom Ligaverband der Serie A verlegt.

Doch damit sind die Sorgen der Genueser nicht vorüber. Laut Hygiene- und Sicherheitsprotokoll der Serie A wird einem Klub nur die Verlegung eines Spiels pro Spielzeit wegen Corona-Infektionen im Kader und im Betreuerstab gewährt. Anders wäre es kaum möglich, die ohnedies überaus eng getaktete Spielzeit einigermaßen geordnet und nach Terminplan zu Ende zu bringen. Zur nächsten Begegnung gegen Verona am 19. Oktober muss der CFC Genua antreten, andernfalls würde das Spiel 0:3 gewertet.

Die letzte Testreihe vom Wochenende ergab bei 15 Spielern aber noch immer positive Resultate, so dass diese weiter nicht am Mannschaftstraining teilnehmen dürfen. Vereinspräsident Enrico Prezioso hat am Wochenende angekündigt, notfalls werde man mit der kompletten U-23-Mannschaft statt mit einem Rumpfkader der Profimannschaft nach Verona reisen, um mit sportlichen Mitteln gegen die drohende Niederlage am grünen Tisch anzukämpfen.

Vollends kompliziert ist der Streit um das Spitzenspiel zwischen Meister Juventus und Pokalsieger Neapel. In Neapel waren nach dem Heimsieg gegen den CFC Genua die Profis Piotr Zielinski und Elji Elmas positiv getestet worden. Viel spricht dafür, dass sich die beiden, die jeweils rund 70 Minuten auf dem Platz standen, beim Spiel gegen die Genueser angesteckt hatten. Team und Betreuer begaben sich gemäß Hygieneprotokoll in die Gruppenisolation im Trainingszentrum des SSC in Castel Volturno nordwestlich von Neapel. Warum die Neapolitaner am 4. Oktober dann nicht zum Spiel bei Juventus reisten, ist Gegenstand sportjuristischer Auseinandersetzungen.

Im Allianz-Stadion zu Turin jedenfalls fanden sich die Juve-Profis sowie das Schiedsrichtergespann rechtzeitig zum angesetzten Spielbeginn ein, gingen im Regen einige Schritte über den aufgeweichten Rasen – und fuhren zur Halbzeitpause des Nicht-Spiels wieder nach Hause. Das Spiel wurde mit 3:0 für Turin gewertet. Juventus-Vereinspräsident Andrea Agnelli trat nach dem leichten Sieg gegen einen der schärfsten Meisterschaftskonkurrenten der vergangenen Jahre nach und warf Neapel „illoyales Verhalten“ sowie einen „Verstoß gegen das Protokoll“ vor.

Die Vereinsführung des SSC Neapel argumentiert, das örtliche Gesundheitsamt habe dem Team untersagt, die Gruppenisolation in Castel Volturno zu verlassen und den Flug nach Turin anzutreten. Die vom Regionalpräsidenten Kampaniens angeordneten staatlichen Einschränkungen im Kampf gegen die zweite Welle der Infektionen hätten Vorrang vor dem Protokoll der Serie A, wonach eine Mannschaft auch aus der Isolationsblase zu einem angesetzten Spiel anzureisen habe. Deshalb legte Neapels Präsident Aurelio De Laurentiis, im September selbst mit milden Symptomen an Covid-19 erkrankt, Widerspruch vor dem Sportgericht des Fußballverbandes gegen die Wertung des Spiels an. Eine Entscheidung wird frühestens am Dienstag erwartet.

Viel spricht dafür, dass der Streit zwischen Juventus und dem SSC nicht der letzte in der Serie A sein wird. Im ganzen Land steigt die Zahl der Neuinfektionen an. Die Regierung hat soeben angesichts der zweiten Welle der Infektionen für das ganze Land die Maskenpflicht auch im Freien verhängt. Und Gesundheitsminister Roberto Speranza lässt wieder einmal wissen, die öffentliche Gesundheit sei wichtiger als die Fortsetzung des Profifußballgeschäfts, womöglich gar mit Zuschauern in den Stadien. Hinzu kommen weitere bestätigte Infektionen, bis zum Sonntag bei insgesamt 27 Profis der Serie A. Bei Inter Mailand wurden fünf, beim Stadtrivalen AC Mailand zwei Fälle gemeldet.

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Ob das für Samstag angesetzte Mailänder Derby stattfinden kann, steht dahin – da hilft auch die am Freitag im Stile eines Triumphators verkündete Rückkehr von Milan-Profi Zlatan Ibrahimovic nach gut zweiwöchiger Quarantäne ins Mannschaftstraining nichts. Auch Atalanta Bergamo und Hellas Verona haben je eine Infektion gemeldet. Das für vergangenen Freitag geplante Länderspiel der italienischen U-21-Mannschaft gegen Island sagte die Uefa in letzter Minute ab, nachdem Italien ein halbes Dutzend Infektionen bei Spielern und Betreuern gemeldet hatte.

Unterdessen hat die Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ errechnet, dass allein die fünf Spitzenklubs Juventus, AS Roma, Lazio Rom sowie Inter und AC Mailand bis Ende Juni wegen der Pandemiekrise Verluste in Höhe von 650 Millionen Euro aufgehäuft haben. Eine neuerliche Unterbrechung des Spielbetriebs, wie in der vergangenen Spielzeit von Anfang März bis Ende Juni, könnte für manchen kleinen wie auch großen Klub das endgültige Aus bedeuten.

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