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#Werden wir nicht mehr am Hindukusch verteidigt, Herr Röttgen?

Werden wir nicht mehr am Hindukusch verteidigt, Herr Röttgen?

Ende September 2001 waren die ersten CIA-Agenten in Afghanistan unterwegs. Die militärische Offensive der (regulären) amerikanischen Streitkräfte gegen Al Qaida und die herrschenden Taliban, den „Gastgebern“ der islamistischen Terrorgruppe, begann am 7. Oktober, knapp vier Wochen nach dem „Angriff auf Amerika“. Die Nato erklärte den Bündnisfall – ein historisches Novum. Die ersten Soldaten der Bundeswehr patrouillierten in Kabul im Januar 2002: Die rot-grüne Bundesregierung hatte den Vereinigten Staaten die „uneingeschränkte Solidarität“ Deutschlands erklärt. 

Seit damals sind Hunderttausende Soldaten aus Nato- und aus Partner-Ländern in Afghanistan im Einsatz gewesen; Tausende fielen, noch mehr wurden verwundet. Die Hauptlast trugen, bis zuletzt, die Vereinigten Staaten. Nun, nach bald zwanzig Jahren, wird dieser Einsatz, der zuletzt in erster Linie der Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte diente, beendet. Der Abzug hat begonnen; in ein paar Monaten soll er abgeschlossen sein, spätestens am 11. September. Die Entscheidung, abzuziehen, hat zunächst die amerikanische Regierung getroffen, die Nato hat sich dem angeschlossen. Amerika ist kriegsmüde und erschöpft, es zieht sich zurück. Beobachter fürchten, die Taliban könnten wieder an die Macht zurückkehren und Afghanistan könne abermals zum Operations- und Rückzugsraum für transnationalen Terrorismus werden.

Norbert Röttgen (CDU)


Norbert Röttgen (CDU)
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Bild: dpa

Im Dezember 2002 sagte der damalige Bundesverteidigungsminister, der Sozialdemokrat Peter Struck, im Bundestag einen Satz, der, innenpolitisch nicht unumstritten, eine Begründung des Einsatzes der Bundeswehr lieferte und darüber hinaus zu einer Metapher für Auslandseinsätze generell werden sollte: „Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch vereidigt.“ Jetzt ziehen auch die deutschen Soldaten und Polizisten von dort ab, während die Gewalt der Taliban wieder zunimmt. Fragen wir den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des deutschen Bundestages: Wird die Sicherheit Deutschlands nicht mehr am Hindukusch verteidigt? Muss sie dort nicht mehr verteidigt werden, Herr Röttgen?

Der CDU-Außenpolitiker macht zunächst klar, dass der amerikanische  Abzugsbeschluss so (überstürzt) in Berlin nicht getroffen worden wäre. Dann kommt er zur Sache: „Deutschland muss auch weiterhin am Hindukusch und an jenen Orten, aus denen unsere Sicherheit gefährdet wird, verteidigt werden.“ In Afghanistan sei das in den vergangenen knapp zwanzig Jahren mit militärischen und zivilen Mitteln geschehen. „Und diese Sicherheitsvorsorge muss auch weiterhin betrieben werden.“ Das ist eine Antwort in gleich zweifacher Hinsicht.

Zum einen kann man die gezielte Terrorismusbekämpfung nicht einfach ad acta legen. Sie gehört auch künftig zu den Aufgaben der Bundeswehr und der anderen deutschen Sicherheitsbehörden, und zwar gemeinsam „mit unseren Verbündeten“. Täte Deutschland das nicht, „würden wir im Nachhinein den Kern dessen, für das wir in der Vergangenheit so viel und unter großen Opfern getan haben, beschädigen“. Insofern mag zwar die Zukunft von anderen Großkonflikten und den entsprechenden Prioritäten beherrscht sein (Stichwort chinesische Herausforderung). Die apodiktische Aussage des stellvertretenden Sicherheitsberaters des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Barack Obama, Ben Rhodes, legt das nahe: „The era of 9/11 Is over.“ Aber zu glauben, über den islamistischen Terrorismus brauche nur noch in der Vergangenheitsform gesprochen werden, ist womöglich eine gefährliche Selbsttäuschung.

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