Nö, in der Masse untergehen, das ist so gar nicht ihr Ding. Wie schmeichelhaft, dass es im zehnten Jahr im Unternehmen Blumen und warme Worte gibt. Sommerastern und leuchtend-lila Hortensien sind eine Augenweide, die Worte des Vorstands aber lau, weil allzu routiniert runtergenudelt: stolz auf das Erreichte, danke für das Vertrauen, zuverlässige Kraft, auf weitere Jahre. „Floskelversatzstücke, aufgepeppt mit biographischen Details“, ärgert sich Frau M. über die lieblose Laudatio.

Ihr ferner Chef vom Chef erwähnt Studienfach und -ort, zwei, drei durchlaufene Abteilungen und verweist, um das familiäre Miteinander zu betonen, auf Frau M.s Vorliebe für Yoga, anmoderiert mit, „wie sie uns verraten hat“. Nun ja . . . Kurz vor der offiziellen Jubiläumsrunde hat ihn die toporganisierte Sekretärin gebrieft, in Frau M.s Personalakte geblickt und sich bei Kollegen erkundigt, wie die Jubilarin ihre Freizeit verbringt. Ein kleines Schauspiel, das da beide Seiten aufführen. Alle sind froh, als das krampfige Viertelstündchen vorbei ist.

Frau M. ist ein gut funktionierendes Rädchen im Betrieb, nicht mehr und nicht weniger, klärt sie beim Abendessen ihr Sohn auf. Der hat Verständnis für Jubiläen nach Schema F: „Nimm dich nicht so wichtig. Du bist nicht der Nabel der Welt!“ Er verweist auf den vergangenen Nordsee-Urlaub und die Anekdote in den Langeoog-Infos um Türmer Jonny Vestering: Der langjährige Wasserturmwärter, der im Lauf der Jahre rund 800.000 Touristen, etwa 30.000 im Jahr, das Wahrzeichen der Insel nähergebracht hat, streicht die Segel. Und erzählt launig, dass immer wieder Urlauber auf ihn zusteuern, die enttäuscht-euphorisch sagen: „Kennen Sie mich nicht mehr? Ich war doch vor fünf Jahren bei Ihnen auf dem Turm!“ Da schweigt des Wächters Höflichkeit. Man selbst mag türmen angesichts dieser Selbstbezogenheit.

In der Kolumne Nine to Five schreiben wechselnde Autoren über Kuriositäten aus dem Alltag in Büro und Hochschule.