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#„Das ist eine dümmliche Aussage“

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„Das ist eine dümmliche Aussage“

Kurz bevor Joshua Kimmich mit dem FC Bayern im DFB-Pokal in Mönchengladbach ein Debakel erlebte, war er in Frankfurt. Nicht persönlich selbstredend, aber doch ist der Nationalspieler derzeit ein großes Thema, nicht nur dort, wo er Fußball spielt. Zur Primetime um 20.00 Uhr am Mittwochabend sollte debattiert werden, über die gesellschafts-politische Rolle des Fußballs in Frankfurt. Eine illustre Runde hatte das Kuratorium Kulturelles Frankfurt ins Haus am Dom eingeladen: Daniel Cohn-Bendit, deutsch-französischer Publizist und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments, Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, und Katja Kraus, ehemalige Torhüterin und Fußballfunktionärin.

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Hintergrund der Diskussion war der Umbau des Verwaltungsgebäudes und der Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf der ehemaligen Galopprennbahn, für den sich die Frankfurter Bürger in einem Entscheid ausgesprochen hatten. Als Moderator auf dem Podium hatte Michael Horeni, Sportredakteur der F.A.Z., Platz genommen und führte drei höchst unterschiedliche Persönlichkeiten durch den Abend.

Horeni eröffnete – wenig überraschend – mit dem zurzeit meistdiskutierten Thema im deutschen Fußball: Die Causa Kimmich und die Frage nach der Corona-Impfung. Eine eindeutige Position vertrat Cohn-Bendit, der Empörung zeigte. Kimmichs Aussage, er habe persönlich noch ein paar Bedenken, was fehlende Langzeitstudien angeht, empfinde er als „dümmlich“. Jemand, der alle Regeln beachte, wie es Kimmich behauptet, könne dann nicht zehn Minuten vor dieser Aussage in einem kleinen Pulk umarmt mit den Mitspielern stehen, weil ein Tor gefallen ist. Dies sei zwar „sein gutes Recht“, aber damit beachte er nicht die Regeln.

„Der beste Schutz ist die Impfung“

Als richtig empfindet Cohn-Bendit die Herangehensweise der Basketballmannschaft Brooklyn Nets in der NBA, die den Spieler Kyrvie Irving, der sich nach wie vor der Impfung verweigert, nicht spielen lassen. „Ich finde, das ist die Debatte“, führte er aus. „Wir können nicht von den Lehrern und Lehrerinnen verlangen sich impfen zu lassen und dann bei den Fußballern, wie bei der Jugend, wo man eng aneinander kommt, dies nicht tun. Und da ist der beste Schutz in Zeiten von Corona – und der einzige – die Impfung.“ Er fände es weiterhin besser, der DFB führe die Impfpflicht für die Spieler ein – von den Jugend- bis zu den Profimannschaften – das wäre eine klare Aussage und eine „wichtige Sache“.

Ähnlicher Meinung war Hellmann, der befand, dass Kimmich sich damit einen Bärendienst erwiesen und sich durch seine unglückliche Aussage zum Botschafter eines falschen Lagers gemacht habe. Er würde jetzt mit Personen in Verbindung gebracht, mit denen er „vermutlich nicht in Verbindung stehen will“. Man könne aus rechtlichen Gründen die Pflicht zur Impfung der Spieler zwar nicht erzwingen, aber man müsse an der Erweiterung des Verständnishorizonts der Menschen arbeiten.

Verwundert zeigte sich die einzige Frau der Runde, Katja Kraus, über die Tatsache, dass das Thema zum Aufmacher der Tagesthemen wurde. „Wie würde das Thema diskutiert, wenn es ein Spieler wäre, der nicht diesen Prominentenstatus hat“? Jemand, der vielleicht kritischer betrachtet würde von der Öffentlichkeit – das interessiere sie mehr. Es sei für sie auch ein Solidaritätsthema, Kimmich hätte in diesem Fall die Chance verpasst im Sinne der Gemeinschaft über die „eigenen Zweifel hinweg“ zu entscheiden.

Im weiteren Verlauf der Diskussion standen die Frage der Kandidatur zur DFB-Präsidentschaft – hier sprach man sich einheitlich für eine gemischt-geschlechtliche Doppelspitze aus – sowie der Einfluss und die Beziehung des Zusammenspiels von DFB und der Eintracht auf die Stadtgesellschaft in Frankfurt im Fokus. Auch der Frauenfußball, seine Perspektive für die Zukunft, sowie die durch Corona weiter vorangeschrittene Entfremdung der Fans, der sogenannten „Basis“ vom Profifußball-Geschäft wurden thematisiert.

Einen eindeutigen Konsens gab es in Bezug auf die Basisarbeit des DFB, die die drei Diskutierenden als zumindest ungenügend empfanden. Cohn-Bendit spannte den Bogen vom Fußball aus gar weiter: „Wir müssen gesellschaftliche Werte von der Champions League bis zur D-Jugend durchbuchstabieren – und da sehe ich momentan nicht viel – und wenn wir das im Sport nicht schaffen, dann werden wir es in der Gesellschaft auch nicht schaffen“.

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