Technologie

#O2-Chef Haas: Darum sind deutsche Mobilfunk-Netze besser als ihr Ruf

„O2-Chef Haas: Darum sind deutsche Mobilfunk-Netze besser als ihr Ruf“

Wenn es um die Mobilfunknetze in Deutschland geht, verdrehen viele Handynutzer die Augen. Funklöcher, Gesprächsabbrüche und mehr sind mit die ersten Gedanken. Zu Unrecht, wie O2-Chef Markus Haas findet. Er findet, die deutschen Netze sind besser als ihr Ruf.

Der O2-Tower mit einer grünen Ampel
O2-Chef Haas: Deutsche Netze sind besser als ihr RufBildquelle: Alexa / Pixabay

Am Rande des in dieser Woche stattfindenden Mobile World Congress in Barcelona sagte Haas vor Journalisten, er verstehe nicht, warum die Netze in Deutschland so schlecht gemacht werden. „Kein anderes Land schreibt so schlecht über die Mobilfunknetze – auch in der politischen Wahrnehmung – wie wir in Deutschland“, so der Manager. Wenn man in Wien oder Rom mit der U-Bahn fahre oder in Pariser Hinterhöfe gehe, habe man keine Netzabdeckung, so Haas. „Wir haben die meisten Antennen, wir haben die meisten Funklöcher geschlossen, und jeder von Ihnen, der in Europa an der Küste Urlaub macht – in Spanien, Italien, Frankreich –, weiß, dass im Sommer überhaupt nichts geht. Die Netze sind zu.“ Weiter sagte er, Deutschland verfüge in Summe über 110.000 Sendemasten von Telekom, Vodafone und O2. Frankreich sei ähnlich groß, wie Deutschland, habe aber nur achtzigtausend Masten. „Die Abdeckung dort ist deutlich schlechter, das nimmt aber niemand wahr“, ärgerte sich Haas.

O2: Wir haben alle Auflagen erfüllt

Deutschland vergleiche sich beim Mobilfunk gerne mit der Schweiz. Die Schweiz habe aber einen durchschnittlichen Umsatz pro Kunde von 40 Franken (etwa 40 Euro) und damit deutlich mehr als deutsche Anbieter. Mehr noch: „Die Schweizer nehmen für Roaming 100 Schweizer Franken für ein Gigabyte. Da könnte ich auch vergoldete Standorte jedes Skigebiet bauen“, so Haas. Wenn man ein Netz in Schweizer Qualität haben wolle, müsste man die Preise in Deutschland vervierfachen. Das aber ginge nicht, weil man voll reguliert sei. Tatsächlich unterliegt die EU nicht dem EU-Roaming und kann daher ihre Preise für die Großhandelskonditionen selbst festlegen.

Telefónica habe in den vergangenen zwei Jahren 20.000 Netzelemente physisch angepasst, 8.400 Kilometer Autobahn und 9.000 Kilometer an Bahnstrecken versorgt. „Wir haben die Auflagen alle erfüllt“, so Haas. Lediglich 130 weißen Flecke, die noch nicht versorgen sind, stünden aus. Zur Begründung hieß es von Haas, man habe die Liste, wo diese Flecken seien und gebaut werden müssen, erst anderthalb Jahre vorher erhalten. „Jeder weiß, dass es drei Jahre dauert, bis man im ländlichen Raum einen Sendemast gebaut hat.“

Nach Ansicht des Managers gebe es in Deutschland ein „Schwarzer-Peter-Spiel“. An diesem beteiligte er sich jedoch sogleich. „Die Politik und die Bundesländer haben ewig gebraucht, uns diese Liste zu schicken, und wollen die langen Bauzeiten für einen Standort nicht wahrhaben.“, so Haas. Deshalb habe man jetzt „sehr spannende Diskussionen“ mit den Ländern auf der Bundesnetzagentur. „Da will sich jetzt natürlich keiner in die Öffentlichkeit hinstellen und sagen ‚Wir haben das verbummelt‘.“ Stattdessen mache die Politik lieber die Mobilfunker schlecht.

Nach Angaben der O2-Presseabteilung fehlen im O2-Netz noch fünf Kilometer Autobahn- und Fernstraßen-Abdeckung sowie 19 Kilometer Bahnstrecke. Dann seien alle Streckenkilometer mit 100 Mbit/s versorgt. Wenn es um weiße Flecken geht, spreche man über eine Restfläche von 278 Quadratkilometern, was 0,08 Prozent der Fläche Deutschlands entspreche.

Kritik an der Politik: Vereinfachtes Bauverfahren steht noch immer aus

Haas kritisierte die mit der Frequenzversteigerung gemachten Auflagen. Deutschland habe mit die anspruchsvollsten Auflagen für Mobilfunk. Wir haben die höchsten Aufbauauflagen in Deutschland. 100 Mbit/s Versorgungsauflage für 98 Prozent der Bevölkerung gebe es in keinem anderen Land.

Der Manager kritisierte die Politik, dass noch „nichts umgesetzt wurde, was in der Gigabit-Strategie angekündigt wurde.“ Der zuständige Bundesminister Volker Wissing hat vergangenes Jahr versprochen, „dass wir eine Fiktion bei Baugenehmigungen bekommen.“ Damit könnten die Mobilfunker einen Sendemast auf eigenes Risiko bauen, bis die Baugenehmigung tatsächlich vorliegt – ähnlich der Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin. Doch das Verfahren sei noch nicht möglich. “Ich brauche immer noch für jede Änderung an jeder Antenne ein Jahr – nur wenn ich auf einen Mast zusätzlich eine 5G-Antenne hängen will“, so der O2-Chef. „Hier hat die Politik nicht geliefert.“

Bildquellen

  • Junge blonde Frau mit iPhone und AirPods macht ein Selfie: sergey causelove / Shutterstock.com
  • O2-Chef Haas: Deutsche Netze sind besser als ihr Ruf: Alexa / Pixabay

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Technologie kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!