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#Mit Herz und Seele zum Erfolg

Mit Herz und Seele zum Erfolg

Pferde sind bedeutend klüger, als viele Menschen denken. Zumindest in gewissen Momenten. Das haben jüngst zwei große Stars ihrer Art, die schönen und talentierten Stuten Dalera und Weihegold, wieder gezeigt. Dalera hat zu Hause in Aubenhausen ihrer Reiterin mitgeteilt, dass dieses Turnierjahr für sie noch nicht zu Ende ist, trotz der anstrengenden Reise zu den Olympischen Spielen in Tokio, wo sie und Jessica von Bredow-Werndl zwei Goldmedaillen gewonnen haben.

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Und nun beherrschen sie die Dressur-Europameisterschaften in Hagen souverän, haben schon den Titel mit der Mannschaft und im Grand Prix Special am Donnerstag geholt, und wenn alles glatt läuft, kommt an diesem Samstag (13.00 Uhr in der ARD) in der Kür noch ein weiterer dazu, und das alles mit einer Leichtigkeit, die nur möglich ist, wenn nicht nur der Reiter, sondern auch das Pferd Ja sagt zu der Aufgabe.

Weihegold gab Isabell Werth in einem Moment des Schwankens nicht nur Halt. Sie riss sie im Grand Prix Special geradezu mit, half ihr, sich selbst wiederzufinden. So gelang den beiden ein Ritt, wie Werth, die Angreiferin, die Macherin, ihn wahrscheinlich noch nicht oft erlebt hat. Vor der Prüfung, die erst am späten Donnerstagabend stattfand, saß die 52 Jahre alte Titelverteidigerin müde auf einem Stuhl, versuchte etwas zu essen und spürte, dass ihr diesmal die Kraft fehlte, um den gewohnten Kampfgeist aufzubauen.

Bella Rose erkrankt

Im Mannschaftswettbewerb hatten Jessica von Bredow-Werndl und Dalera bestätigt, dass sie zurzeit nicht einzuholen sind. Und es hatte sich abgezeichnet, dass der Kampf um Silber und Bronze hart würde gegen die Dänin Cathrine Dufour mit Bohemian und die Britin Charlotte Dujardin mit Gio. Sie hatte sich schon damit abgefunden: im besten Fall Platz drei – oder gar vier. Der Tag zuvor steckte ihr in den Knochen, als kurz nach der Siegerehrung für die Mannschaften ein Anruf kam, ihr Olympiapferd Bella Rose sei an einer Kolik erkrankt.

Statt mit den anderen den Titel zu feiern, fuhr sie nach Rheinberg zu der Fuchsstute, ihrem Herzenspferd, mit dem sie gerade in Tokio Mannschafts-Gold und Einzel-Silber gewonnen hat, mit dem sie Weltmeisterin und Europameisterin wurde, mit dem sie eisern dreieinhalb Verletzungsjahre durchgestanden hat und das sie mit ihren siebzehn Jahren nächste Woche beim CHIO in Aachen vom Sport verabschieden wollte. Die Kolik, der Horror eines jeden Pferdefreunds, war lebensgefährlich, besonders schwer und schmerzhaft. Bella Rose musste in die Klinik gebracht und operiert werden, Isabell Werth blieb die halbe Nacht bei ihr und fuhr am nächsten Morgen noch einmal hin. Da war Bella Rose aufgestanden und fraß wieder, Gott sei Dank.

Seelischer Rückhalt: Isabell Werth auf Weihegold


Seelischer Rückhalt: Isabell Werth auf Weihegold
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Bild: EPA

Als sie am Abend in die Arena ritten, schenkte Weihegold ihrer Chefin freiwillig das, was diese ihr in vielen anderen Wettkämpfen abgefordert hatte. Die 16 Jahre alte Rappstute, hochglänzend und schön wie eh und je, brillierte mit ihren ausdrucksvollen Bewegungen, Werth staunte. „Es war, als wollte sie sagen: Los, komm jetzt.“ Diesmal war es Weihegold, bekannt als treue, stets leistungsbereite Seele, die den Impuls zum Kämpfen gab.

Zugaben für Bredow-Werndl

„Unterwegs ging’s los, und ich habe alles ausgeblendet“, sagte Isabell Werth. So kam ihre Welt wieder in Ordnung: Bella Rose erholte sich friedlich in ihrer Krankenbox in der Klinik – und auf dem Viereck in Hagen gewann Isabell Werth mit Weihegold die Silbermedaille. „Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mich so mitgenommen hat“, sagte sie. „Es war nicht der einfachste Tag heute.“

Jessica von Bredow-Werndl hingegen strahlte wie in letzter Zeit eigentlich nur noch. Tokio sei die krasseste Herausforderung des Jahres gewesen, alles andere sei Zugabe. Sie habe Dalera entscheiden lassen, ob sie die Europameisterschaft noch dranhängen wolle. „Ich bin nach Tokio nur noch mit ihr ausgeritten“, erzählte sie. „Und wenn wir ausreiten, fängt sie irgendwann an zu bocken. Dann weiß ich, sie will wieder aufs Turnier.“ Das sei diesmal schon nach ein paar Tagen passiert.

Trotz Patzer zum Sieg

Sie selbst war nicht so schnell wieder munter. Sie machte eine Woche Urlaub mit Mann und Kind. „Ich bin krank geworden und habe nur noch geschlafen und gegessen.“ Die dunkelbraune Dalera aber ließ in Hagen wieder alle wissen, wie gern sie sich im Viereck produziert. Schließlich hatten die niedersächsischen Behörden auf dem Turniergelände am Fuß des Teutoburger Waldes 3900 Zuschauer genehmigt – alle geimpft, genesen oder getestet. „So viele Zuschauer waren wir gar nicht mehr gewohnt“, sagte von Bredow-Werndl. Aber Dalera liebe es.

„Als wir eingeritten sind, wurde sie noch größer“, sagte sie. „Im starken Trab musste ich ganz stillhalten, sonst hätte ich sie aus dem Gleichgewicht gebracht. So sehr stand sie unter Feuer.“ Trotz eines Patzers in den fliegenden Galoppwechseln erhielten die beiden im Special von Hagen 84,271 Prozentpunkte und lagen damit wieder weit vor dem Rest Europas. Isabell Werth als Zweite erhielt, allerdings ganz besondere, 81,702. Sich vor Publikum zu produzieren – das liebt auch Weihegold.

Ihre Schlusslinie, in der die Passage, der majestätische Trab, und die Piaffe, die erhabenen Tritte auf der Stelle, zelebriert werden, ist berühmt. Eine Steigerung davon ist die Piaffe-Pirouette, wie sie an diesem Samstag in der Kür zu sehen sein wird. Dabei dreht die Stute sich langsam, sodass sie im Licht funkelt wie ein schwarzer Diamant und es scheint, als würde Weihegold sich selbst feiern.

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