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#Läuft trotz Notbremse

Läuft trotz Notbremse

Das Gallery Weekend war einmal erfunden worden, um den Mehrwert kuratierter Ausstellungen gegenüber dem Angebot in der Messekoje auszuspielen. In der Pandemie gilt es nun aber auch hier verstärkt, Online-Verkäufe zu generieren, denn auf internationale Kundschaft in Präsenz kann das Berliner Format bei der siebzehnten Ausgabe nicht zählen. Deshalb müssen sich die Galeristen daran gewöhnen, ihre Klientel in Zoom-Konferenzen und Webinaren knapp und beredt durch die Ausstellungen zu führen. So berichtet Hannes Schmidt, als Inhaber des Ein-Mann-Betriebs Schiefe Zähne erstmals beim Galerienwochenende dabei, in einer Einführung am Rechner von seiner Schau mit dem Künstler Richard Sides, „The Matrix“.

Die Frage, ob die Weltgemeinschaft bereits in einer großen Bewusstseinstäuschung, wenn nicht gar einer digitalen Verschwörung gefangen ist, behandelt der jüngste Ars-viva-Preisträger mit ganz und gar analogen Mitteln wie historischen Collagen aus dem Magazin „Der Spiegel“ oder einem Roboter aus Pizzakartons, der eine Wand hinauf krabbelt – all dies lässt sich am Bildschirm durchaus darstellen. Der klaustrophobische Eindruck der Schau auf engem Raum ist dann aber doch nur vor Ort zu erfahren (bis 5. Juni; Preise 1500 bis 8000 Euro).

Zum Glück wirkt sich die bundesweite „Notbremse“ für das Gallery Weekend nicht als Vollbremsung aus. Nach dem Prinzip „Klick & Meet“ sind die Galerien nach Anmeldung zugänglich, allerdings nur mit negativem Corona-Testergebnis. Sämtliche neunundvierzig Teilnehmer hoffen allerdings, dass sie ihre vollumfänglich eingerichteten Ausstellungen mit einer Laufzeit von mindestens sechs Wochen demnächst wieder unter gewöhnlicheren Umständen öffnen können; bis auf weiteres fährt das Gallery Weekend auf Sicht und bekräftigt damit, wie nachdrücklich es in einer global umkämpften Agenda an seinem etablierten Frühlingstermin festhält. Der musste 2020 der Pandemie geopfert und in den September verlegt werden.

Professorin und Künstlerpersona: Ashley Hans Scheirl, „Selbstportrait mit Pinsel“, 2018, Acryl auf Leinwand, 175 mal 130 Zentimeter.



Bilderstrecke



Gallery Weekend in Berlin
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Gallery Weekend in Berlin: Läuft trotz Notbremse

Nach erstem Eindruck schlägt sich das Erfolgsformat unter den erschwerten Bedingungen sehr respektabel: Teilnehmer und Ausstellungen präsentieren sich in einem Online-Journal. Die virtuellen Touren für Sammler sind gut frequentiert; an diesem Wochenende werden zahlreiche kostenlose Online-Führungen auch für das Publikum angeboten und können auf der Homepage des Gallery Weekend besucht werden. So anregend und kurzweilig die „Live-Tours“ indessen auch sein mögen, vor allem machen sie Lust auf den Besuch vor Ort. Bei Efremidis taucht Matthis Altmann die Räume in Neongrün und widmet sich dem Co-Working-Space als Sinnbild einer entwurzelten Arbeitsmentalität, deren Widersprüche er mit sarkastischem Geist in hochglanzpolierten Objekten vereint: den Wunsch nach Selbstoptimierung unter dem Druck, jederzeit zur Verfügung zu stehen.

Jene Post-Internet-Art, der die neunte Berlin Biennale 2016 ein eindrückliches Forum geboten hatte, erscheint in der Schau des 1987 in München geborenen Künstlers schon wieder sentimental und nostalgisch angehaucht, der Widerstand von Schriftzügen an den Wänden wie „We won’t work“ nicht wirklich entschlossen, aber smart (bis 12. Juni, 8500 bis 16.500 Euro).

Bei der Sichtung von Ausstellungen online haben es womöglich die kanonisierten Künstler etwas leichter. Ihre Signaturen sind eingeführt und müssen nicht mehr so wortreich erklärt werden, was für die Zeichnungen von George Condo bei Sprüth Magers gilt: An dessen „Linear Expression“ überschriebener Auswahl von kubistischen Akten besteht schließlich kontinuierlich ein stabiles Sammlerinteresse (sie kosten jeweils 200.000 Dollar); zudem hat die Galerie ein Schaufenster eingerichtet, das Robert Elfgen jetzt mit gemalten Landschaften und Fabelwesen einweihen kann.

Manche Galerien reagieren thematisch auf die Pandemie und ihre gesellschaftlichen Einschränkungen wie Esther Schipper mit der Gruppenschau „L’Invitation au voyage“, die vom Reisen in die Ferne oder ins eigene Innenleben erzählt. Das Thema ist in assoziativer Weite gefasst und bietet Anlass für einen museal anmutenden Auftritt von dreizehn Malerinnen. Sehenswert sind die Interieurs von Almut Heise: Was die 1944 geborene Künstlerin um 1970 malte, ist eigenwilliger German Pop und bislang eher Kennern geläufig, was sich ändern sollte. Ihre Arbeiten kosten 60.000 bis 120.000 Euro (bis 27. Juni).

Unbedingt lohnt sich der Besuch in der Galerie Crone mit dem Auftritt von Ashley Hans Scheirl, einer 1956 in Salzburg geborenen Künstlerpersona, die 2017 bei der Documenta prominent in Erscheinung trat. Die offenbar heftigen inneren Auseinandersetzungen, Kämpfe, Dramen um die eigene geschlechtliche Identität bringt Scheirl in einer ungestümen und wolllüstigen Formensprache auf Leinwand und Fototapete. Erst in der Tuchfühlung offenbaren sich die Prozesse, die ihre Werke zwischen Malerei und Fotografie durchlaufen. Seit Jahrzehnten reflektiert die Professorin für „Kontextuelle Malerei“ an der Akademie der bildenden Künste in Wien künstlerisch ihre häufig sich wandelnden Ich-Entwürfe. Erst jetzt aber scheint die Zeit reif, dass ihr Lebensthema in Kunst und Gesellschaft überhaupt angemessen wahrgenommen wird. Im Jahr 2022 ist Scheirl mit ihrer Partnerin Jakob Lena Knebl im österreichischen Pavillon bei der Biennale in Venedig vertreten (bis 18. Juni; Preise 1700 bis 38.000 Euro).

Gallery Weekend, geöffnet am 1. und 2. Mai, 12 bis 19 Uhr. www.gallery-weekend.de

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Ein Kommentar

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