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#Lektionen aus dem 17. Jahrhundert für die Internationalen Beziehungen – zoon politikon

Lektionen aus dem 17. Jahrhundert für die Internationalen Beziehungen – zoon politikon

Im 17. Jahrhundert gab es eine Art Internet. Es funktionierte ohne Mikrochips, Glasfaserkabel und Computer. Es war entsprechend langsam aber trotzdem sehr effektiv. Man kennt dieses Netz heute als die Republik der Gelehrten. Zeit für einen Vergleich.

Die Res Publica Literaria, wie die Republik der Gelehrten ursprünglich in Latein bezeichnet wurde, war ein Netzwerk. Es beschreibt einen extensiven Briefaustausch zwischen Gelehrten. Es gibt eine schöne digitale Visualisierung dieser Korrespondenz. Jürgen und etwas später meine Wenigkeit haben darüber gebloggt. Ergänzt wurde das Gelehrten Netzwerk durch Salons in denen diskutiert, präsentiert, argumentiert, getratscht und Kontakt geknüpft wurden. Befand sich einer dieser Intellektuellen auf Reisen, machte er (und in selteneren Fällen sie) in den wichtigsten Salons und Kaffeehäusern unterwegs Halt. Nicht selten wurden diese Salons übrigens von Frauen betrieben, da dies für sie der gesellschaftlich einfachste oder gar einzige Weg war, an diesem Austausch teilzunehmen.

Dieses Netzwerk erinnert an was wir heute auf Englisch oft als Scientific Community bezeichnen. Sie funktioniert oft nach ähnlichen Prinzipien. Der grosse Unterschied ist natürlich technologischer Natur. Wir haben das Internet, E-Mail, Telefon, bezahlbare Flugverbindungen, Züge, etc. die die Kommunikation in einem für das 17. Jahrhundert kaum vorstellbarem Mass beschleunigt haben.

Die nur langsame Akzeptanz von Änderungen hat wohl ihren Anteil daran, dass sich einige dieser Traditionen wie zum Beispiel der Vortrag oder die Gastvorlesung auf der Durchreise hartnäckig halten. Die gleiche Trägheit können aber auch die Übernahme neuer Methoden verlangsamen oder gar verhindern. Nicht wenige Disziplinen nutzen viele Möglichkeiten der jüngsten technologischen Errungenschaften kaum oder gar nicht. Blogs und Twitter finden vielerorts kaum Beachtung, weder zur Wissenschaftskommunikation, noch zum Austausch unter Spezialistinnen und Spezialisten, noch in der Lehre.

Auch in meinem Fach, den Internationalen Beziehungen, scheint es Widerstand zu geben. Besonders interessant finde ich, wie sich ein Unterschied zwischen der Deutschsprachigen und der Englischsprachigen Welt herausbildet (ein Blick auf meine Blogroll illustriert diese Diskrepanz). Ich wurde vor einer Weile von der Zeitschrift für Internationale Beziehungen (ZIB) um einen Forumsbeitrag zum Thema “Blogs und Internationale Beziehungen” angefragt. Dieser ist nun mit anderen Beiträgen zum Thema in der jüngsten Ausgabe der ZIB erschienen.

Um nicht nur offline über “online” zu diskutieren, hat sich der Verlag bereit erklärt, die verschiedenen Forumsbeiträge der ZIB ins Netz zu stellen. Ich bin dabei mit befreundeten IB Blogs im deutschsprachigen Raum einen Blogkarneval dazu zu organisieren. Dieser ist auf spätestens nächste Woche geplant (IB oder nicht, wer mitmachen will, ist herzlich willkommen, bitte einfach kurze Mail an mich).

Wer meinen Beitrag schon mal lesen möchte, diesen findet man hier:

Die Republik der Gelehrten 2.0 (ZIB 2014/1).

Die anderen Beiträge kann man hier herunterladen. Mehr folgt.

 

 

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Quelle

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