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#Mediziner protestieren mit Offenen Brief gegen Suizid-Film

Mediziner protestieren mit Offenen Brief gegen Suizid-Film

Am Montag zeigt die ARD die Verfilmung des Theaterstücks „Gott von Ferdinand von Schirach“ zur besten Sendezeit im Ersten. Der Film wirft die Frage auf, ob jemand, der seinem Leben ein Ende setzen will, einen Anspruch darauf hat, dass ihm seine Hausärztin ein todbringendes Präparat besorgt. Darüber wird in einer fiktiven Sitzung des Ethikrats, der die Bundesregierung berät, diskutiert. Die Entscheidung legt die ARD den Zuschauern zur Abstimmung vor. Eine Gruppe von Palliativmedizinern und Psychologen übt daran in einem Offenen Brief , der FAZ.NET vorliegt, grundsätzliche Kritik. Der Hauptkritikpunkt lautet, dass von Schirach die falsche Frage stelle. Die Frage lautet nicht, „gibt es ein Recht auf einen Suizid?“ Sie laute vielmehr: „Gibt es einen Rechtsanspruch auf einen assistierten Suizid?“

Michael Hanfeld

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

„Die handelnden Personen“, heißt es in dem Brief, „entsprechen zum Teil einem Zerrbild und auch die Fakten entsprechen zum Teil nicht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Auch fehlen die Positionen der modernen Suizidprävention.“ Im Film tritt der von Matthias Habich gespielte ehemalige Architekt Richard Gärtner auf. Er ist 78 Jahre alt und bei bester Gesundheit, hat aber den Willen zu leben verloren. Er hat das Sterben seiner Frau miterlebt und sieht ohne seine Gefährtin keinen Sinn mehr im Leben. Vertreten wird sein Anspruch von seinem Anwalt Biegler (Lars Eidinger), seine Hausärztin (Anna Maria Mühe) und vor allem der Bischof Thiel (Ulrich Matthes) treten dem Ansinnen entgegen.

Von Schirachs Darstellung der widerstreitenden Personen, insbesondere die des Ärztekammervertreters in „Gott“ erscheint den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Offenen Briefs „ein wenig aus der Zeit gefallen“ – weil es eben nicht um die Grundfrage nach dem Recht auf Suizid, sondern nach dem Rechtsanspruch auf einen assitierten Suizid gehe. Auch werde die Dratsellung dem Umgang mit lebensmüden Patienten und deren Nöten und Sorgen nicht gerecht. Sie „negiert und entwertet die Arbeit von tausenden in Deutschland tätigen Menschen, die als Mediziner, Psychiater, Psychologen, Palliativmediziner, Pflegekräfte, Seelsorger, Mitarbeiter von Hospizen, Krisendiensten und Beratungsstellen, der Polizei, Feuerwehr oder einfach ehrenamtlich engagiert mit suizidalen Menschen zu tun haben“, heißt es in dem Brief.

Diese Menschen kämen „nicht zu Wort. Gerade die Suizidprävention und die Palliativmedizin versuchen den Menschen in seiner Not anzunehmen, mit ihm gemeinsam Wege in der krisenhaften Situation zu finden und mit ihm zu einer selbstbestimmten Entscheidung zu gelangen. Am Ende kann dies – wenn auch eher selten – in einen Suizid münden. Meist finden sich andere Lösungen. Allerdings endet diese Arbeit nicht darin, dem Protagonisten ein Suizidmittel zur Verfügung zu stellen.“

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Offenen Briefs rügen die Darstellung des Falls, bennenen aber auch, worin Ferdinand von Schirach sachlich falsch liege. So senke die die Zulassung des assistierten Suizids keine Suizidraten, wie das Beispiel der Niederlande zeige (Anstieg im Zeitraum von 2003 bis 2016 von 1567 auf 1829). Sie verhindere auch keine „harten“ Suizide. Die Alternative zu einem selbstbestimmten Tod sei nicht, „sabbernd“ und „an Schächen hängend“ im Krankenhaus zu sterben, sondern eine leidensmindernde Behandlung zu erhalten.Die Gabe eines tödlichen Medikaments sei nicht die Alternative zu einem Behandlungsabbruch. Und schließlich sprächen sich deutsche Ärztinnen und Ärzte nicht mehrheitlich für den assistierten Suizid aus.

Unterzeichnet haben den Brief Georg Fiedler (ehemals Therapie-Zentrums für Suizidgefährdete in Hamburg), Arno Drinkmann (Katholische Universität Eichstädt-Ingolstadt), Iris Hauth (Ärztliche Direktorin, Alexianer St. Joseph Berlin-Weißensee), Philipp Lenz (Zentrale Einrichtung Palliativmedizin, Universitätsklinikum Münster), Anne Letsch (Leiterin internistische Onkologie, Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Ute Lewitzka (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden), Bernd Oliver Maier (Chefarzt Med. Klinik III, St. Josefs-Hospital Wiesbaden), Hannah Müller-Pein (Institut für Sozialwesen Universität Kassel), Friedemann Nauck (Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Göttingen), Christoph Ostgathe (Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen), Lukas Radbruch (Direktor Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn), Andreas Reif (Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie), Roman Rolke (Klinik für Palliativmedizin, Uniklinik RWTH Aachen), Henrikje Stanze (Pflegewissenschaft, Fakultät 3 Gesellschaftswissenschaften, Hochschule Bremen), Martin Teising (ehem. International Psychoanalytical University, Berlin), Martin Weber (Palliativmedizinische Abteilung, Universitätsklinikum Mainz), Manfred Woltersdorf (ehemals Ärztlicher Direktor Bezirkskrankenhaus Bayreuth).


Hilfe bei Suizidgedanken


Wenn Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen Sie – auch anonym – mit anderen Menschen über Ihre Gedanken sprechen können.
Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222.

Der Anruf bei der Telefonseelsorge ist nicht nur kostenfrei, er taucht auch nicht auf der Telefonrechnung auf, ebenso nicht im Einzelverbindungsnachweis.

Ebenfalls von der Telefonseelsorge kommt das Angebot eines Hilfe-Chats. Die Anmeldung erfolgt auf der Webseite der Telefonseelsorge. Den Chatraum kann man auch ohne vereinbarten Termin betreten, mit etwas Glück ist ein Berater frei. In jedem Fall klappt es mit einem gebuchten Termin.

Das dritte Angebot der Telefonseelsorge ist die Möglichkeit der E-Mail-Beratung. Auf der Seite der Telefonseelsorge melden Sie sich an und können Ihre Nachrichten schreiben und Antworten der Berater lesen. So taucht der E-Mail-Verkehr nicht in Ihren normalen Postfächern auf.




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