#Nach den Dürrejahren schmerzt nun die Flut
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„Nach den Dürrejahren schmerzt nun die Flut“
Zerstörte Höfe, ertrunkene Tiere, von Schlamm und Geröll überzogene Felder: Die Flutkatastrophe hat auch die Landwirte schwer getroffen. „Die Zerstörung ist riesengroß“, sagt Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau (BWV). „Noch können wir die Schäden nicht genau einschätzen, aber es wird sicherlich in die Milliarden gehen.“ Das genaue Ausmaß werde sich erst in den kommenden Wochen zeigen, wenn das Wasser vollständig abgelaufen sei.
Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands (RLV), geht davon aus, dass allein in seinem Verbandsgebiet im Süden von Nordrhein-Westfalen 2000 bis 2500 Betriebe von den Hochwasserschäden betroffen sein könnten. „In vielen Regionen drohen Ernteausfälle“, sagt er. Das Getreide sei vom Starkregen zu Boden gedrückt worden. „Das erschwert nicht nur die Ernte und vermindert den Ertrag. Lagergetreide kann so oft nur noch als Futtergetreide verkauft werden“, erklärt Conzen. Ob auf Feldern, die von Schlamm und Erde überzogen seien, überhaupt noch geerntet werden könne, sei äußerst ungewiss.
Auch auf vielen Grünlandflächen sei die Ernte vernichtet, sagt BWV-Präsident Horper. Engpässe bei der Versorgung der Tiere drohten derzeit allerdings nicht. „Uns erreichen Futtermittelspenden aus anderen Regionen. Die Hilfsbereitschaft ist groß.“ Vor Herausforderungen stellt die Landwirte allerdings die zerstörte Infrastruktur. „Es gibt Landwirte, die ihre Felder nicht erreichen können. Teilweise kann die Milch nicht von den Höfen abgeholt werden“, berichtet Horper.
Nur zwei Weingüter im Ahrtal verschont
Das Rheinland ist auch Weinregion. Vor allem im Ahrtal haben die Flutwellen ein Bild der Verwüstung hinterlassen. „Bis auf zwei Weingüter hat die Flut alle Winzer getroffen“, sagt Knut Schubert, Geschäftsführer des Weinbauverbands Ahr. Viele der 65 Haupt- und mehreren hundert Nebenerwerbsbetriebe seien völlig zerstört, es gebe keinen Strom, kein Wasser und kein Internet. „Einzelne Weindörfer sind immer noch abgeschnitten und können nur mit dem Hubschrauber erreicht werden“, berichtet Schubert.
Die Vorräte in den Weinkellern sind in Wasser und Schlamm versunken. Hubert Pauly, Präsident des Weinbauverbands Ahr, schätzt, dass die Ernte von anderthalb Jahren im Wert von 50 Millionen Euro zerstört wurde. Umso wichtiger sei es, dass nicht auch die Ernte aus diesem Jahr verloren gehe. Denn trotz der Zerstörung im Tal sind noch rund 90 bis 95 Prozent der Reben in den Steillagen erhalten geblieben.
„Die Winzer arbeiten unter Hochdruck daran, die Weinberge zu retten, doch der Pilzdruck ist enorm“, sagt Schubert. Dass ab Donnerstag voraussichtlich wieder gespritzt werde, entlaste etwas. Zusätzlich müssten aber auch die Blätter von den Reben entfernt werden. Unterstützung bekommen die Winzer im Ahrtal dabei von Weinbautrupps aus anderen Regionen. Die Winzer suchen aber auch freiwillige, ungelernte Arbeitskräfte, die helfen. Selbst wenn es gelingt, die Trauben zu retten, stehen die Weinbauern zur Ernte vor dem nächsten Problem. „Traubenpressen, Apparaturen zum Keltern, Abfüll- und Korkmaschinen sind auf vielen Gütern völlig zerstört“, sagt Schubert.
Mehrgefahrenversicherungen für Landwirte zu teuer
Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sicherte den Landwirten zu, dass auch sie bei den Soforthilfen von Bund und Ländern von 400 Millionen Euro berücksichtigt werden. Um die Liquidität der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern, bietet die Landwirtschaftliche Rentenbank zusätzlich Darlehen zu besonders günstigen Konditionen.
Bei bestehenden Förderkrediten können betroffene Landwirte die Tilgung aussetzen. Sie seien auf staatliche Hilfen und Spenden dringend angewiesen, sagt RLV-Präsident Conzen. Er rechnet damit, dass viele seiner Berufskollegen nicht ausreichend gegen die Schäden versichert sind. Doch das liegt nicht etwa daran, dass die Landwirte unvorsichtig wären. „Es gibt in Deutschland zwar Mehrgefahrenversicherungen in der Landwirtschaft – diese können unsere Betriebe finanziell jedoch nicht allein stemmen.“
Schon die Dürre in den vergangenen drei Jahren hätte die Landwirte viel Substanz gekostet, und es sei davon auszugehen, dass Ertragsschwankungen durch den Klimawandel weiter zunähmen. Conzen fordert deshalb eine Versicherungslösung für Wetterextreme, die vom Staat bezuschusst wird. Die Forderung ist weder neu, noch steht er allein damit da. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) plädiert seit Jahren für eine Förderung, wie es sie etwa in Frankreich, Spanien und Österreich gibt.
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