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#„Nach der Pandemie werden wir wieder in Vergessenheit geraten“

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„Nach der Pandemie werden wir wieder in Vergessenheit geraten“

Sie habe immer damit gerechnet, dass die zweite Welle komme, sagt Antonia Seifert, 35 Jahre alt und Krankenschwester auf der Covid-19-Intensivstation einer Uniklinik im Südwesten Deutschlands. Aber dass sie so früh beginne, so schlimm werde und so lange dauere, habe sie nicht erwartet. Rund um Silvester der Tiefpunkt: Innerhalb einer Woche verlieren sie und ihre Kollegen elf Patienten. „Ich hatte das Gefühl, mir rinnt das Leben durch die Finger.“

Britta Beeger

Seifert sieht die Angst in den Augen der Patienten, die intubiert und künstlich beatmet werden müssen. Sie opfert sich auf, steckt oft stundenlang unter voller Schutzmontur, die keine Luft rein oder raus lässt, unter der sie schwitzt und nur schwer atmen kann. Mit dem Rücken hat sie schon länger Probleme, jetzt kommt noch Bluthochdruck hinzu. Und die enorme seelische Belastung.

Besonders schwer ist es für Seifert, die eigentlich anders heißt, wenn sie nichts mehr tun kann, der Patient am Ende also allein um sein Leben kämpfen muss. Die Klinik ermöglicht den Angehörigen, den Sterbeprozess zu begleiten, doch die Verwandten sind zum Teil selbst infiziert, haben Angst vor einer Ansteckung oder schlicht nicht die Kraft. Seifert möchte an der Seite ihrer Patienten sein, nur: „Es ist zu wenig Zeit.“ Manche Menschen, erzählt sie mit leiser Stimme, seien deshalb allein gestorben. Zeit, all das zu verarbeiten, bleibt ihr kaum. Wird ein Bett frei, ist es kurz danach wieder belegt.

Seit 13 Jahren ist Seifert Intensivkrankenschwester, doch so oft wie in den vergangenen Monaten habe sie noch nie überlegt, die Pflege zu verlassen, sagt sie. Damit ist sie nicht allein. Schon vor Corona war der Frust sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege zum Teil groß. Inzwischen ist vor allem Enttäuschung zu spüren: darüber, dass sich nach einem Jahr Pandemie und trotz aller Hilferufe an den Arbeitsbedingungen nichts geändert habe. „Viele Pflegekräfte haben das Vertrauen verloren, dass das jemals passiert, sind nach anfänglicher Wut jetzt nur noch müde“, sagt Natalie Sharifzadeh, Geschäftsführerin der Region Nordost beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe. Auch Intensivpflegerin Seifert befürchtet: „Nach der Pandemie werden wir wieder in Vergessenheit geraten.“

Alarmierende Zahlen in Umfragen

Für die Gesundheitsversorgung in Deutschland könnte diese Stimmung zu einem ernsten Problem werden. In einer Umfrage des Berufsverbands gaben im Dezember 32 Prozent von knapp 3600 befragten Pflegekräften an, häufig darüber nachzudenken, ihren Pflegeberuf aufzugeben. 30 Prozent der Befragten arbeiten auf einer Intensiv- oder einer Covid-19-Station. In einer anderen aktuellen Umfrage kommt die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg zu dem Ergebnis, dass 17 Prozent der Pflegekräfte keine Motivation mehr für ihren Job sehen und aus dem Beruf aussteigen könnten – auch das wäre noch jede Sechste. Fachgesellschaften und die Politik zeigen sich insbesondere mit Blick auf die Krankenhäuser alarmiert. Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, warnt vor „katastrophalen Folgen“.

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