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#Nachruf: Ali Mitgutsch ist tot: Er führte die Kinder in die Gärten der Fantasie

Nachruf: Ali Mitgutsch ist tot: Er führte die Kinder in die Gärten der Fantasie



In den Bildern von Ali Mitgutsch passierte vieles und alles gleichzeitig. Mit 86 Jahren ist er nun in München gestorben.

Generationen von Kindern verdanken ihm ihren ersten Blick auf die Welt: auf den Zoo mit den streitenden Affen im Käfig und die Elefanten, die sich gegenseitig mit Wasser besprühen; auf den Hafen, wo der Fischer auf seinem Boot den frischen Fang verkauft und nebendran die Kinder Fangen spielen; auf den Flughafen, wo die Passagiere gerade ein Flugzeug verlassen, während schon die Putzkolonne mit ihren Besen anrückt; ins Schwimmbad, wo zwei Jungen einen dritten ins Wasser schmeißen und der Eismann eine Kiste mit Eiswaffeln heranschleppt. Und meist war da auch ein kleiner Junge, der einfach irgendwohin pinkelte.

Vieles passierte auf den bunten Bildern von Ali Mitgutsch und alles passierte gleichzeitig. Das war das Konzept seiner Bilderbücher, mit denen der Münchner Illustrator etwas ganz neues für Kinder schuf: Wimmelbücher. International hatte er mit diesen Büchern ohne Worte Erfolg, allein in Deutschland wurden mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft. „Meine Wimmelbücher sind gemacht, um die Kinder in die Gärten der Fantasie zu führen, dass sie selbst weitermachen“, sagte er einmal.

Immer von oben betrachtete der Zeichner dabei das Leben „Rundherum in meiner Stadt“ – so der Titel seines ersten Buches, das 1968 erschien. Aber von oben herab war der Blick von Mitgutsch dabei keinesfalls. Vielmehr vermittelte er frech, witzig und ungemein liebevoll einen Ausschnitt aus dem prallen Leben. Der Schalk, der ihm selbst immer im Nacken saß, den konnte Mitgutsch dabei nie verhehlen.

Mitgutsch litt unter den Schikanen der anderen Kinder

Am 21. August 1935 kam Afons Mitgutsch in München als jüngstes von vier Kindern zur Welt. Ali wurde er von seinen Geschwistern gerufen, weil er häufig verdreckt vom Spielen heimkam und seine Mutter dann sagte: „Du siehst ja aus wie der Ali Baba und die vierzig Räuber.“

Gegen Kriegsende zog die Familie wegen der Bombenangriffe ins Allgäu. Dort litt der schüchterne Ali unter den Schikanen der anderen Kinder. „Ich wanderte durch die Auen und den Wald allein und träumte mir die Abenteuer, die ich in Wirklichkeit nicht erlebt habe, weil ich keine Freunde hatte“, erinnert sich der Künstler. „Da träumte ich mir zwei Freunde, einen dicken, großen, starken, der mir half, und einen kleineren, frecheren, schlaueren, der mir immer die besten Ausreden zuflüsterte. Mit denen habe ich dann so meine Abenteuer erlebt.“

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Hunger und Not lernte er, wieder zurück in München, den Nachkriegsjahren kennen, aber auch die Trümmerlandschaft der Stadt, die er wie einen großen Abenteuerspielplatz erkundete. Vielleicht schärfte sich hier schon der Blick für die Besonderheiten im Kleinen, die er später in seinen Bildern festhielt.

Mitgutsch bereiste die Welt, kehrte aber immer wieder nach München zurück

Die Lust am Erzählen verdankte Mitgutsch aber seiner Mutter. „Sie hüllte uns regelrecht ein mit ihren Worten, und wir gaben uns ihnen ganz und gar hin und fühlten uns darin geborgen“, erinnerte sich Mitgutsch in seinen Kindheitserinnerungen „Herzanzünder“. „Egal wie steil der Weg war, ob große Hitze oder bittere Kälte herrschte oder von welcher Not unsere kleine Familie gerade heimgesucht wurde – Mutter behütete uns auf ihre ganz eigene Art mit ihren Geschichten und lockte uns mit ihnen in eine andere, wundersame Welt.“

Die echte Welt erkundete der junge Mitgutsch dann nach seinem Grafikstudium in fernen Ländern, in Japan, Ägypten, Indien. Aber immer wieder kehrte er zurück nach München, wo er auf der Auer Dult hoch oben im Riesenrad zu seinem ersten Wimmelbild inspiriert wurde.

Jetzt hat der freundliche Mann mit dem buschigen Schnauzbart und der bunten Kappe auf den Haaren den Zeichenstift für immer aus der Hand gelegt. Am Montag ist Ali Mitgutsch, der Vater der Wimmelbücher, mit 86 Jahren gestorben.

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