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#Nadia Wölfel: ‚Lenßen übernimmt hat mit früheren Formaten nicht mehr viel gemein‘

Nadia Wölfel: ‚Lenßen übernimmt hat mit früheren Formaten nicht mehr viel gemein‘

Am Montag startet die zweite «Lenßen übernimmt»-Staffel bei Sat.1. Mit der Produzentin Wölfel sprach Quotenmeter unter anderem über die Entwicklung der Lenßen-Formate.

Sie sind verantwortlich für die neue Staffel der SAT.1-Serie «Lenßen übernimmt». Auf welche Geschichten können wir uns freuen?
Analog Staffel eins kämpft Ingo Lenßen auch in Staffel zwei für die Rechte des „kleinen Mannes“, der – meist unverschuldet – in Not geraten ist. Die juristischen Themen sind bei 100 Folgen breit gefächert: Es geht um Sorgerecht, Mietrecht, Arbeitsrecht und viele Bereiche mehr.

Wir erzählen zum Beispiel die Geschichte einer dreifachen alleinerziehenden Mutter, deren Kinder unangekündigt vom Jugendamt in Obhut genommen werden und die mit Ingo Lenßens Hilfe Widerspruch gegen die Inobhutnahme einlegt. Wir begleiten eine gerade mal 21-jährige junge Frau, die mit Ingo Lenßens Unterstützung, um die Vormundschaft für ihre neun- und siebenjährigen Geschwister kämpft, die von der alkoholkranken Mutter vernachlässigt werden. Wir erzählen die Geschichte einer Mutter, die Ingo Lenßen eigentlich wegen des Schulverweises ihres Sohnes um Hilfe bittet, letztlich aber verzweifelt erkennen muss, dass ihr Ex-Mann den gemeinsamen Sohn mit rechtem Gedankengut vollstopft und für seine Ziele missbraucht. Die zuletzt genannte Folge ist eines meiner Highlights aus vielen Jahren Daytime-Fernsehen, da wir es geschafft haben, ein gesellschaftlich hochrelevantes und viel zu lange tabuisiertes Thema so umzusetzen, dass wir eine klare Message gegen Rassismus senden. Ich habe Ingo Lenßen in seiner langen TV-Karriere selten so stark und positioniert erlebt.

Die erste Staffel beinhaltete ja nur 20 Storys. Welche Lehren ziehen Sie aus Staffel eins?
Wir sind froh, dass wir sowohl in Staffel eins als auch in Staffel zwei trotz der Pandemie alle Geschichten realisieren konnten, die wir wollten. Was aufgegangen ist, ist die klare Entscheidung, im Format «Lenßen übernimmt» keine überhöhten Geschichten, sondern alltagsnahe und relevante Geschichten aus der Lebenswirklichkeit unserer Zuschauer:innen zu erzählen. Richtig war außerdem, auf dem Scharnier-Sendeplatz zwischen Daytime und Access nicht nur auf Spannung und Tempo, sondern vor allem auf Emotion und Nähe zu setzen, um die für den Slot nötige Reichweite aufzubauen. Zu diesem Schritt gehörte Mut und ich freue mich sehr, dass SAT.1 diesen Weg mit uns gegangen ist und dass wir Recht behalten haben. Ganz offenbar konnten sich die Zuschauer:innen mit den Inhalten identifizieren. Und Ingo Lenßens Strahlkraft ist ungebrochen.

Ich begleite das Team um Ingo Lenßen schon fast 20 Jahre. Was hat sich in den vergangenen Jahren bei der Produktion verändert?
Das Format «Lenßen übernimmt» hat mit den Daytime-Formaten früherer Jahre nicht mehr viel gemein. Die Plots liegen deutlich näher an der Lebensrealität unserer Zuschauer:innen. Die Zeiten von überdrehten Geschichten, Schreifernsehen, schlechtem Laiencast und Wackelkamera sind vorbei. Unsere Autor:innen verbringen viel Zeit damit, juristische Hintergründe zu recherchieren und plotten sehr viel stärker aus den Figuren heraus. Wir haben Schauspielcoaches am Set, die mit unserem Episodencast arbeiten. Und auch eine begleitende Reportagekamera in einem Daytime-Format kann sehr gut aussehen. Es ist schön zu spüren, wie real sich die Geschichten anfühlen und dass Ingo Lenßen im Format nicht Schauspieler sein muss, sondern Anwalt, Mensch und er selbst sein kann. Parallel haben diese Entscheidungen erfreulicherweise zur Folge, dass ich immer weniger Imagediskussionen zum Genre Scripted Entertainment führen muss. Diese Diskussionen interessieren vielleicht noch ein paar wenige Medienschaffende mit Standesdünkel, aber weder die Zuschauer:innen noch mich. Wir können uns bei „Lenßen übernimmt“ um das Wesentliche kümmern: die Inhalte.

SAT.1 bestellte gleich 100 neue Episoden. Wie schätzen Sie dieses Vertrauen des Senders?
Ich schätze dieses Vertrauen ungemein. In Zeiten der Pandemie und des budgetären Drucks erachte ich diese Beauftragung als ganz und gar nicht selbstverständlich und habe mich sehr darüber gefreut. Die Teams bei SAT.1 und bei der UFA Serial Drama arbeiten gemeinsam hart am Format. Die Zusammenarbeit ist leidenschaftlich und natürlich reibt man sich aneinander, aber genau das wird uns hoffentlich auch in Staffel zwei nach vorne bringen. Zusammen mit SAT.1 freuen wir uns auf den Staffelstart am Montag mit einem gemeinsamen Getränk via Teams und auf ein hoffentlich erfolgreiches Line-up im Doppelpack mit «K11».

«Lenßen übernimmt» wurde in zwei unterschiedlichen Phasen der Pandemie produziert. Wie haben sich die Dreharbeiten verändert?
Die Dreharbeiten werden ständig an die geltenden Vorgaben der Berufsgenossenschaft angepasst, laufen aber im Grundsatz unverändert gegenüber Staffel eins und sehr routiniert ab. Nach wie vor gelten die gängigen Abstands- und Hygieneregeln und sowohl der Hauptcast als auch alle Episodencasts und das komplette Team werden bei Ankunft am Set oder im Büro von Coronaschutzbeauftragten getestet – unabhängig davon, ob die Personen bereits geimpft sind oder nicht. Die Abläufe sind jetzt noch eingespielter als im letzten Sommer. Der Schutz vor Corona ist ein normaler Teil des Produktionsalltags geworden.

Spielt das Thema Corona in «Lenßen übernimmt» eine Rolle?
Wir erzählen keine Pandemie, aber natürlich richten wir die Geschichten auf die Probleme aus, mit denen die Zuschauer:innen in der aktuellen gesellschaftlichen Situation am meisten kämpfen. Themen wie Sorgerechtsstreitigkeiten, fehlende Unterhaltszahlungen nach Arbeitsplatzverlust, Gewalt im häuslichen Umfeld oder Kindeswohlgefährdung sind in Zeiten des Lockdowns und geschlossener Schulen leider sehr aktuell. Auch wenn es noch keine statistischen Auswertungen gibt, versuchen wir zu erspüren, welche Themen für die Zuschauer:innen aktuell die größte Relevanz haben und welchen Service wir anbieten müssen, um zu helfen. Auch Ingo Lenßen selbst hat im realen Leben im Moment mehrere Anfragen von Mandat:innen auf dem Tisch, denen die Kinder entzogen werden sollen.

Ihre Produktion mit Ingo Lenßen ist ein Hit bei den über 50-Jährigen und fuhr nur vereinzelt gute Werte bei den 14- bis 49-Jährigen ein. Altert das Publikum mit Herrn Lenßen?
Sowohl SAT.1 als auch wir als UFA Serial Drama waren mit den erzielten Werten der Teststaffel sehr zufrieden. Bei den Gesamtzuschauern war die Pilotstaffel überdurchschnittlich erfolgreich, bei den 14- bis 49-Jährigen lagen wir auf Senderschnitt, was für die frühe Access in SAT.1 nicht selbstverständlich ist. Wir konnten uns innerhalb der vier Testwochen außerdem kontinuierlich steigern, was für eine hochvolumigere Folgestaffel meist Gutes verspricht. Wir glauben sehr an das Format und sind zuversichtlich: Ingo Lenßen bringt quer durch alle Altersgruppen eine große Fanbase mit, ist auch auf seinem TikTok-Kanal bei den Jüngeren beliebt und sein Team aus Sarah Grüner und Ben Handke wird mit steigender on Air-Zeit hoffentlich zusätzlich junge Zuschauer:innen ziehen.

Gibt es seitens SAT.1 überhaupt noch Quotenforderungen oder muss das Gesamtbild passen? Starke Marke + Inhalte für Joyn = Erfolg?
Ganz so einfach ist es leider nicht (lacht). Wir arbeiten mit SAT.1 auf einer sehr vertrauensvollen Basis und beide Seiten wissen, dass man Erfolg nicht über Quotenforderungen erzeugt, sondern über relevante Inhalte, einen starken USP, Erzählen auf Augenhöhe, ein glaubwürdiges Gesicht und hundertprozentige Authentizität. Mit Quotenforderungen steht man sich selbst im Weg. Wenn die Inhalte stimmen, die Geschichten nicht überhöht, sondern genauso realitätsnah sind, wie die in Ingo Lenßens echter Kanzlei, wenn man in den Folgen Ingos Berufung und sein Herzblut spürt, wenn man sich wünscht, dass er am nächsten Tag auch im eigenen Wohnzimmer auftaucht und einem bei juristischen Problemen zur Seite steht, dann stimmen am Ende normalerweise auch die Performance und die Vermarktbarkeit. Der Erfolg kommt immer aus dem Inhalt.

Bei 100 neuen Episoden kann es Themen-Überschneidungen geben. Wie lösen Sie diesen Konflikt im Autorenraum?
Das ist tatsächlich ein Thema, insbesondere, da das Storydepartment über Berlin, Köln, München und Wien verteilt sitzt, alle Pitches und Feinplots per Teams entstehen und man nicht mal eben ins Büro nebenan gehen kann, um Überschneidungen zu besprechen. Wir haben direkt zu Staffelbeginn eine Liste eingeführt, in der die Autor:innen ihre Themen und Anrecherchen laufend eintragen und aktualisieren, so dass immer alle auf dem Laufenden sind. Es gibt außerdem Chatgruppen innerhalb des Teams, in denen hart um die Themen gekämpft wird. Letztlich sind wir uns aber bis jetzt immer einig geworden und haben starke Fälle im Zweifel in der Timeline ein wenig nach hinten geschoben. Im realen Leben gibt es ja leider auch nicht nur ein Paar, das sich um den Unterhalt für die Kinder streitet…

Nicht nur Ingo Lenßen arbeitet von seinem mobilen Büro aus mit Hilfe seines Tablets und Smartphones auch Ihr Alltag wurde durch die Pandemie verändert. Wie kommen Sie mit diesen Veränderungen zurecht?
Wir kommen tatsächlich sehr gut zurecht, ich bin das Thema aber auch von Anfang an sehr bewusst und mit einer klaren inneren Haltung angegangen. Ich wollte eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und Nähe innerhalb des Teams schaffen – trotz räumlicher Distanz. Mir war klar, dass es eine große Herausforderung wird, das Team für eine neue tägliche Produktion online aufzubauen. Ein Team, das kreativ miteinander arbeitet, lebt ja immer auch über die Nähe zueinander – das Format «Lenßen übernimmt» gab es aber vor Corona noch nicht, das Team hatte in dieser Formation noch nicht zusammen gearbeitet und wir konnten entsprechend nicht oder nur zum Teil von einer vorher aufgebauten Nähe zehren. Viele digitale Pitches, Plotrunden, Produktionsbesprechungen und Kaffees später habe ich gelernt: Was zählt, ist die gemeinsame Vision. Man muss nicht zusammensitzen, um ein starkes Format hochzuziehen.

Viel Erfolg!

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