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#Nahostdebatte in Deutschland: Erleben Sie gerade verstärkt Rassismus?

Jetzt sei er wieder nur der antisemitische Araber, sagt Mahmoud Hassino. Seit acht Jahren, sagt der Berliner in der Süddeutschen Zeitung, freue er sich, Staatsbürger einer Demokratie zu sein. Doch seit den Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober werde er in eine Schublade gesteckt: „Ich bin nicht bereit, die Hamas auf deutschen Druck hin zu verurteilen, weil das unterstellt, dass ich sie gut finde – was ich nicht tue.“ 

So wie Hassino geht es derzeit vielen Menschen in Deutschland, die migrantisch oder muslimisch gelesen werden. Sie sehen sich pauschalisierenden Aussagen gegenüber: Der Antisemitismus hierzulande sei überwiegend durch Migration oder Geflüchtete erstarkt, so äußerten sich etwa der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz oder Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger.  

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte kürzlich alle palästinensischen und arabischstämmigen Menschen in Deutschland zu einer Distanzierung von der Hamas und von antisemitischem Gedankengut auf. Zwar betonte er, dass es keinen Generalverdacht gegen Muslime geben dürfe. Aber Betroffene empfinden solche Bekenntnisaufforderungen oftmals als genau das. 

Fakt ist, dass Antisemitismus ein weitverbreitetes Phänomen ist. Doch die Cambridge-Soziologin Esra Özyürek befürchtet, dass antisemitisches Denken einseitig einer Bevölkerungsgruppe zugeschoben werde. Deutschland lade die historische Schuld bei Muslimen ab, sagt Özyürek in einem Interview bei ZEIT ONLINE: „Das ermöglicht weißen Deutschen, weiter etwas gegen den Antisemitismus in der Welt zu tun und sich selbst nicht infrage stellen zu müssen. So ist der Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland zu einer Möglichkeit geworden, rassifizierte Gruppen aus der Gesellschaft zu drängen.“ 

Neben der politischen Debatte stehen auch die anfänglichen Verbote von propalästinensischen Demonstrationen in der Kritik, etwa von Amnesty International. Die vielen Menschen, die ihre Trauer, ihre Angst und ihre Meinung ausdrücken wollten, würden so in ihrem Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit beschränkt. Der Lehrer Mansur Seddiqzai berichtete in einem Gastbeitrag für ZEIT ONLINE von Eltern mit Migrationserfahrungen, die ihren Kindern verboten hätten, über den Krieg in der Schule zu sprechen. Auch das Kufija-Verbot an Berliner Schulen habe bei Betroffenen und Muslimen die Angst davor verstärkt, ihre Meinung kundzutun. 

Wir wollen mit Menschen sprechen, die im Kontext der Nahostdebatte
Rassismus erfahren haben, etwa antimuslimischen oder antiarabischen: Wie
erleben Sie die Nahostdebatte in Deutschland? Inwiefern hat sie
Einfluss auf Ihren Alltag? Wurden sie in konkreten Situationen zur
Distanzierung von der Hamas oder Antisemitismus aufgefordert, etwa am Arbeitsplatz oder auf
Social Media? Haben Sie Ihre Meinung oder Gefühle geteilt, und es hatte Konsequenzen? Machen Sie sich Sorgen um Ihre berufliche Zukunft, künftige Aufträge oder gar um Ihre Aufenthaltserlaubnis? Und wie blicken Sie auf den zunehmenden Rassismus in
Deutschland?

Haben Sie Angehörige im Gazastreifen oder dem betroffenen Kriegsgebiet? Wenn ja, welche Erfahrungen haben Sie in den letzten Wochen gemacht? Inwiefern konnten Sie Ihre Gefühle und Meinung teilen?

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