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#Neuburg: Mayday! Wie ein ziviles Flugzeug in Neuburg notlandete

„Neuburg: Mayday! Wie ein ziviles Flugzeug in Neuburg notlandete“



Im Februar musste ein ziviles Kleinflugzeug auf dem Geschwader-Flugplatz in Neuburg notlanden. Entscheidende Hilfe für den Piloten gab es von einem Ex-Phantompiloten aus der Luft.

Es war ein sonniger Samstagnachmittag im Februar, als plötzlich auf einer Funkfrequenz ein Hilferuf eines zivilen Kleinflugzeuges zu hören war. Der Pilot hatte Fahrwerksprobleme. Zu diesem Zeitpunkt war auch der Luftsportverein (LSV) JG 74 am Platz und hatte Flugbetrieb angemeldet. Oliver Becker, ehemaliger Phantompilot und zu diesem Zeitpunkt aktiv in der Reservedienstleistung beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74, ist ein begeisterter Freizeitflieger. Er bereitete sich nahezu zeitgleich auf den Sinkflug zu seinem Zielflughafen Neuburg vor, als er den Funkspruch hörte.

„Ich entschloss mich zu helfen, da bei mir noch genügend Treibstoff im Tank war. Ich machte mich auf den Weg, um mir aus nächster Nähe ein Bild von dem Fahrwerksproblem zu machen. Ich habe an der Stimme wahrgenommen, dass der Pilot Hilfe benötigt“, erinnerte sich Becker.

Ziviles Kleinflugzeug muss in Neuburg notlanden

Die defekte Maschine sollte an diesem Tag von Donauwörth-Genderkingen nach Dingolfing überführt werden. Dadurch, dass das Fahrwerk nicht mehr vollständig ausfuhr, war eine normale Landung jedoch nicht mehr möglich. Als Becker beim Flugzeug eingetroffen war, versuchten die Piloten das Problem gemeinsam zu lösen. Bei der äußeren Sichtinspektion stellten sie fest, dass nur eines der Hauptfahrwerke sowie das Bugfahrwerk nur partiell ausgefahren wurden. Mehrere Versuche, das Problem in der Luft zu lösen, schlugen fehl.

Eine andere Lösung musste her, und es blieb nur noch eine Möglichkeit, um das Flugzeug auf den Boden zu bekommen: eine Landung mit eingefahrenem Fahrwerk, eine sogenannte Bauchlandung. Doch diese kann bei einem ungünstigen Winkel durch Auf- oder Abwind oder eine ungeschickte Bewegung am Steuer durch den Piloten gravierende Folgen haben. Die Gefahr einer Bruchlandung ist groß, eine Rettungskette unbedingt erforderlich, um im Fall der Fälle eine schnelle Erstversorgung sicherzustellen.

Oliver Becker

Foto: Taktisches Luftwaffengeschwader 74

„Diese Rettungskette hätte der Pilot an seinem Heimatflughafen Dingolfing so nicht vorgefunden“, sagt Becker. „Aufgrund der vorangeschrittenen Zeit bis zum Sonnenuntergang und der Tatsache, dass Neuburg für solche Notverfahren ausgestattet ist, entschieden die Piloten, in Neuburg zu landen. Außerdem ist das Team vom LSV sehr eng mit dem Geschwader verknüpft, da sehr viele Soldaten im Verein fliegen und eine Rettungskette daher gut eingeleitet werden konnte,“ erklärt Becker. Durch die Alarmrotte sind der Tower und die Flugplatzfeuerwehr an 365 Tagen und 24 Stunden täglich in Bereitschaft, und es ist sichergestellt, dass die Erstversorgung unverzüglich anlaufen kann. Zudem gibt es für Kleinflugzeuge eine Graspiste, die sich sehr gut für Bauchlandungen eignet.

Notlandung auf dem Flugplatz des Geschwaders in Neuburg-Zell

Becker informierte zuerst den Flugleiter vom LSV, da dieser ein ehemaliger Fluglotse ist und sich noch gut mit der Rettungskette auskennt. Zum großen Glück war Flugsicherheitsmeister Michael Haase auch am Platz. Er ist ebenfalls Mitglied im LSV JG 74 und arbeitet am Wochenende gerne an den Vereins-maschinen. „Alle Notmaßnahmen am Boden konnten somit schnell koordiniert werden.“

An einen ruhigen Samstagnachmittag war jetzt auch für Stabsfeldwebel Haase nicht mehr zu denken. Jetzt koordinierte er parallel die weiteren Verfahren der Luftnotlage. Sofort machte er sich auf dem Weg in sein Büro, schnappte sich sein Funkgerät und seinen VW-Bus. Mit Blaulicht brachte er sich zusammen mit der Feuerwehr auf die für Rettungskräfte vorgesehene Warteposition des Flugplatzes, um im Notfall schnellstmöglich eingreifen zu können. Mit dem Flugsicherheitsmeister und der Feuerwehr tätigte er hier die letzten Absprachen. „Wir sind vorbereitet und warten auf euch!“ Mit diesem Anruf informierte Haase seinen Kameraden in der Luft. Jetzt hieß es warten.

Mit der Sicherheit, dass am Boden alles für die Landung vorbereitet war, konnte der Pilot nun mit der Landephase beginnen. „Das Wichtigste war, ihm Sicherheit zu vermitteln, wie wir den weiteren Ablauf gemeinsam durchführen würden“, so Becker. Es galt vor allem, ruhig und besonnen zu agieren.

„Zusammen haben wir mehrere Anflüge am Platz gemacht. So konnte der Pilot mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut machen und sich einprägen, wo er mit der Maschine zwischen Runway und Taxiway auf der Graspiste landen konnte. Auch die Tatsache, dass die Rettungskräfte bereits bereitstanden, gab dem Piloten der defekten Maschine Sicherheit“, erinnerte sich Becker. Der Moment war gekommen, der entscheidende Anflug erfolgte. Per Funk wurde ein letztes Mal der Flugleiter informiert, dass der Moment der finalen Landung gekommen sei. In einer „Chase-Formation“, in der das zweite Flugzeug etwas höher mit Abstand zu dem Notfallflugzeug fliegt, steuerten beide Maschinen auf die Landebahn des Flugplatzes zu.

Michael Haase

Foto: Taktischen Luftwaffengeschwader 74

„Man hat in diesem Moment eine Stecknadel fallen hören können“, erinnerte sich Haase kurz vor dem Aufsetzen der Maschine ohne Fahrwerk. Sofort machten sich die Rettungskräfte auf dem Weg zum Piloten, um die Erstversorgung sicherzustellen. Glücklicherweise blieb dieser unverletzt, zudem landete seine Maschine nahezu unbeschädigt auf der Graspiste. Es traten keine Schmier- oder Kraftstoffe aus, es war kein Flurschaden zu verzeichnen – eine perfekt geglückte Notlandung!

Notlandung in Neuburg-Zell endet ohne Flurschaden

Ungeachtet der anlaufenden Rettungsmaßnahmen landete die zweite Maschine von Oberstleutnant Becker ebenfalls unbeschadet auf ihrem Heimatflughafen. Sichtlich erleichtert bedankte sich der Pilot der Unglücksmaschine bei seinem „Wingmen#en“ und den weiteren Helfern vor Ort, die ihn bis zum letzten Moment zur Seite standen.

Nachdem der erste Schock überwunden war, hoben die Feuerwehrkräfte das Flugzeug hoch, und das Fahrwerk wurde manuell aus dem Fahrwerksschacht gezogen. Da es sich um ein ziviles Flugzeug handelte, wurde mittels einer Sofortmeldung die zuständige Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) informiert. Der Vorfall wurde als „Störung“ eingestuft. Der defekte Bauteil der Unglücksmaschine wurde bereits getauscht und die Untersuchungen abgeschlossen.

Die sehr gute Koordination zwischen Bundeswehr und Vereinsmitgliedern vom Luftsportverein verhinderten hierbei größere Schäden. „Wichtig ist, dass man jederzeit professionelle Hilfe an einem Bundeswehrstandort bekommt, falls man sich in einer Notlage befindet. Wenn der Platz offen ist, wird dies mithilfe des Kontrollturms koordiniert. Außerhalb der Öffnungszeiten sind es oftmals die Luftsportgruppen, welche eng mit dem Geschwader zusammenarbeiten und helfen können“, zieht Oliver Becker ein Fazit.

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