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#Offenbar kaum Frontverschiebungen am Wochenende

„Offenbar kaum Frontverschiebungen am Wochenende“

Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits etwa zehn Millionen Menschen, ein Viertel der Gesamtbevölkerung, auf der Flucht. Das teilte der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Filippo Grandi, am Sonntag mit. Knapp 3,4 Millionen sind laut UNHCR ins Ausland ge­flohen, davon 2,1 Millionen nach Polen. Die übrigen sind innerhalb der Ukraine unterwegs. Laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF sind unter den Kriegsflüchtlingen im Ausland 1,5 Millionen Kinder. Die Gefahr, dass diese Opfer von Menschenhändlern würden, sei „real und nimmt zu“.

Gerhard Gnauck

Politischer Korrespondent für Polen, die Ukraine, Estland, Lettland und Litauen mit Sitz in Warschau.

Am Wochenende haben sich die russischen Besatzer und die ukrainischen Verteidiger abermals an vielen Frontabschnitten Gefechte geliefert. Zu größeren Verschiebungen der Front kam es offenbar nicht. Das amerikanische Institute for the Study of War (ISW) schrieb am Samstagabend, militärisch sei „eine Pattsituation im größten Teil der Ukraine“ in greifbarer Nähe. Von westlichen Medien verbreitete Satellitenbilder zeigten Erdarbeiten der russischen Truppen; die Bilder sollen demnach illustrieren, dass die Russen sich nordwestlich von Kiew „eingraben“ und Erdwälle errichten.

Eine Kunstschule in Mariupol bei Bombenangriff zerstört

Gekämpft wurde weiterhin um die von russischen Truppen seit Beginn des Monats eingeschlossene und täglich beschossene Großstadt Mariupol am Asowschen Meer. Berichten zufolge sollen die Kämpfe in den vergangenen Tagen das Stadtzentrum erreicht haben. In Mariupol sind nach Angaben der städtischen Internetseite 0629.com.ua vom Sonntag bisher etwa 4000 Zivilisten ums Leben gekommen. Ein Berater des Bürgermeisters Wadym Bojtschenko sagte allerdings, die von den Behörden in einer Situation ständiger Kämpfe be­stätigten Todeszahlen seien viel zu niedrig. Man müsse eher mit 20.000 toten Zivilisten in der Stadt rechnen, die in Massengräbern beigesetzt worden seien, unter anderem in einem zentral gelegenen Park.

Am Samstag ist nach Angaben des Stadtrats eine Kunstschule in Mariupol Ziel eines Bombenangriffes geworden. 400 Menschen hätten dort Schutz ge­sucht, darunter Frauen, Kinder und Äl­tere, teilte der Stadtrat am Sonntag im Messengerdienst Telegram mit. Das Ge­bäude sei bei dem Angriff zerstört worden. „Menschen liegen noch immer unter den Trümmern.“ Es wurden zunächst keine Angaben zu Opfern gemacht. Der Stadtrat machte russische Truppen dafür verantwortlich. In Mariupol mit seinen 400.000 Einwohnern, von denen die Mehrheit immer noch in der Stadt sein soll, war zuletzt auch ein Theater bombardiert worden, in dem Menschen Schutz vor Luftangriffen ge­sucht hatten. Später wurden Verschüttete gerettet. Seit Tagen ist unklar, wie viele Tote und Verletzte es bei diesem Vorfall gab.

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Der ukrainische Gouverneur der Re­gion, Pawlo Kyrylenko, sagte am Sonntag im ukrainischen Fernsehen, Einwohner Mariupols würden von russischen Truppen gegen ihren Willen nach Russland deportiert. Sie würden erst in „Filtrationslager“ (aus dem Tschetschenienkrieg bekannte Durchgangslager) gebracht, wo ihnen die Per­sonaldokumente abgenommen wür­den, und dann ginge es weiter nach Russland. Dem entsprachen offenbar russische Fernsehberichte, wonach Menschen aus Mariupol nach Russland „geflohen“ seien. Zu sehen waren im russischen Fernsehen Menschen, die sich erleichtert zeigten, in Sicherheit zu sein. Bürgermeister Wadym Bojtschenko verglich das Vorgehen mit dem Ab­transport von Zwangsarbeitern während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. „Nicht nur, dass die russischen Truppen unser friedliches Mariupol vernichten, sie gehen noch weiter und haben begonnen, die Mariupoler aus dem Land zu bringen“, sagt der Bürgermeister am Wochenende.

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Forderungen an den Schweizer Konzern Nestlé

Auch aus der nördlich von Kiew gelegenen Großstadt Tschernihiw wird „die völlige Zerstörung der Infrastruktur“ gemeldet. Wasser, Strom und Heizung seien nicht mehr verfügbar, sagte Bürgermeister Wladyslaw Atroschenko am Wochenende. Die Russen deckten die Stadt mit ungezieltem Beschuss ein. Aus dem russischsprachigen Süden der Ukraine wurden am Wochenende mehrere Demonstrationen gegen die russischen Besatzer gemeldet.

Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer Ansprache in der Nacht zum Sonntag zu den Vorgängen in Ma­riupol: „Das ist Terror, der für Jahrhunderte im Gedächtnis bleiben wird.“ Je mehr die Ukrainer der Welt davon be­richteten, „desto mehr Unterstützung bekommen wir“, während Russland im­mer schlimmere Konsequenzen erleiden werde. In einer per Video übertragenen Rede während einer Kundgebung in Bern forderte Selenskyj Schweizer Un­ternehmen wie Nestlé auf, sich aus Russland zurückzuziehen. Im Ukrainekrieg würden „unsere Kinder sterben und unsere Städte zerstört werden. Helfen Sie, das zu bekämpfen.“ Am Sonntagabend sollte Selenskyj per Videoschalte zu den Abgeordneten des israelischen Parlaments sprechen.

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