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#11 inspirierende Münchnerinnen, nach denen Straßen und Plätze benannt sind

„11 inspirierende Münchnerinnen, nach denen Straßen und Plätze benannt sind“

In München gibt es über 6.800 Straßen, knapp 350 davon sind nach Frauen benannt – die Schneewittchenstraße nicht eingeschlossen. Unter den Namensgeberinnen sind nationale und internationale Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen und Künstlerinnen – und ein paar echte Münchnerinnen, die in der Vergangenheit Großes geleistet haben.

„Einer Person eine Straßenbenennung zu widmen, ist die höchste individuelle Ehrung, die eine Kommune vornehmen kann“, meint Jennifer Becker vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Und trotzdem denkt keiner, der ein Augustiner bestellt, an Therese Wagner. „Nachdem der bloße Name oft zu wenig Anknüpfungspunkte für das Erinnern bietet, helfen Erläuterungstafeln mit biografischen Kurzinfos. So können Straßennamen Impulse für Momente des Innehaltens und Gedenkens geben.“

Der Münchner Stadtrat hat sich vorgenommen, Straßenbenennungen nach Personen stärker mit dem Blick auf die gesellschaftliche Vielfalt zu verknüpfen.

Es zeigt, wie wichtig es ist, Frauen* im öffentliche Raum sichtbarer zu machen – nicht nur, weil Kinder Vorbilder brauchen. Deshalb benennt der Münchner Stadtrat seit 2004 Straßen bewusst anteilig nach Frauen. „Der Münchner Stadtrat hat sich vorgenommen, Straßenbenennungen nach Personen stärker mit dem Blick auf die gesellschaftliche Vielfalt zu verknüpfen“, erklärt das Kulturreferat. „Die gleichwertige Gewichtung aller Geschlechter und die Beachtung unterrepräsentierter Gruppen spielen dabei eine wichtige Rolle.“

Bliebe es bei dem aktuellen Tempo, wäre das Verhältnis der Gruppen bei Straßennamen in circa 700 Jahren ausgeglichen. Wir nutzen die Zeit bis dahin und stellen euch 11 großartige Münchnerinnen vor, nach denen Straßen und Plätze unserer schönen Stadt benannt sind – quasi als eure digitale Erinnerungstafel.

1. Münchens Herzstück in der Ludwigsvorstadt: die Theresienwiese

Münchens bekanntester Platz trägt den Namen einer Frau – nämlich den von Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792-1854), der Königin von Bayern. Statt nur „die Frau von“ zu sein, engagierte sie sich sozial, obwohl es sie in Finanznot brachte. Der von ihr gegründete „Frauenverein für Kleinkinderbewahranstalten“ besteht bis heute in München fort. Wenn nicht das Oktoberfest auf der Theresienwiese stattfindet, auf- oder abgebaut wird, könnt ihr dort skaten, spazieren und Floh- oder Weihnachtsmärkte besuchen.

2. Versteckt in Ramersdorf-Perlach: Therese-von-Bayern-Straße

Eine etwas unauffälligere Straße – nämlich in einem Wohngebiet – ehrt die zweite bayerische Therese: Prinzessin Therese von Bayern (1850-1925) war eine Ethologin, Zoologin, Botanikerin und Reiseschriftstellerin, die – finanziell unabhängig – bereits als junge Frau die Welt bereiste, dabei naturwissenschaftliche Studien betrieb und zwölf Sprachen lernte. Sie kehrte 1912 als renommierte Forscherin zurück nach München und setzte sie sich für die Verbesserung der Frauenbildung ein. Wer in der Therese-von-Bayern-Straße Hunger bekommt, sollte am Südfriedhof entlang Richtung Perlach laufen, und bei Ana’s Imbiss einen Döner essen – auf einer Bank am Hachinger Bach schmeckt der übrigens besonders gut.

3. Neuperlachs Bühnen-Star: Therese-Giehse-Allee

Die dritte Therese aus München machte sich als Schauspielerin weltweit einen Namen: Therese Giehse (1898-1975) gründete, neben ihren Engagements an den Münchener Kammerspielen, das „Literarische Cabaret, die Pfeffermühle“, wo sie sich gegen die nationalsozialistische Politik Hitlers aussprach. Sie spielte Hauptrollen in Berthold Brechts pazifistischen Theaterstücken, in Stücken von Dürrenmatt und führt selbst Regie.

4. Ein Prosit auf Freiham: Therese-Wagner-Straße

Noch eine bayerische Therese, dann ist Schluss, versprochen: Die gebürtige Freisingerin Therese Wagner (1797-1858) und ihr Mann erhielten 1829 von der Stadt München das Braurecht der Augustiner Brauerei. Nach dem frühen Tod ihres Mannes führte Therese die Geschäfte alleine und machte das Unternehmen durch Modernisierungen erfolgreich – und kaufte das heutige Brauereigelände. Ein Prosit auf Therese – dachte sich auch die Stadt München und benannte 2020 eine Straße in Freiham nach ihr. An der Straße befindet sich das Gut Freiham – ein tolles Ausflugsziel mit frisch renovierter Schlosswirtschaft. Bauherrin war die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, die aus der Augustiner-Brauerei hervorging.

5. Ein Platz für die Stadtmutter am Luise-Kiesselbach-Platz in Sendling-Westpark

Über den Platz, der nach Luise Kiesselbach (1863-1929) benannt ist, ist vielleicht schon deine Uroma geradelt, denn er trägt seinen Namen bereits seit 1930. Die Münchner*innen gaben der Sozialpolitikerin Luise Kiesselbach schon zu Lebzeiten den Spitznamen „Stadtmutter“, weil sie sich privat und als Stadträtin im großen Stil für Arme, Alte, Kinder und Frauen einsetzte. Der nach ihr benannte Tunnel ist deutlich jünger, aber auch da muss heute quasi jede*r durch. Von dort aus ist es übrigens nicht weit bis zum Zwischennutzungsprojekt Gabriele.Space mit Ateliers, Co-Working-Spaces, Ausstellungen und Workshops.

6. Recht und Ordnung in Neuhausen: Anita-Augspurg-Allee

Anita Augspurg (1857-1943) kam nach München, um Fotografin zu werden. Zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Sophia Goudstikker eröffnete sie das Atelier Elvira, das dank guter Kontakte zu der Münchener Kulturszene schnell bekannt wurde. Als erste promovierte Juristin des deutschen Kaiserreichs löste sie mit ihrem öffentlichen Kampf und modernen Lebensstil Empörung aus. Mit ihrer neuen Lebensgefährtin Lida Heymann und anderen Pazifistinnen verbreitete sie Flugschriften gegen den Ersten Weltkrieg und beantragte die Ausweisung Adolf Hitlers wegen Volksverhetzung. Und so wird das neue Strafjustizzentrum des Amtsgerichts München an der Anita-Augspurg-Allee errichtet – Ehre wem Ehre gebührt!

7. Big Bang in Riem: Elisabeth-Dane-Straße

Die deutsche Biochemikerin ist wie viele ihrer Mitstreiterinnen ziemlich unbekannt, dabei hat sie in München großartige Forschungsarbeit geleistet. Elisabeth Dane (1903-1984) promovierte und arbeitete mit dem späteren Nobelpreisträger Heinrich Wieland unter anderem an den Untersuchungsreihen über Gallensäuren. Als Professorin an der Universität München baute sie nach dem Zweiten Weltkrieg das Chemische Institut der Universität wieder auf. Wer einen gemütlichen Sonntagnachmittag im Riemer Park verbracht hat, kann einen Abstecher in die nach ihr benannte Straße machen.

8. Die zweite Big Bangerin in Riem: Erika-Cremer-Straße

Die Physikerin und Chemikerin Erika Cremer (1865-1925) gilt als die Erfinderin der Gaschromatographie, doch internationale Anerkennung wurde ihr zu Lebzeiten dafür kaum zuteil. Sie forschte unter anderem zur Kernenergie mit Otto Hahn – dem Entdecker der Kernspaltung. Erst nach 30 Jahren Forschungsarbeit wurde sie zur Professorin für physikalische Chemie ernannt. Seit 1999 trägt eine Sackgasse direkt neben den Riem Arcaden ihren Namen.

9. Eine kurze Straße und ein kurzes Leben in Milbertshofen: Lena-Christ-Straße

Das Leben der bayerischen Schriftstellerin Lena Christ (1881-1920) war von Gewalt und Entbehrungen geprägt. Als Kind arbeitete sie hart, heiratete später einen Trinker, wurde eingewiesen und ihre Kinder kamen ins Heim. Ihr zweiter Ehemann ermutigte sie zum Schreiben – ihre Schriften geben bis heute einen unvergleichlichen Eindruck in das Leben der damaligen Arbeiterklasse. Reich wurde sie durch die Schriftstellerei nicht und fälschte aus Geldnot Signaturen auf wertlosen Gemälden. Als sie erwischt wird, nimmt sie sich auf dem Waldfriedhof mit Zyankali das Leben. Die kleine, nach ihr benannte Straße in Milbertshofen liegt direkt am Petuelpark, der sich perfekt zum Lesen ihrer Werke eignet.

10. Ein Partygirl in Ramersdorf-Perlach treffen: Annette-Kolb-Anger

Als Tochter eines Deutschen und einer Französin prägten die Einflüsse beider Kulturen das Werk der Münchener Schriftstellerin Annette Kolb (1870-1967). Als Pazifistin nahm sie im Ersten Weltkrieg kein Blatt vor den Mund, weshalb das Bayerische Kriegsministerium eine Reise- und Briefsperre gegen sie verhängte, woraufhin sie ins Schweizer Exil ging. Als die Nazis ihre Bücher verbrannten, floh sie nach New York. Nach dem Krieg pendelte sie zwischen Paris und München. Sie war nie reich, kannte aber immer irgendwen und war in ganz Europa immer irgendwo eingeladen. In ihren Romanen porträtiert sie München zum Jahrhundertwechsel so schön wie keine andere.

11. Ein Stern in Hadern: Ellen-Ammann-Weg

Die Schwedin Ellen Ammann (1870-1932) gründete und leitete in München unter anderem die Bahnhofsmission, hatte den Vorsitz eines Frauenbundes und baute eine sozial-karitative Frauenschule auf. Als eine der ersten Frauen wurde sie in den Bayerischen Landtag gewählt. Früh erkannte sie die Gefahr, die von Hitler ausging und bemühte sich um seine Ausweisung. Dass der Hitlerputsch 1923 niedergeschlagen wurde, ist Ellen Ammann zu verdanken, die damals viel Mut bewies.

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