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#Philipp Lahm im Interview über DFB-Team, Fußball-EM 2024 und die UEFA

Herr Lahm, muss die EM in Deutschland den Fußball retten?

Nein, man muss den Fußball nicht retten. Ich weiß, was Sie meinen, Qatar, die Diskussionen um die WM. Aber der Fußball funktioniert schon noch. Und damit meine ich nicht nur, dass man in Qatar superattraktive Spiele gesehen hat. Der Fußball bringt auch Menschen zusammen.

In Qatar hatte man eher das Gefühl, dass er spaltet. Kann die EM so etwas wie ein Gegengewicht zum FIFA-Fußball unter Gianni Infantino sein?

Wir sind ein demokratisches Land, wir sind im Herzen Europas. Das müssen und wollen wir auch zeigen. Hier kann jeder ins Stadion gehen, jeder lieben, wen er will, wir sind eine offene Gesellschaft. Bei anderen Turnieren wird der Sport auch für die Eigeninteressen der Politik genutzt, das können wir auch tun – indem wir zeigen, wie wir sind und leben wollen. Das ist eine große Chance über den Fußball hinaus, gerade in den schwierigen Zeiten, die wir erleben.

Sie wollen ein gutes Beispiel geben, aber die EM könnte konkret politisch werden. Gerade hat die Qualifikation begonnen – auch mit Belarus. Es gibt Forderungen nach einem Ausschluss. Oder wie wäre es mit einer Wildcard für die Ukraine?

Belarus war ja ein Thema bei der UEFA, bevor die Qualifikationsgruppen ausgelost wurden. Man darf aber auch nicht immer alles so auf den Fußball oder den Sport insgesamt abwälzen. Dafür gibt es die Politik, die Regierungen, die EU, dort kann man sich zusammensetzen und Dinge beschließen. Es ist manchmal nicht so einfach, ein Ausschluss hat ja auch rechtliche Aspekte, die über den Sport hinausgehen.

Kann aus Europa so etwas wie eine Alternative zu dem Fußball entstehen, wie die FIFA ihn veranstaltet?

Ich finde schon, dass UEFA und auch die großen nationalen Verbände einen Gegenpart zu FIFA und Infantino bilden sollten. Als es darum ging, alle zwei Jahre eine WM zu spielen, war Europa ganz klar dagegen und hat diese Haltung offen gegenüber Infantino und der FIFA vertreten. Was wir in Europa haben, müssen wir auch verteidigen. Oder wenn wir wieder zu Qatar schauen: Für mich ist klar, dass Europa eine klare Haltung bei der Vergabe von solchen Turnieren haben müsste. Ich bin jedenfalls froh, dass die UEFA unser Ansprechpartner ist.

„Dass eine Mannschaft entsteht“: Philipp Lahm, Weltmeister-Kapitän 2014


„Dass eine Mannschaft entsteht“: Philipp Lahm, Weltmeister-Kapitän 2014
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Bild: Thomas Dashuber

Beim FIFA-Kongress ist die europäische Stimme allerdings nicht sonderlich ins Gewicht gefallen. Hätten Sie sich gewünscht, dass der DFB mit anderen europäischen Verbänden einen eigenen Präsidentschaftskandidaten aufgestellt hätte?

Aber welcher Kandidat stellt sich denn hin, wenn er schon vorher weiß, dass er verliert?

Er hätte nicht gewonnen, aber er hätte anstelle des Prozesses der Wahl per Akklamation den demokratischeren Prozess der Wahl per Stimmabgabe möglich gemacht. Es wäre dann wenigstens klar, wer für und wer gegen Infantino stimmte.

Man hätte überlegen können, ob die UEFA einen Kandidaten stellt. Und trotzdem finde ich: Der DFB hat Haltung gezeigt.

Wenn wir auf die EM blicken: Als Turnierdirektor wünschen Sie sich sicher eine starke deutsche Mannschaft.

Ich wünsche mir eine Nationalmannschaft, bei der jeder für den anderen einsteht, die für das Volk spielt, sozusagen für jeden Bürger und jede Bürgerin. Wenn ich auf die WM schaue, habe ich das bei Argentinien oder bei Marokko gesehen, aber nicht bei unserer Mannschaft. Dabei ist das doch die entscheidende Frage: Für wen oder was spiele ich Fußball? Wieso bin ich da eigentlich?

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