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#Die Handschrift des besonderen Kader-Architekten

„Die Handschrift des besonderen Kader-Architekten“

So schwierig es ist, in der besten Basketball-Liga der Welt einen Kader zusammenzubauen, der das Zeug hat, in einer ellenlangen Saison mit mehr als hundert Spielen 29 andere Teams hinter sich zu lassen: Es gibt dafür eigentlich nur zwei Strategien. Als Danny Ainge vor knapp zwanzig Jahren den Posten des Chefmanagers der Boston Celtics übernahm, entschied er sich zunächst für die eine und holte in komplizierten Tauschgeschäften ausgewiesene, aber teure Könner zum Klub.

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Legendär: Die Aktion, bei der er 2007 für Kevin Garnett fünf Spieler abgab. Die Rechnung ging auf. Der erfolgsverwöhnte Traditionsklub gewann keine zwölf Monate später mit Garnett sowie Ray Allen und Paul Pierce – die als „Big Three” in die Folk­lore der Nordamerikanischen Profiliga NBA eingingen – die Meisterschaft.

Seitdem hatte Ainge beharrlich an der zweiten Variante gebastelt, mit deren Hilfe die Celtics nun im NBA-Finale gegen die Golden State Warriors um die Meisterschaft spielen. Diese Variante ist zeitaufwendig und nicht weniger riskant. Und sie verlangt mehr als nur Geduld, weil es schwierig ist, das Entwicklungspotential von Talenten einzuschätzen, die außer am College noch nichts gewonnen haben, und sie mit dem richtigen Gespür am Draft-Abend jeden Juni aus dem Pool der Aspiranten herauszufischen.

So beeindruckend er das Langzeitprojekt auch vorangebracht hat: Der 63-Jährige kann es inzwischen nur noch aus der Ferne verfolgen. Ainge war vor einem Jahr bei den Celtics ausgestiegen. „Ich brauchte Abstand von Boston“, sagte er, als er ein paar Monate später die Position des Gesamtverantwortlichen bei den Utah Jazz übernahm, ein Karriereschritt, den ihm die vielköpfige Eigentümergemeinschaft der Celtics nicht zugestanden hatte.

Ainge ist ein Multitalent

So kommt seine Rolle als Architekt des Teams, das in diesem Frühjahr zum ersten Mal seit 2008 wieder die Finalserie erreichen konnte und auf dem Weg dahin in der zweiten Play-off-Runde mit den Milwaukee Bucks sogar den aktuellen Meister ausschaltete, derzeit eher selten zur Sprache.

Dabei wird sein Einfluss bereits deutlich, wenn man sich mit den Biographien der Spieler beschäftigt. Ainge hat sie allesamt per Draft nach Boston geholt: Marcus Smart (im Jahr 2014), Jaylen Brown (2016), Jayson Tatum (2017), Robert Williams (2018), Grant Williams (2019). Die Gruppe ist so stark, dass sich die Celtics leisten konnten, vor einem Jahr mit Ime Udoka einen Chefcoach zu engagieren, der bis dahin bei den San Antonio Spurs, den Philadelphia 76ers und den Brooklyn Nets nur als Assistenztrainer gewirkt hatte.

Natürlich ist die Draft-Strategie kein Patentrezept, nicht mal, wenn sie ein Multitalent wie Ainge praktiziert, der nach einem Abstecher in die Baseball-Profiliga in die NBA kam und mit den Celtics 1984 und 1986 Meister wurde. Dass die Methode dennoch ihre Meriten hat, zeigt das Beispiel von Bostons diesjährigem Finalgegner, den Golden State Warriors – das erste Finalspiel findet in der Nacht zum Freitag (3.00 Uhr MESZ bei DAZN) statt.

Auch deren Kern besteht aus Spielern, die das Team gedraftet hat und die im Laufe der Zeit mit ihrem temporeichen und wurfstarken Angriffsspiel der NBA ihren Stempel aufdrückten: Stephen Curry (2009), Klay Thompson (2011), Raymond Green (2012). Auch der oft verletzte Center Kevon Looney (2015) hat sich, wenn auch mit Verzögerung, zu jemandem entwickelt, der dank seiner Rebounds ein Erfolgsfaktor sein kann.

Die Methode funktioniert allerdings nur, solange es gelingt, rund um die Stars weitere hilfreiche Kräfte zu binden. So holte Ainge auf dem freien Markt 2017 Daniel Theis von Brose Bamberg in die Vereinigten Staaten. Allerdings nutzte er als typischer Tüftler ihn im Rahmen einer seiner letzten Amtshandlungen 2021 als Tauschobjekt für eine Rochade, die Moritz Wagner für kurze Zeit nach Boston brachte. Ein Experiment, das nichts einbrachte.

Theis kehrte vor wenigen Wochen nach Boston zurück. Diesmal im Tausch für einen anderen deutschen NBA-Profi: Spielgestalter Dennis Schröder. Gut für Theis, der die Chance hat, als zweiter deutscher Basketballspieler nach Dirk Nowitzki einen Titel zu gewinnen. Es dürfte allerdings schwer werden. Die Celtics mussten sich auf dem Weg in die Finalserie extrem anstrengen, während die Warriors ziemlich leichtes Spiel hatten.

Kein Wunder, dass Amerikas Buchmacher die Mannschaft aus San Francisco zum Favoriten erklärt haben. Für Ainge sind solche Gedanken mittlerweile zweitrangig. Unter anderem auch, weil er mit der Arbeit seines Nachfolgers als Chefmanager, Brad Stevens, zufrieden ist. Warum auch nicht? Ihn hatte er einst als Trainer zu den Celtics geholt.

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