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#Reiche Russen und ihre Furcht um Villen und Yachten

„Reiche Russen und ihre Furcht um Villen und Yachten“

In der „Villa M“ scheint niemand zu sein. Die Fensterläden sind verriegelt. Das Eisentor ist verschlossen. Im Hof und in der Auffahrt parken keine Autos. Die Villa befindet sich auf einem steilen Küstengrundstück von 26 Hektar Größe. Von der Terrasse mit Pergola öffnet sich der Blick auf den Yachthafen von Pesaro. Und auf den 650 Meter breiten Privatstrand, der zu dem Anwesen gehört.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Als Eigentümer der dreistöckigen Villa ist der italienische Investmentfonds „Dominanta“ eingetragen. Dahinter verbirgt sich die Familie von Walentina Matwijenko. Sie ist Präsidentin des Russischen Föderationsrates, der kleineren Parlamentskammer in Russland. Gegenwärtig werden in der „Villa M“ Renovierungsarbeiten vorgenommen. Auf dem Aushang mit am verschlossenen Eisentor ist als Auftraggeber Sergej Matwijenko angegeben, der Sohn der Politikerin.

Sieben Millionen Euro aufgebracht

Matwijenko ist seit 2011 Vorsitzende des Föderationsrates und die erste Frau im dritthöchsten Staatsamt. Zuvor war sie acht Jahre lang Gouverneurin von Sankt Petersburg. Sie ist eine der engsten Vertrauten von Präsident Wladimir Putin. Schon während ihrer Sankt Petersburger Zeit hatte Matwijenko das Feriendomizil in der mittelitalienischen Region Marken erworben. Als Kaufpreis für die Villa mit gut 770 Quadratmetern Wohnfläche und einem zwanzig Meter langen Swimmingpool wurden im Sommer 2009 nach italienischen Medienberichten gut sieben Millionen Euro vereinbart. Das Geld habe der Fonds „Dominanta“ aus eigenen Barmitteln aufgebracht, heißt es. Nach allerlei Modernisierungen des Anwesens wird dessen gegenwärtiger Wert auf gut zehn Millionen Euro taxiert.

Langjährige Putin-Vertraute: Walentina Matwijenko als Sankt Petersburger Gouverneurin im Jahr 2022


Langjährige Putin-Vertraute: Walentina Matwijenko als Sankt Petersburger Gouverneurin im Jahr 2022
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Bild: dapd

Nachdem eine Staatsbedienstete aus Sankt Petersburg anscheinend ohne Schwierigkeiten sieben Millionen Euro für eine nur wenige Wochen im Jahr genutzte Sommerresidenz aufbringen konnte, hat das seinerzeit in Pesaro kaum jemanden bewegt. Denn auch die örtlichen Behörden und der Staat verdienen beim Verkauf von italienischen Ferienhäusern mit: Neben allerlei Gebühren sind bei Luxusimmobilien zwanzig Prozent Mehrwertsteuer fällig. Verkäufer der Villa war Tibor Rudas, aus Ungarn stammender Konzertveranstalter und Manager von Luciano Pavarotti. Die Villa des 2007 verstorbenen Startenors befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der „Villa M“.

Gleich nach Abschluss des Kaufvertrags für ihre Villa hatten Walentina Matwijenko und Sohn Sergej dem damaligen Bürgermeister Luca Ceriscioli im Rathaus von Pesaro die Aufwartung gemacht. Als Gastgeschenk brachten sie einen Scheck in Höhe von 20.000 Euro mit: für das Feuerwerk zum Hafenfest, das jeden Sommer am ersten Sonntag im Juli gefeiert wird. Von ihrer Terrasse aus konnten die Matwijenkos und ihre zahlreichen Gäste das in jenem Jahr besonders prächtige Feuerwerk bewundern. Die Stadt Pesaro war glücklich über ihre neuen Mitbürger. Und umgekehrt.

In Pesaro locken auch die Opern

Wie in Rimini, etwa 40 Kilometer weiter im Norden in der Nachbarregion Emilia-Romagna gelegen, herrschen auch in Pesaro seit jeder linke Bürgermeister. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg waren es Kommunisten, nach dem Niedergang der Kommunistischen Partei Italiens (PCI) dann Sozialisten und jetzt Sozialdemokraten. Das Ende der PCI fällt nicht zufällig ins gleiche Jahr wie jenes der Sowjetunion: 1991. Die italienisch-russische Freundschaft überdauerte jedoch diesen doppelten historischen Einschnitt. Bis zum russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar.

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