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#Zusätzliche Corona-Tests: Altenheime brauchen Unterstützung

Zusätzliche Corona-Tests: Altenheime brauchen Unterstützung

Den großen Trägerorganisationen von Alten- und Pflegeheimen fehlt das Personal, um den schärferen Lockdown-Bestimmungen nachzukommen. Bewohner, Beschäftigte und Besucher der Einrichtungen ganz besonders intensiv zu schützen und möglichst regelmäßig zu testen, wie es die neuen Auflagen vorschreiben, sei zweifellos der richtige Weg, teilen das Rote Kreuz, die Caritas und die Diakonie auf Anfrage der F.A.Z. mit. Die Finanzierung sei ebenfalls ausreichend. Staat und Gesellschaft müssten aber auch bei der Bereitstellung von qualifizierten Mitarbeitern helfen, um die geforderten Schutzkonzepte zu verwirklichen.

Christian Geinitz

„Für die Umsetzung von engmaschigen Testungen in den Pflegeheimen brauchen die Einrichtungen mit ihrem ohnehin sehr belasteten Personal dringend Unterstützung“, sagte der Präsident der evangelischen Diakonie, Ulrich Lilie, der F.A.Z. „Die Hilfe kann auch durch ausgebildete Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter von der Feuerwehr oder durch Krankenpflegekräfte im Ruhestand erfolgen. Hier ist die Solidarität aller gefragt.“ Lilie forderte ein „kohärentes und tragfähiges Schutzkonzept“ gegen die Pandemie. Nicht vergessen werden dürfe bei allen Abstandsregeln und sonstigen Beschränkungen, dass für die Pflegebedürftigen soziale Kontakte „lebenswichtig“ seien: „Deshalb sollte eine Schließung von Einrichtungen unbedingt verhindert werden.“

Der Präsident der katholischen Caritas, Peter Neher, sagte, der Engpass der Schnelltest-Lieferungen sei zwar mittlerweile überwunden. Aber noch immer fehle es an geschulten Mitarbeitern für die Abstriche: „Wir haben zu wenig Personal, um flächendeckend Testungen durchzuführen. Daher appellieren wir an die Kommunen und die Länder, uns mit externem Personal zu unterstützen.“ Einspringen könnten etwa Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes, Medizinstudenten, pensionierte Ärzte, die Bundeswehr oder Hilfsorganisationen wie das Technische Hilfswerk.

„Nur bedingt zielführend“

Das Deutsche Rote Kreuz erinnerte daran, dass nur die aufwendigen PCR-Tests absolut zuverlässig seien, dafür fehlten aber ausreichend Laborkapazitäten. „Solange die Testinfrastruktur nicht stimmt, halten wir die Anordnung zur Testung für nur bedingt zielführend“, sagte eine Sprecherin. Die Antigen-Schnelltests böten einen guten, präventiven und ergänzenden Ansatz, seien aber fehleranfälliger. „Die Schnelltestung ist nur bedingt schnell und kann nicht ohne weiteres in den Pflegealltag der beruflich Pflegenden integriert werden.“ Der Personalmehraufwand sei die größte Herausforderung. „Die Mitarbeitenden in allen Pflegebereichen sind aktuell am Limit“, sagte die Sprecherin und kritisierte: „Testanordnungen allein reichen da nicht: Wir benötigen grundlegend mehr Personal in der Pflege.“

Hintergrund der Bedenken ist, dass unter alten und kranken Menschen das Virus besonders stark und besonders tödlich grassiert. Deshalb sollen die verschärften Corona-Beschränkungen, die am Mittwoch in Kraft treten, vor allem die gefährdeten Gruppen schützen. Dazu wird nicht nur das öffentliche Leben heruntergefahren, es gibt auch strengere Auflagen in den Alten- und Pflegeheimen.

Punkt 11 der Beschlüsse, auf die sich die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntag geeinigt haben, legt fest, dass die Länder „eine verpflichtende Testung mehrmals pro Woche für das Personal in den Alten- und Pflegeeinrichtungen anordnen“. In Regionen mit erhöhter Inzidenz – und das gilt inzwischen für weite Teile Deutschlands – müssen auch die Besucher der Heime „verbindlich“ einen negativen Corona-Test nachweisen.

Situation in Pflegeeinrichtungen sehr angespannt

Die Pflegeheime sehen sich einem Spagat ausgesetzt. Einerseits dürfen sie nichts riskieren, andererseits sind Besuche gerade an den Festtagen für die Heimbewohner und ihre Angehörigen ausgesprochen wichtig. Besuche können übrigens auch das Personal entlasten, das selbst ein wenig zur Ruhe kommen muss. „Die Situation in Pflegeeinrichtungen ist sehr angespannt. Die Frage, ob über Weihnachten Besuche ermöglicht werden können, beschäftigt derzeit natürlich jede Einrichtungsleitung“, heißt es vom Roten Kreuz. Die Covid-19-Krise habe die Gefahren sozialer Isolation gezeigt. „Die ,angeordnete Einsamkeit‘ zehrt an der physischen und psychischen Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner, ganz besonders in der Weihnachtszeit“, sagte die Sprecherin und erwähnte auch den schlimmsten Fall: „Dass Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen versterben, ohne sich von ihren Angehörigen verabschieden zu können, ist nicht akzeptabel. Aber klar ist auch: Der gesundheitliche Schutz ist unser oberstes Ziel.“

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Ganz praktische Dinge machen diese Fürsorge manchmal nicht leicht, worauf Caritas-Präsident Neher hinweist: „In den Einrichtungen leben viele Menschen mit Demenz, die keinen Mund-Nasen-Schutz tolerieren.“ Peter Künstler, Leiter von zwei katholischen Altenwohnhäusern in Haltern am See, berichtet, dass für die Pflegerinnen und Pfleger mit den obligaten FFP2-Masken schwere Arbeiten wie das Tragen und Stützen von Pflegebedürftigen oder das Abduschen und Waschen der Bewohner überaus beschwerlich und atemzehrend seien. Künstler moniert, dass die Bestimmungen in Nordrhein-Westfalen zu eng gefasst seien, etwa was die vorgeschriebenen Besuchszeiten angehe. Die Erstattung von 9 Euro je Schnelltest und weiteren 9 Euro Personalkosten je Test sei „in Ordnung“. Seine Häuser könnten die Tests aber nur anbieten, da sie zwei Zeitarbeitskräfte zusätzlich beschäftigten.

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