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Zurück nach Amsterdam

Wer die Zukunft des Geldwesens im digitalen Zeitalter erspüren möchte, sollte weit in die Geschichte des analogen, traditionellen Geldes eintauchen. Unsere Zeitreise führt in die Niederlande des frühen 17. Jahrhunderts und dort zur Amsterdamschen Wisselbank, auf Deutsch: zur Amsterdamer Wechselbank. Amsterdam war damals eine der führenden Handels- und Finanzmetropolen Europas, aber der Handel der Kaufleute litt unter einer großen Zahl verschiedener Münzsorten. Überdies befanden sich viele Münzen in einem schlechten Zustand, nicht wenige waren auch manipuliert.

Gerald Braunberger

Die im Jahre 1609 gegründete Amsterdamer Wechselbank erklärte sich bereit, den Kaufleuten ihre Münzen abzunehmen, ihnen im Gegenzug Guthaben auf bei ihr geführten Konten einzurichten und den Zahlungsverkehr zwischen den Kaufleuten auf ihren Konten abzuwickeln, ohne dass Münzen bewegt werden mussten. Das klingt aus heutiger Sicht banal, war damals aber äußerst innovativ.

Die Amsterdamer Wechselbank bot zwar nicht als erste Bank einen solchen Service an. So lassen sich in Italien Vorläufer finden. Aber das Amsterdamer Geschäftsmodell war dauerhafter, nicht zuletzt weil sich die Bank lange Zeit darauf beschränkte, Münzen anzunehmen und dafür Guthaben zur Verfügung zu stellen. Dieses Geschäft war sehr sicher. Auf die Schöpfung von Guthaben durch Vergabe von Krediten, also auf das Brot- und Buttergeschäft moderner Banken und Sparkassen, verzichtete man in Amsterdam lange Zeit.

Stabiler Wert durch Volldeckung

Auf die moderne Zeit gewendet, ähnelt das Amsterdamer Geschäftsmodell verblüffend dem im vergangenen Jahr von Facebook vorgestellten Projekt Libra, das mittlerweile in leicht veränderter Form unter der Bezeichnung Diem kursiert. In beiden Fällen versprechen die Emittenten wertstabiles Geld. Im Amsterdam des 17. Jahrhunderts beruhte das Stabilitätsversprechen der Wechselbank auf ihrer freiwilligen Beschränkung, den Wert der von ihr geschaffenen Guthaben an den Wert der eingelieferten Münzen zu binden. Im Jargon der Währungsexperten ist von einer Volldeckung des Geldes die Rede.

Im Falle Libras bestand das Versprechen zunächst darin, den Wert des neuen digitalen Geldes an den Wert eines Korbes aus traditionellen Währungen wie Dollar, Euro und Pfund zu binden. In seiner neuen Inkarnation als Diem soll der Wert dieses privaten digitalen Geldes nun auch an den Wert einzelner Währungen gebunden werden.

Digitale Finanzprodukte, die dauerhaft als Geld kursieren sollen und daher eines Wertversprechens seiner Emittenten bedürfen, werden in der Fachwelt mit dem englischen Ausdruck „Stablecoin“ bezeichnet. Ein deutsches Wort, das sich bereits eingeprägt hätte, existiert noch nicht. Wohl aber kursieren unter Namen wie Tether bereits „Stablecoins“. Ihr Umlaufvolumen ist mit wenigen Milliarden Euro derzeit gering, aber ihre Bedeutung könnte erheblich zunehmen, vor allem, wenn es einem globalen Internetgiganten wie Facebook mit mehreren Milliarden Kundenbeziehungen gelingen sollte, sich an der Bildung von Netzwerken für Finanzgeschäfte zu beteiligen.

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