Ursprünglicher Beitrag, 25. Oktober: Ein Reddit-Nutzer hat im Nvidia-Forum Fotos eines verschmorten Stromkabels an einer Geforce RTX 4090 gezeigt und damit eine riesige Diskussion ausgelöst, die bislang auf über 2.700 Kommentare angewachsen ist.

Mittlerweile sind zwei weitere Fälle von verschmorten Kabeln beim Einsatz einer RTX 4090 aufgetaucht. So hat sich in dem oben verlinkten Reddit-Beitrag ein Nutzer namens NoDuelsPolicy mit ähnlichen Problemen bei einem Asus-Modell gemeldet. Außerdem berichtet Wccftech.com von einem dritten Nutzer namens Charlie Woods, dessen Kabel beim Durchlaufen von Benchmarks ebenfalls Schwierigkeiten bekommen haben soll.

Die entscheidenden Fragen lauten nun, wie es dazu kam, ob es sich um einen Einzelfall handelt, wer davon betroffen sein kann und wie es sich verhindern lässt.

Schnell-Navigation:

• Welche Grafikkarten sind betroffen?
• Um welchen PC geht es und was ist passiert?
• Wie konnte es dazu kommen und was kann man dagegen tun?
• Offizielle Reaktionen der Hersteller

Welche Grafikkarten sind betroffen?

Den wichtigen beiden letzten Fragen widmen wir uns an dieser Stelle direkt, bevor wir die Lage anhand der ersten beiden Fragen genauer aufschlüsseln: Die Probleme treten bislang nur im Zusammenhang mit der neuen RTX 4090 und dem ebenfalls neuen 12VHPWR-Anschluss auf. Dieser Anschluss wird allerdings auch bei der RTX 3090 Ti verwendet, hier könnte es also ebenfalls zu Problemen kommen.

Am besten verhindern lässt sich ein solcher Vorfall nach aktuellem Stand am besten, indem das Kabel möglichst wenig und erst weiter entfernt vom Stromanschluss an der GPU gebogen wird, sowohl horizontal als auch vertikal, worauf wir weiter unten noch genauer eingehen. Wie weit verbreitet das Problem ist und wie schnell es auftritt, ist aktuell aber noch schwer einzuschätzen.

Wir haben sowohl Nvidia als auch Netzteil- und GPU-Hersteller aufgrund der jüngsten Vorfälle kontaktiert, um ihre Einschätzung der aktuellen Lage und des Risikos zu erfahren. Die bislang vorhandenen Statements findet ihr am Ende dieses Artikels im Abschnitt Offizielle Reaktionen der Hersteller.

Um welchen PC geht es und was ist passiert?

Im Bild oben seht ihr den Rechner des besagten Reddit-Nutzers. Seine Grafikkarte ist vertikal untergebracht, außerdem kommt ein Adapter für den 12VHPWR-Anschluss zum Einsatz, der horizontal zur Seite in Richtung Netzteil-Anschlüsse gebogen ist (siehe Markierung). Beim Netzteil handelt es sich um ein Corsair RM1000x, das etwa 200 Euro kostet und auf den ATX-2.4-Standard setzt.

Laut eigenen Angaben hat der Besitzer der Grafikkarte Red Dead Redemption 2 gespielt, während es zu dem Vorfall kam, also einen Titel, der selbst eine Geforce RTX 4090 durchaus fordert.

Was genau passiert ist, kann er nicht sagen. Allerdings hat er beim Spielen auf einmal einen schlechten Geruch festgestellt und Rauch gesehen. Der Blick in den PC offenbarte dann wie im Bild unten zu sehen verschmorte Kabel und beschädigte Anschlüsse an der GPU. Er hat den Adapter in Verdacht, die Probleme verursacht zu haben.

Wie konnte es dazu kommen und was kann man dagegen tun?

Aufgrund der begrenzten Informationen ist es schwer, das genau zu beurteilen. Der wahrscheinlichste Kandidat für die Verursachung der Probleme ist aber die Kombination aus Adapter-Kabel und horizontaler Biegung wie im Bild vom Rechner des Reddit-Nutzers oben zu sehen.

Allzu stark ist die Biegung zwar nicht und sie sollte unserer Meinung nach auf keinen Fall zu solchen Problemen führen. Aber es scheint so zu sein, dass Adapter-Kabel für den 12VHPWR-Anschluss vor allem auf die horizontale Biegung empfindlich reagieren können. Der Kabelanbieter Cablemod illustriert über die folgenden Bilder und einen passenden Guide, worauf man besonders achten sollte:

Die Empfehlung lautet also, die Kabel erst ab 3,5 Zentimetern zu verbiegen. Das deckt sich weitgehend mit der Empfehlung Nvidias aus der offiziellen FAQ zu diesem Thema, wie wir auch in unserem Netzteil-Artikel gezeigt haben. Darin ist von 3,6 Zentimetern die Rede.

Da man sich bislang allerdings auch bei einer früheren und stärkeren Biegung von Stromkabeln unserer Erfahrung nach keine Sorgen machen musste, wäre es neu und ungewohnt, sehr genau auf solche Empfehlungen und die Biegung der Kabel achten zu müssten.

Hintergrund könnte die deutlich höhere Stromlast sein, die im Gegensatz zu vorher auf die vorhandenen Pins verteilt wird. So schafft ein 12VHPWR-Anschluss alleine bis zu 600 Watt, wohingegen ein herkömmlicher 8-Pin-Anschluss nur auf 150 Watt ausgelegt ist.

Der hohe Verbrauch führt auch zu extrem großen und schweren Grafikkarten, die zu viel für ein Gehäuse sein können. Weitere Infos dazu bekommt ihr im folgenden Artikel:

Die RTX 4090 könnte zu schwer für euren Rechner sein – doch »Dark Obelisk« rettet den Tag

Was ist jetzt zu beachten? Grundsätzlich empfehlen wir euch beim Einsatz eines 12VHPWR-Anschlusses, sich an die oben beschriebenen Angaben und Tipps zu halten und euren Stromanschluss zur Sicherheit von Zeit zu Zeit auf mögliche Schäden durch Überhitzung zu überprüfen. Sollten wir Neues zu dem Fall von Nvidia oder von den Netzteilherstellern erfahren, aktualisieren wir diesen Artikel sofort.

Offizielle Reaktionen der Hersteller

• Nvidia hat sich uns gegenüber inzwischen geäußert, wenn auch nur sehr knapp. Man kennt den Fall demnach und steht mit dem betreffenden Reddit-Nutzer in Kontakt, um weitere Informationen zu erhalten. Im übersetzen Wortlaut lautet die offizielle Antwort folgendermaßen:
  Wir untersuchen die Berichte. Wir stehen mit dem ersten Eigentümer in Kontakt und werden den anderen für weitere Informationen kontaktieren.
  Die Karte hatte bisher also offenbar mehr als einen Besitzer.
• Corsair gibt an, dass sie die Probleme in den eigenen Tests nicht nachvollziehen konnten. Man habe in hunderten von Stunden unter angemessener Last kein Verhalten dieser Art beobachten können, weder mit 12VHPWR-Adapter noch mit nativem Anschluss. Die im Bild unten zu sehende Biegung des Kabels im ersten bekannt gewordenen Fall schätzt Corsair auf den ersten Blick auf Basis der eigenen Tests als unproblematisch ein, allerdings mit dem Hinweis versehen, dass man individuelle Fälle nur mit der genauen Hardware wirklich testen und beurteilen könne.