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#Senioren in der Corona-Pandemie: Vorerkrankungen und Depressionen

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Senioren in der Corona-Pandemie: Vorerkrankungen und Depressionen

Ein Mann lebt im Altenheim. Manchmal hat er gute Tage, dann weiß er noch alles. Manchmal hat er schlechte Tage, dann geht vieles durcheinander. Für diesen Mann hat sich die Welt verändert, seit Corona da ist, so wie für alle Menschen. Viele von ihnen lassen die Welt wissen, wie es ihnen geht. Manche zeigen Fotos von selbstgebackenen Broten auf Instagram, andere demonstrieren auf der Straße gegen die Maskenpflicht. Der Mann im Heim kann das nicht. Wie es ihm geht, sieht nur, wer bei ihm ist.

Sein Heim liegt in Niedersachsen. Es ist nicht besonders gut und nicht besonders schlecht, sagt die Tochter. Sie brachte beide Eltern dorthin, als die zu Hause nicht mehr zurechtkamen. Die Mutter starb vor einer Weile. Der Vater ist übrig. Die Töchter wohnen in der Nähe und kommen oft zu Besuch. Die eine holt ihn jeden Samstag und macht Tagestouren im Auto mit ihm. Doch seit ein paar Tagen darf niemand mehr zum Vater. Im Heim ist einer krank geworden, Verdacht auf Covid, also alle in Quarantäne. Die Tochter ruft den Vater an. Mal spricht er wie früher, mal kämpft er um jeden Satz.

Wenn er zu wenig getrunken hat, ist er besonders verwirrt. Es sei nicht genügend Personal da, um das zu überwachen, sagt sie, vor allem an den Wochenenden. Außerdem kämen oft neue Pfleger. Sie müssten die alten Menschen immer erst kennenlernen. Und die Alten umgekehrt die Pfleger. Im ersten Lockdown, als die Pandemie gerade losging, war der Vater wochenlang isoliert. Er verstand, warum. Andere Bewohner fragten ihre Kinder am Telefon immer wieder: Warum kommt ihr nicht mehr? Als die Töchter den Vater zum ersten Mal wiedersahen, nahmen sie ihn mit heim zum Kaffeetrinken. Er habe kaum ein Wort sagen können. Die Sprache war verlorengegangen in der Einsamkeit.

Bewohner eines Altenzentrums in Hamburg lauschen Ende Januar einem Open-Air-Konzert eines Trompetentrios im Garten


Bewohner eines Altenzentrums in Hamburg lauschen Ende Januar einem Open-Air-Konzert eines Trompetentrios im Garten
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Bild: dpa

Jetzt ist er wieder allein. Ohne vertraute Gesichter. Die machen ihm Freude, wenn ihm sonst viel Angst macht. Die Tochter fragt den Vater am Telefon, ob er Lust hat, der Reporterin zu erzählen, wie es ihm geht. Ja. Am nächsten Tag geht er auch ran. Eine leise Stimme, zaghaft: „Es geht mir den Umständen entsprechend.“ Er will berichten, wie sein Tag war. Dann unterbricht er sich. „Sie müssen verzeihen. Ich bin heute etwas verwirrt.“ Er versucht es noch mal und noch mal und kommt immer nur ein paar Wörter weit. Es ist ein schlechter Tag, und der nächste ist es auch.

Die Menschen in den Heimen leben wie auf Inseln. Ist die See stürmisch, kommt fast niemand mehr hin. Doch auch über die Insel selbst fegt der Sturm. Jeder Schritt vor die Tür ist ein Risiko. Am sichersten sind die Menschen in ihren Betten. Deswegen essen die Alten in vielen Heimen seit Monaten nicht mehr im Speisesaal, sondern auf ihren Zimmern. Die Bettlägrigen sowieso. Manchmal klingelt das Telefon. Aber Telefonieren ist für viele schwierig. Auch ohne Demenz schon. Zum Beispiel weil der Anrufer zu schnell spricht, oder zu leise oder zu laut, dann mucken die Hörgeräte. Oder einfach, weil es anstrengend ist, länger mit jemandem zu reden, ohne ihn zu sehen.

Covid-Test für jeden Besucher

So kommt es auch, dass zwei Frauen, die eigentlich nur am Telefon von sich erzählen wollten, schon nach ein paar Minuten sagen: „Sie könnten uns ja vielleicht doch einfach hier besuchen!“ Sie leben in einer Wohnanlage für Senioren in Frankfurt. Ziemlich schick, ziemlich komfortabel, nicht billig. Ein Pflegezentrum gehört auch dazu. Schön gelegen über den Dächern der Stadt, am Hang des Frankfurter Hausbergs. Im Sommer hängen hier die Bäume voller Äpfel, im Herbst die Reben voll Wein. Jetzt liegt Schnee auf den Tannen, dünn wie verschüttetes Mehl.

Vor und zu Weihnachten fühlten sich viele besonders allein (Aufnahme aus einem Alten- und Pflegeheim in Frankfurt)


Vor und zu Weihnachten fühlten sich viele besonders allein (Aufnahme aus einem Alten- und Pflegeheim in Frankfurt)
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Bild: dpa

Ins Foyer des Hauses fällt Wintersonnenlicht. Es ist ordentlich was los, Besuchszeit, die Covid-Teststation öffnet. Da muss jeder Gast durch, kostet kein Geld und bloß fünfzehn Minuten Wartezeit. Dann kommt das Ergebnis: negativ, willkommen! Die beiden Frauen leben hier im betreuten Wohnen. Sie haben eigene Apartments mit Balkon und kleiner Küche. Hier können sie machen, was sie wollen, sogar Katzen und Hunde halten. Man könnte meinen, hier zu wohnen sei nicht anders als in einem Mehrfamilienhaus in der Vorstadt. Aber es ist sehr wohl anders.

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