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#Sergej Sujew, Rektor der Universität Schaninka in Moskau in Haft

Sergej Sujew, Rektor der Universität Schaninka in Moskau in Haft

Professor Sergej Sujew ist Rektor der „Schaninka“, einer der wenigen russischen Privatuniversitäten. Er ist 67 Jahre alt, herzkrank, und er sitzt im Gefängnis. Verurteilt ist er nicht. Verbrochen hat er auch nichts. Als er im Oktober festgenommen wurde, erschütterte das die Öffentlichkeit weit außerhalb der akademischen Kreise. Zunächst wurde Sujew nach einer spektakulären Festnahme im Krankenhaus unter Hausarrest gestellt, wenig später musste er nach einem 36-stündigen Verhör erneut ins Krankenhaus und wurde am Herzen notoperiert. Das war seine dritte Operation in diesem Jahr, er hat lebensgefährliche Gefäß- und Kreislaufprobleme. Nach öffentlichem Protest, zahlreichen Artikeln, offenen Briefen und Anfragen einiger Duma-Abgeordneter an die Staatsanwaltschaft wurde Sujew nicht, wie gefordert, freigelassen, sondern in ein Untersuchungsgefängnis überstellt.

In Russland ist man an vieles gewöhnt, doch selbst nach dortigen Maßstäben steht die demonstrative Härte der Repressalien in keinem Verhältnis zu den erhobenen Vorwürfen: Sujew sei in die Veruntreuung von Förder- und Forschungsmitteln in Höhe von etwa 250.000 Euro involviert. Doch geht es in Wirklichkeit gar nicht um Sujew. Der gesundheitlich angeschlagene Hochschulleiter wird offenbar gezwungen, die ehemalige Vize-Bildungsministerin Marina Rakowa zu belasten, eine energische junge Frau, die eine beachtliche Beamtenkarriere absolvierte und dabei einigen mächtigen Leuten in die Quere kam. Sujew bestreitet alle Vorwürfe und macht nicht mit.

Ausgebildet in Russland, effizient, loyal, fern der Politik

Der Fall von Sujew und Rakowa ist in Russland gerade ein großes Thema. Während Russland mit militärischen Drohgebärden internationale Spannungen erzeugt, bieten sich hier tiefe Einblicke in die Abläufe im Inneren des Landes. Vieles ist an diesem Fall typisch: Ein unbescholtener Bürger wird wie ein Schwerverbrecher behandelt, während zuvor nichts auf diese Attacke hingedeutet hat – weder ist Sujew politisch aktiv, noch ist er in irgendwelche Interessenkonflikte verwickelt. Selten allerdings läuft das Zusammenspiel von repressiven Praktiken, gesellschaftlichen Tendenzen und Besonderheiten des Staatsapparats so umfassend ab, dass es diesen Fall fast schon zur Enzyklopädie der russischen Diktatur macht.

Sergej Sujev, Rektor der Universität Schaninka wurde im November unter Hausarest gestellt.


Sergej Sujev, Rektor der Universität Schaninka wurde im November unter Hausarest gestellt.
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Bild: ddp

Marina Rakowa ist 38 Jahre alt und verkörpert auf den ersten Blick die neue Bürokratie, wie sie das Regime gern hätte: ausgebildet in Russland, effizient, loyal, fern der Politik, nicht mit irgendwelchen Macht- oder Business-Clans verbunden und erpicht darauf, das Land technologisch voranzutreiben. Seit Jahren wird versucht, solchen Verwaltungsnachwuchs in extra dafür gegründeten Kaderschmieden großzuziehen oder über Spezialprogramme zu rekrutieren. Geboren in einer sibirischen Kleinstadt, absolvierte Rakowa mit nur neunzehn Jahren die technische Bauman-Universität in Moskau, kehrte in ihre Heimatregion zurück und studierte dort an der Akademie für Recht und Wirtschaft. 2014 reichte sie bei der staatlichen „Agentur für strategische Initiativen“ ihr Projekt der Wissenschaftsparks für Kinder ein. Und schon bald wurde aus diesem Projekt ein nationales Programm – und Rakowa selbst stellvertretende Bildungsministerin.

Ministerin war damals die ultrakonservative Theologin Olga Wassiljewa. Die Medien sahen in ihr, vor allem wegen ihrer unbeholfenen Ausdrucksweise, eine finstere Witzfigur. Sie war aber auf ihre Art ausgesprochen erfolgreich: Der größte russische Schulbuch-Verlag Prosweschenije (Aufklärung) wurde mit ihrer Hilfe zum Monopol.

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