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#„So zu patzen ist verrückt. Völlig verrückt“

„So zu patzen ist verrückt. Völlig verrückt“

Jeder hätte verstanden, wenn Jan Nepomnjaschtschi nach der schlimmsten Niederlage seiner Karriere in der achten Partie der Schach-WM 2021 in Dubai das Weite gesucht hätte. Doch der Russe erfüllte brav seinen Vertrag und stellte sich den Fragen der wartenden Reporter. „Ich möchte mich für meine Leistung heute entschuldigen. Ich denke, sie war unter dem Niveau eines Großmeisters.“

Was hatte er sich bloß bei seinem 21. Zug gedacht? Weltklassekollegen wie Fabiano Caruana oder Anish Giri waren verwirrt ob dieser Aktion, bei der er einfach einen Bauern verlor, ohne dass der Druck auf die schwarze Stellung weniger wurde. „Einfach ein Patzer“, sagte Nepomnjaschtschi. „So einen Bauern einzustellen tut weh.“

Nach Nepomnjaschtschis 9...h5 grübelte Carlsen mehr als vierzig Minuten. Unzufrieden mit der Qualität seiner Berechnungen und aus Müdigkeit entschied er sich für 10. De1+. Nach 10...De7 wäre er mit einem Remis zufrieden gewesen. Er hatte ein wenig Hoffnung, dass (wie auf 10. Te1+ vorbereitet) 10...Kf8 kommt. Danach spielte sich die weiße Stellung leichter, weil er angefangen mit 11. Lb4 Schwarz um alle Konterchancen brachte.


Nach Nepomnjaschtschis 9…h5 grübelte Carlsen mehr als vierzig Minuten. Unzufrieden mit der Qualität seiner Berechnungen und aus Müdigkeit entschied er sich für 10. De1+. Nach 10…De7 wäre er mit einem Remis zufrieden gewesen. Er hatte ein wenig Hoffnung, dass (wie auf 10. Te1+ vorbereitet) 10…Kf8 kommt. Danach spielte sich die weiße Stellung leichter, weil er angefangen mit 11. Lb4 Schwarz um alle Konterchancen brachte.
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Bild: chess24

„Wie kann man so spielen? Durchgedreht!“, befand Caruana, WM-Herausforderer von 2018. Und Giri, Dritter des Kandidatenturniers, stellte aufgeregt fest: „Partie gelaufen. Ein ganzer Bauer weg und die Stellung immer noch schlecht. Es ist einfach verloren. So zu patzen, ist verrückt. Völlig verrückt.“

Die Pressekonferenz wird wenig dazu beigetragen haben, seine Schmerzen zu verringern. Denn der Russe erfuhr, dass sich sein Gegner alles andere als fit fühlte. „Mein Hirn war frittiert. Ich wollte keine scharfe Partie“, sagte Magnus Carlsen und gab zu, dass er von den Partien vom Freitag und Samstag so erschöpft war, dass er Mühe hatte, Varianten zu berechnen.

In einer Russischen Eröffnung hatte er eine noch nie auf Großmeisterniveau gespielte Zugfolge vorbereitet. Nepomnjaschtschi dachte eine Viertelstunde nach, und statt seinen König mit einer Rochade in Sicherheit zu bringen, war er bereit, ihn in der Mitte zu lassen und stieß seinem Randbauern vor. Aus menschlicher Sicht sah das verdächtig aus, aber wie der Großmeister und Computerschachexperte Matthew Sadler twitterte, waren die führenden Schachprogramme sehr einverstanden damit. Es blieb wohl Nepomnjaschtschis einziger starker Zug in dieser Partie.

Ein schockierender Fehler des Herausforderers, der übersehen hatte, dass nach 22. Da3+ Kg8 23. Dxa7 auch sein eigener Läufer angegriffen ist. 22...Dd6 wäre die bessere Erwiderung gewesen, auch wenn Schwarz nach 23. Dxa7 wegen der Drohung 24.Da8+ nicht den Läufer schlagen darf, sondern 23…g5 versuchen sollte.


Ein schockierender Fehler des Herausforderers, der übersehen hatte, dass nach 22. Da3+ Kg8 23. Dxa7 auch sein eigener Läufer angegriffen ist. 22…Dd6 wäre die bessere Erwiderung gewesen, auch wenn Schwarz nach 23. Dxa7 wegen der Drohung 24.Da8+ nicht den Läufer schlagen darf, sondern 23…g5 versuchen sollte.
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Bild: chess24

Carlsen grübelte lange. Statt die riskant aussehende Spielanlage seines Gegners versuchen zu widerlegen, indem er mit seinem Turm Schach bot, bot er mit der Dame Schach und damit quasi Damentausch an. Hätte Nepo, wie ihn in Dubai alle nennen, nun seine Dame gegenüber gestellt, wären die Damen getauscht worden und ein Remis äußerst wahrscheinlich gewesen.

Doch der Russe zog seinen König und nannte es hinterher „eine blöde, unpraktische Entscheidung“. Darauf hatte Carlsen ein bisschen gehofft, weil er nun den besseren Läufer seines Gegners abtauschen konnte und es für seine übrigen Figuren leichter war, gute Felder zu finden. Seine Stellung spielte sich nun leichter und ließ sich kaum verderben, selbst wenn man müde ist. Ein Remis war aber immer noch weit wahrscheinlicher als ein weißer Sieg. Bis Nepo patzte.

„Ehrlich gesagt wäre mein zweiter Sieg nicht passiert ohne den ersten“, stellte Carlsen den Zusammenhang her mit der sechsten Partie des Wettkampfes in der Nacht vom Freitag auf den Samstag. In der nach Zügen längsten Weltmeisterschaftspartie überhaupt hatte er Nepo niedergezwungen, obwohl die Computer noch kurz vor Schluss ein Remis gesehen hatten. Carlsen verwies auf seine früheren WM-Kämpfe, in denen Partien, die einen Sieger hatten, kurz aufeinander folgten oder eben, wie 2018 gegen Caruana, als alle zwölf regulären Partien remis endeten, ganz ausblieben.

Dass nun innerhalb eines Wochenendes eine Vorentscheidung gefallen ist, könnte auch an dem vergleichsweise härteren Modus liegen: Statt wie bei früheren Titelkämpfen nach jeweils zwei Partien einen Ruhetag zu bekommen, sind in Dubai nur die Montage und Donnerstage frei. Freitag bis Sonntag wird durchgespielt und das nicht ab 14.00 oder 15.00 Uhr sondern erst ab 16.30 Uhr Ortszeit. Es sei richtig, es für die Spieler schwerer zu machen, damit mehr passieren kann, ließ Carlsen wissen. Doch nun freue er sich erstmal auf einen spielfreien Montag.

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