Nachrichten

#Spur der Steine und seltener Erden

„Spur der Steine und seltener Erden“

Malerisch liegt der Deutsche Pavillon in Venedig auf einer Anhöhe der Giardini, umgeben von mächtigen Bäumen und dem Blau der Lagune. Der Tempelbau mit den zackig-neoklassizistischen Säulen ist der Stolz der auswärtigen Kulturpolitik. Hier werden alle zwei Jahre spannende deutsche Positionen zur Gegenwartskunst präsentiert. Und das sehr erfolgreich: Kein anderes Land hat in Venedig so viele Auszeichnungen eingeheimst wie die Bundesrepublik, darunter vier Goldene Löwen für den besten Nationenbeitrag, zuletzt 2019 mit „Faust“, inszeniert und choreographiert von Anne Imhof, mit wütenden bellenden Hunden hinter Glas in einem Untergeschoss.

In diesem Jahr scheint vieles anders. Zwar ist die 1895 gegründete Biennale nach wie vor das Maß aller Dinge, der heliozentrische Treffpunkt der Kunstwelt. Doch es scheint, als habe der Deutsche Pavillon viel von seinem Glanz verloren, ja als stehe er diesmal unter keinem guten Stern.

Das liegt zum einen an der Arbeit der Künstlerin Maria Eichhorn, die den Pavillon quasi wegbeamen wollte. Der ursprüngliche Entwurf einer „Translokation“ sah vor, das Gebäude per Kran und Schiff aufs Festland zu verfrachten und für die Dauer der Biennale in Mestre zu parken. Danach sollte der Pavillon zurückkehren. Vom deutschen Beitrag wäre dann wenig mehr als eine Baugrube übrig geblieben. Ein Projekt, das nicht nur astronomische, völlig irreale Kosten verschlungen hätte (allein für die Planung wurde ein Großteil des 1,6 Millionen teuren Budgets zuzüglich Sponsorengelder ausgegeben). Der Umzug hätte auch ein ökologisches Desaster ausgelöst und einen Preis für das am wenigsten nachhaltige Kunstwerk der Biennale beanspruchen können.

Langer Schatten: An der Fassade des Deutschen Pavillons der Biennale Venedig in den Giardini ist die Aufschrift „Germania“ angebracht.


Langer Schatten: An der Fassade des Deutschen Pavillons der Biennale Venedig in den Giardini ist die Aufschrift „Germania“ angebracht.
:


Bild: dpa

Nachdem den Verantwortlichen in Berlin die Absurdität des Projekts bewusst wurde (sie ließen die „Umzugspläne“ nur ein halbes Jahr vor der Eröffnung gegen die Wand fahren), wartete die Konzeptkünstlerin Maria Eichhorn mit einem Plan B auf. Die Fundamente des Vorgängerpavillons, des feingliedrigen sogenannten „Bayrischen Pavillons“ aus dem Jahr 1909, sollten freigelegt werden, die Nahtstellen zu dem monumentaleren Erweiterungsbau sichtbar gemacht, den der Architekt Ernst Haiger auf persönliches Geheiß Adolf Hitlers 1937/38 realisierte.

Bereits ein Jahr nach der „Machtergreifung“ hatte Hitler sein Vorbild Mussolini auf dem Biennale-Gelände getroffen. Maria Eichhorn und ihr Kurator Yilmaz Dziewior möchten den Besucher nun abermals dazu bewegen, sich mit der Nazi-Geschichte des Baus auseinanderzusetzen.

Allerdings ist das längst kalter Kaffee. Ganze Generationen deutscher Venedig-Künstler, angefangen mit Joseph Beuys und seiner berühmten „Straßenbahnhaltestelle“ von 1976, haben sich bereits ausgiebig an dem Thema abgearbeitet. Hans Haacke erhielt 1993 sogar den Goldenen Löwen, als er den Fußboden des Pavillons mit der Spitzhacke malträtierte und damit die Fundamente deutscher Geschichte symbolisch befragte. Damit war alles gesagt. Nun noch einmal die Architekturgeschichte aufzurollen ist kein Beweis für die überbordende Originalität der Künstlerin Maria Eichhorn. Eher hat man den Eindruck, etwas Epigonalem aufzusitzen, nachdem sich der originäre Plan, den Pavillon auf Reisen zu schicken, zerschlagen hatte.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!