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#Wie Krebse mit großen Waffen täuschen

Wie Krebse mit großen Waffen täuschen

Große Schere, nichts dahinter? Durch sexuelle Selektion sind bei Krebstieren Männchen mit einer großen, gefährlich aussehenden Schere im Vorteil: Mit der scheinbar gefährlichen Waffe können sie Konkurrenten oft so beeindrucken, dass diese einem Kampf ausweichen. Doch große Waffen kosten Energie – vor allem wenn sie viele Muskeln enthalten. Eine Studie zeigt nun: Je größer die Schere der Krebse, desto geringer ist der Anteil an energieaufwendigem Material wie Muskeln. Im Vergleich zu Artgenossen mit kleineren Scheren bauen Individuen mit überdimensionierten Scheren diese zu einem größeren Teil aus energetisch „billigeren“ Materialien wie Chitin auf.

Ob das Geweih eines Hirsches oder die Scheren eines Hummers: Viele Tieren haben Waffen, die dazu dienen, sich im Kampf um Fortpflanzungspartner mit Artgenossen auseinanderzusetzen. In manchen Fällen lässt sich der Kontrahent bereits kampflos einschüchtern, wenn die Waffen des Gegenübers besonders imposant sind – und auch Weibchen bevorzugen in vielen Fällen Männchen mit großen Waffen. Daher wurde dieses Merkmal bei vielen Tierarten sexuell selektiert. Doch die klobigen, schweren Anhängsel sind in anderen Lebenslagen von Nachteil. Sie können das Tier weniger beweglich machen, die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es Fressfeinden zum Opfer fällt, und kosten zudem Energie.

Muskeln oder Exoskelett?

„Die meisten Studien zu den Energiekosten konzentrieren sich auf das Waffenwachstum“, erklärt Jason Dinh von der Duke University in Durham. „Sie übersehen jedoch eine energetische Senke, die allgegenwärtig und unaufhörlich ist: den energetischen Grundumsatz.“ Das sind die Kosten, die anfallen, selbst wenn das Tier vollkommen stillsitzt. Bestimmte Gewebe wie Muskeln benötigen besonders viel Energie, während beispielsweise Materialien wie Chitin, aus dem die Panzer von Insekten, Spinnen und Krebsen bestehen, kaum zum Grundumsatz beitragen.

Die Scheren von Krebsen enthalten normalerweise sowohl Muskeln, die dafür sorgen, dass das Tier kräftig zuschnappen kann, als auch Chitin, das ein Exoskelett bildet und den Scheren mechanische Stabilität verleiht. Um herauszufinden, wie Krebse die Unterhaltskosten für ihre Waffen regulieren, untersuchte Dinh an zwei Arten von Pistolenkrebsen und einer Krabbenart die Größe der Scheren und das Verhältnis von energieaufwendigem Weichgewebe zu energiesparendem Exoskelett.

Übergroße Waffen aus billigem Material

„Manche Individuen haben übergroße Waffen, die größer sind als man im Verhältnis zur Körpergröße erwarten würde“, berichtet Dinh. Hätten diese übergroßen Scheren das gleiche Verhältnis von Muskeln und Exoskelett wie kleinere Exemplare, würde dies für das Individuum einen überproportional großen Energieaufwand bedeuten. Dinh stellte daher die Hypothese auf, dass größere Scheren einen geringeren Anteil an „teurem“ Weichgewebe aufweisen als kleinere Scheren bei Individuen der gleichen Art.

Und tatsächlich: „Der Anteil des Weichgewebes nahm mit zunehmender Waffengröße ab“, so Dinh. Am größten war der Unterschied bei Männchen untersuchten Krabbenart Uca pugilator. Bei dieser entlang der US-Ostküste vorkommenden Strandkrabbe wird eine Schere weit größer als die andere. Oft ist sie mit gut vier Zentimetern länger als der gesamte Körper des Tieres – an ihrem Inhalt spart der Krebs aber offenbar: „Die größten Individuen investierten bis zu 62 Prozent weniger Weichgewebe als die kleinsten Individuen“, berichtet Dinh. Bei den beiden untersuchten Pistolenkrebsarten zeigte sich das gleiche Phänomen mit einer Reduktion des Weichgewebes in größeren Scheren um 33 bis 58 Prozent. Das galt sowohl für Männchen als auch für Weibchen.

Gegner abschrecken

„Die Individuen mit übertriebenen Scheren sind ziemlich gut darin, ihre Gegner zu täuschen“, so Dinh. „Ihre Gegner haben Schwierigkeiten einzuschätzen, ob sie größer oder stärker sind oder einfach nur eine übertriebene Schere haben.“ Und auch wenn die Abschreckung des Gegners nicht funktioniert, kann die große Schere im Kampf von Vorteil sein – auch ohne viele Muskeln. Unter anderem sorgt das Chitin für eine erhöhte mechanische Stabilität der Schere. „Auf diese Weise können die Tiere nicht nur täuschen, sondern auch ihre Leistung während dieser Kämpfe verbessern, und das offenbar auf sehr billige Weise“, erklärt Dinh.

Quelle: Jason Dinh (Duke University, Durham, North Carolina) et al., Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2021.0550

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