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#Spanien streitet über das Temperaturlimit

„Spanien streitet über das Temperaturlimit“

Vor einer Woche ist die spanische Regierung vorgeprescht. Mit ihrem Energiesparplan wollte die Linkskoalition ein Beispiel für Europa geben. Doch die Initiative droht in der großen Sommerhitze zu verpuffen. Kritiker werfen der Regierung gesundheitsschädlichen „Energiepfusch“ vor. Statt in einem gemeinsamen Kraftakt den Gasverbrauch um sieben Prozent zu senken, herrschen Verwirrung und Streit um 27 Grad: Auf niedrigere Temperaturen dürfen die Klimaanlagen von Mittwoch an nicht mehr kühlen. Auf einmal begann ein Feilschen um ein paar Grad.

Den Anfang machte die konservative Madrider Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso, die seit ihrem Amtsantritt einen Konfrontationskurs gegen die linke Zentralregierung verfolgt. Sie kündigte an, dass sich die Hauptstadtregion nicht an die neuen Regeln halten werde. Ayuso war vor allem empört über die geplante Abschaltung der Außenbeleuchtung von öffentlichen Gebäuden und Schaufenstern von 22 Uhr an.

Die Regierung hinterließ ein Kommunikationschaos

Die konservative Volkspartei (PP) schwenkte bald auf ihre Linie ein. Es half auch nichts, dass Ministerpräsident Pedro Sánchez dazu aufrief, von „jeglichem egoistischen, unsolidarischen und einseitigem Verhalten Abstand zu nehmen“. Auch aus seiner sozialistischen Partei kommt Kritik. Sánchez und seine Regierung gingen in den Sommerurlaub und hinterließen ein kommunikatives Chaos.

Besonders die Laden- und Restaurantbesitzer sind empört. Der Plan sei überstürzt. „Wir wollen sparen, aber nicht schließen müssen“, beklagte sich der spanische Verband der Jungunternehmer, dessen Mitglieder nach der Pandemie nun die Inflation zu spüren bekommen. Auch sie würden aus eigenem Interesse die Energiekosten senken, die zuletzt regelrecht explodiert waren. Aber sie fürchten, dass wegen des Sparpakets die Kunden und Gäste wegbleiben, wenn es in ihren Räumen zu warm wird, um in Ruhe zu essen oder Kleidung anzuprobieren.

Auf Konfrontationskurs: Isabel Díaz Ayuso, Präsidentin der Region Madrid, weigert sich, die neuen Maßnahmen umzusetzen.


Auf Konfrontationskurs: Isabel Díaz Ayuso, Präsidentin der Region Madrid, weigert sich, die neuen Maßnahmen umzusetzen.
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Bild: AFP

Sie warnen davor, dass sie auch weniger verdienen, sollten weniger Besucher abends in die Städte kommen, wenn es dort um zehn Uhr finster wird – zu einer Zeit, in der viele Spanier erst zum Abendessen gehen. Gut gekühlte Läden und Lokale zögen gerade in diesem Sommer, der einer der heißesten seit Jahrzehnten ist, viele Menschen an.

Hoteliers stellten dagegen nach einem Blick ins Gesetzesblatt erleichtert fest, dass die 27 Grad (und 19 Grad für die Heizung im Winter) nicht für die Zimmer ihrer Gäste gelten, sondern nur für Lobbys und andere Gemeinschaftsräume sowie für kulturelle Einrichtungen, Bahnhöfe und Flughäfen.

Einer der heißesten Sommer seit Jahrzehnten

Die 27 Grad sind nach spanischem Recht das Temperaturlimit für Räume, in denen Menschen vor allem im Sitzen arbeiten, etwa in Büros. Kellner, Köche und Fitness-Trainer bekamen es mit der Angst zu tun, dass sie bei den neuen Temperaturen ihre Arbeit nicht mehr schaffen.




Erst nach mehreren Tagen meldete sich die Umweltministerin Teresa Ribera zu Wort. In einem Interview versprach sie, die Sparmaßnahmen „flexibel“ anzuwenden. In Bars, Restaurants, Küchen und Fitnessstudios seien auch „etwa 25 Grad“ möglich. Die entsprechenden Regelungen des Arbeitsrechts hatte das Energie-Dekret nach ihren Worten nicht außer Kraft gesetzt – als sie die Einsparungen am vergangenen Montag vorstellte, erwähnte das die Umweltministerin aber nicht ausführlicher.

Laut der Schutzvorschrift muss „die Temperatur in Räumen, in denen leichte Arbeiten ausgeführt werden, zwischen 14 und 25 Grad liegen“. Mit Blick auf die nächtliche Beleuchtung stellte die Regierung klar, dass die neue Regelung nur für öffentliche Gebäude und Schaufenster gelte, nicht aber Monumente wie Gaudís Sagrada Família in Barcelona oder den Cibeles-Brunnen in Madrid.

Spanien folge den Forderungen der EU, gegenüber der Madrid sich verpflichtet habe, sieben Prozent weniger Gas zu verbrauchen, und zugleich dem Vorbild anderer EU-Staaten, hieß es aus dem Büro des spanischen Ministerpräsidenten, das den Kritikern „Interpretationen aus eigenem Interesse“ vorwirft. Die Regierung sucht dennoch das Gespräch mit ihnen. Am Sonntag lud sie eilig zu einer Videokonferenz ein. Umweltministerin Ribera und Handelsministerin Reyes Maroto wollen an diesem Montag mit den Regionalregierungen und den Kommunalverwaltungen reden, bevor der Sparplan in Kraft tritt.

Wegen der andauernden Hitzewelle wird er zunächst wenig Wirkung entfalten. Spanien erlebt seit Juni einen der heißesten Sommer seit Jahrzehnten. Die Klimaanlagen laufen permanent auf Hochtouren. Wegen der anhaltenden Trockenheit ist der Pegelstand vieler Stauseen zu niedrig, um die Wasserkraftwerke anzutreiben. Es wird so viel Gas für die Stromerzeugung verbrannt wie sonst nicht um diese Jahreszeit.

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