#Herzblatt-Geschichten: Freifahrtschein für Frauenküsse

Dank seines Lottogewinns von knapp zehn Millionen Euro hat Kürsat Yildirim, besser bekannt als Chico, viele neue Freunde gewonnen. Dazu zählt die „Bild“-Zeitung, die uns getreulich über seine Schritte informiert. So habe er sich „76 Daunenjacken“ gekauft – „und bereut es: ,Meine schlechteste Investition!‘“

Können wir verstehen, richtig harte Winter sind ja nicht mehr zu erwarten. Ob aber die 22 Massagesessel, die 2083 Eierbecher und die 454 Wackeldackel so viel bessere Investitionen sind?

Wo wir den Klimawandel erwähnen: Ein prominenter Umweltschützer überrascht mit einer neuen Position. „AKWende!“, frohlockt „Bild“ und zitiert den U2-Sänger Bono, der sich in Sachen Kernenergie „ein wenig umentschieden“ hat. „Im Text des neuen U2-Songs ,Atomic City‘ heißt es: ,Atomic Sun for Everyone‘“, weiß „Bild“. Werden die Rockrenegaten nun ihre bekanntesten Hits umschreiben? Den Zeitgeist einfangen würden mild nostalgische Titel wie „Sunday Bloody Grillsteak“ oder „Where the Streets Have No Tempolimit“.

Der Kanzler dürfte sich davon nicht beeindrucken lassen, denn der hat laut „Das Neue“ andere Sorgen: „Olaf Scholz – Rücktritt aus Liebe? Warum seine Frau ihn jetzt so sehr braucht“ titelt das Heft mit der womöglich ersten Scholz-Titelstory der Regenbogenpresse überhaupt. Seit ihrem Rücktritt als Ministerin nämlich, behauptet „Das Neue“, sitze Britta Ernst „zu Hause und ist einsam“ und brauche „nichts dringender als seine starke Schulter zum Anlehnen. Und sein verschmitztes Grinsen, das ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubert.“ Sehen Sie, Herr Söder: Scholz grinst gar nicht schlumpfig, sondern verschmitzt. Die Hoffnung, dass Scholzens Rücktritt aus Liebe Schule macht und auch andere Leute sich zurückziehen wie Putin, Erdoğan, Xi Jinping ist nicht sehr groß; welche Frau würde die schon gern bei sich zu Hause sitzen haben?

Fremdzüngelnde Frauen

Gern bei Désirée Nick sitzen würde womöglich Karl Lauterbach: „Größter Fan ihrer Nacktfotos“ sei dieser, wie „Das neue Blatt“ berichtet. ,„Er hat mir gesagt, dass er von den Bildern begeistert ist‘, so Désirée Nick.“ Das muss er ja schon aus beruflichen Gründen: Der Anblick rundum gesunder Körper auch im reiferen Alter ist für den Fachmann eine Freude. Was uns hingegen irritiert: Zur Meldung „2006 kandidierte Vicky Leandros (71) bei den Kommunalwahlen in Piräus und wurde Vizebürgermeisterin“ zeigt „Das neue Blatt“ ein Foto von Leandros neben dem – ungenannt bleibenden – FDP-Mann Philipp Rösler. War der denn in Piräus Bürgermeister?

Einer Frau sehr nahe gekommen ist auf dem Oktoberfest Giulia Siegel, die dort „Bild“ zufolge „mit einer unbekannten Blondine fremdzüngelte“. Halb so wild, laut Siegel, denn in ihrer Beziehung „zählt Frauenküssen nicht als Fremdgehen“. Sie „habe da einen Freifahrtschein von meinem Partner, darf mit Frauen alles machen“, einschließlich Knutschen. Frauen zu küssen sei „einfach etwas total Schönes“, sie „küssen viel sinnlicher und zärtlicher als Männer“. Diese überzeugende Argumentation dürfte auch Siegels Partner lesen. Ob er jetzt ebenfalls einen Freifahrtschein beantragt?

Zum Fremdgehen fehlt Otto Waalkes gerade die Partnerin, was nach ihm aber nicht lang so bleiben soll: „Mich faszinieren alle Frauen und ich könnte mich in alle verlieben“, lässt er „Frau im Spiegel“ wissen. „Ich gehe nicht so nach dem Äußeren. Die inneren Werte sind letztlich doch die entscheidenden.“ Allen Frauen tolle innere Werte zu unterstellen – ist das aber nicht ein wenig oberflächlich?

Eine eigene Kammer für die Bademäntel

Eine der lustigsten Rubriken in „Die Aktuelle“ nennt sich „Ein Tag im Leben! Stars im Alltag“. Lustig deshalb, weil der Reporter Marco Schiffer der Leserschaft darin vorgaukelt, all die – nun ja – „Stars“ nicht über einen Interviewtermin, sondern völlig zufällig zu treffen. Im Juli erst erspähte er Chris Andrews im nordrhein-westfälischen Selm auf einer Pferdekoppel. Nun ist Schiffer in Bad Gandersheim in Niedersachsen unterwegs. „Als wir über die dortige Landesgartenschau schlendern, reiben wir uns verdutzt die Augen. Ist das nicht ,Iffi Zenker‘ aus der ,Lindenstraße‘, die da an der Bühne steht und Technikern Anweisungen gibt?“

Rein zufällig ist sie es, und Rebecca Siemoneit-Barum lässt den „Aktuelle“-Mann wissen: „Mit euch habe ich damals lesen gelernt. Mein Vater hat jede Woche das Heft geholt, und ich habe anhand der Geschichten über die Königshäuser die Buchstaben verinnerlicht.“ Da reiben wir uns verdutzt die Augen und denken uns: Hoffentlich hat sie seinerzeit nur die Buchstaben verinnerlicht und nicht die Geschichten selbst, die waren sicher schon damals kompletter Quatsch.

Dass, wie „Frau im Spiegel“ weiß, Elton John sein 1255-Quadratmeter-Apartment in Atlanta verlassen hat, dürfte aber stimmen. „Der Umzug dauerte übrigens einen Monat lang, so viel musste in den USA ausgeräumt werden“, lesen wir. „Elton John hatte mehrere begehbare Kleiderschränke, allein seine Bademäntel waren in einer eigenen Kammer untergebracht.“ Das Apartment könnte eine gute Investition für Chico sein: So eine Bademantelkammer ließe sich bestimmt prima in eine für Daunenjacken umwidmen.