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#Wenn Verteidigungslinien zur Erfolgsbotschaft werden

„Wenn Verteidigungslinien zur Erfolgsbotschaft werden“

Es wirkt wie ein Sinnbild für Russlands militärische Lage: In Moskau ist ein Propagandist des Ukrainekriegs selbst in die Defensive geraten. Anton Krassowskij, bis Montag Mitarbeiter des Staatssenders RT, trat als glühender Befürworter der Invasion auf, wie seine bisherige Chefin, Margarita Simonjan. Unter anderem feierte Krassowskij jüngst die Raketenschläge gegen Dutzende Ziele in der Ukraine zur Vorstellung des neuen Invasionskommandeurs, Sergej Surowikin, indem er auf seinem Balkon tanzte, von einem „phantastischen Tag“ sprach und mehr solcher Angriffe forderte.

Jetzt scheint er im RT-Gespräch mit einem Schriftsteller den Bogen mit Mordaufrufen gegen Kinder überspannt zu haben. Der Schriftsteller berichtete, schon 1980 hätten „absolut russische, russischsprachige“ Kinder in der damaligen Ukrainischen Sowjetrepublik von Moskauer Besatzung gesprochen. Krassowskij entgegnete, „solche Kinder“ solle man „ertränken“ oder „verbrennen“. Das sei „unsere Methode“.

Zugleich machte sich Krassowskij über Vergewaltigungen von Ukrainerinnen durch russische Soldaten lustig. RT-Chefin Simonjan kritisierte in der Nacht auf Montag indes ausschließlich die Äußerungen zu den Kindern als „abscheulich“ und bezeichnete die Zusammenarbeit mit Krassowskij als beendet: RT könne es sich nicht erlauben, dass „auch nur der Gedanke aufkommt, jemand von uns sei fähig, solchen Quatsch zu äußern“. Dabei ruft Simonjan selbst zum „Entnazifizierung“ genannten Kampf gegen Befürworter einer unabhängigen Ukraine und zur Vernichtung des Nachbarstaats auf.

Sie hatte Krassowskij zur herausgehobenen (und laut Antikorruptionsjägern hoch bezahlten) Position bei RT verholfen. Er ist bekannt in Moskau; auch die F.A.Z. hat Krassowskijs an Ausfälligkeiten und Flüchen reiche Rhetorik einmal in anderem Zusammenhang (es ging um eine Hilfsorganisation Krassowskijs für HIV-Positive) bei einem Treffen in einem Moskauer Lokal erleben dürfen. Nach dem Überfall Ende Februar traf seine Hemmungslosigkeit den Nerv der Kriegsbefürworter im Zeichen des „Z“.

Jetzt bat der Geschasste („Das kommt vor: Du sitzt in der Sendung, und es reißt dich mit“) um Entschuldigung, während Putins Politik- und Medienapparat konfus wirkte: Aus dem Außenministerium war die Rede von einer „Attacke“ auf Krassowskij als jemanden, der nur die Wahrheit sage, aus dem Unterhaus dagegen wurden „Worte eines Feindes Russlands“ gerügt, den man festnehmen solle, woraufhin das Ermittlungskomitee mitteilte, eine „Reihe schriller Erklärungen“ Krassowskijs zu prüfen.

Dissonanz und Stalin-Rhetorik dürften von Nervosität zeugen. Dutzende Männer, die im Rahmen der vor gut einem Monat verkündeten Teilmobilmachung eingezogen wurden, sind laut Medienberichten schon gefallen. Greifbare Erfolge bleiben aus. Putin wirkte vorige Woche bemüht, gegen Irritationen anzusteuern: Auf Klagen über versprechungswidrig kargen Sold reagierte er mit einem Erlass über einen Mindestbetrag je Monat, auf viele Berichte über mangelnde – wenn nicht selbst beschaffte – Ausrüstung für die Rekruten, indem er einen Truppenübungsplatz besuchte und sich dort vor Staatsmedien von „Mobilisierten“ versichern ließ, ihnen fehle es an nichts.

Für schlechte Nachrichten von der Front ist jetzt General Surowikin zuständig, vorige Woche sogar mit einem Staatsfernsehauftritt. Das Vorgehen erinnert an die Corona-Pandemie, in der sich Putin selbst rar machte und unpopuläre Entscheidungen an die Regionalspitzen delegierte. Jetzt sind eine Reihe von ihnen wieder gefordert durch Putins Erlass vom vergangenen Mittwoch zum „Kriegszustand“ in vier jüngst völkerrechtswidrig an Russland angeschlossenen ukrainischen Regionen und zu erhöhter Alarmbereitschaft auf der schon 2014 annektierten Krim und einer Reihe westrussischer Grenzregionen. Auch der schon in der Pandemie exponierte Moskauer Bürgermeister, Sergej Sobjanin, sowie Ministerpräsident Michail Mischustin werden in einem eigenen Erlass als „Verantwortliche“ für „Anforderungen“ im Rahmen der „Spezialoperation“ als solche identifiziert.

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