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#Muss das Nackensteak gecancelt werden?

„Muss das Nackensteak gecancelt werden?“

Wenn Politiker merken, wie dünn die Soße ist, die sie dem Volk vorsetzen, dann muss etwas anderes auf den Teller: Fleisch. Nichts ruft so sicher und so kalkulierbar Reaktionen hervor wie ein beherztes Bekenntnis zum Schweinsbraten oder die Forderung, dem Klima zuliebe doch bitte den Fleischkonsum einzuschränken. Die Rhetorik des Fleisches wird sofort verstanden, im Zweifel sogar ohne Worte. Es reicht ein Foto von der artgerechten Verspeisung eines Pfälzer Saumagens, dem bevorzugten Kommunikationsmittel des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl – und das Publikum weiß, von welchem Fleisch der Politiker Fleisch ist.

Reinhard Bingener

Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

Der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus hat den Zusammenhang von Fleischkonsum und Politik auf eine nachgerade klassische Formel gebracht: „Ich schäme mich nicht dafür, dass ich die Leute vertrete, die mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sind, Nackensteak essen und fleißig sind. Diese Leute sind das Rückgrat unserer Gesellschaft.“ Aufschlussreich daran ist der Anklang an den Apostel Paulus und seinen Satz „Ich schäme mich des Evangeliums nicht“. „Scham“ verweist darauf, dass sich der Sprecher in einer kulturellen Defensive wähnt.

Mit seinem scheinbar mutigen Bekenntnis schlägt sich Brinkhaus auf die Seite derjenigen Leute, die sich von einer meinungsbildenden Elite offenbar bedrängt sehen, wenn sie sich ihr Nackensteak – das mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in Brinkhaus’ Wahlkreis beim Fleischkonzern Tönnies vom Schwein geschnitten wurde – auf den Grill legen. Im Hintergrund solcher Äußerungen schimmert das alte Allensbach-Theorem von der schweigenden Mehrheit durch, die sich nicht ausreichend zu artikulieren vermag. Wie auch, wenn sie gerade auf ihrem Nackensteak herumbeißt!

Fleischlosigkeit – ein Rückfall in die schlechte alte Zeit?

Fleisch wird nicht wegen seines Wertes als Proteinlieferant oder wegen seines besonderen Aromas zum Thema der Politik, sondern als „identity marker“, der im Fall der Unionspolitiker vom vermeintlich Negativen ins Positive zurechtgerückt wird nach dem Motto: Wir Leute mit unserem Weber-Grill im Schottergarten halten den Laden hier am Laufen. In dieser Weltsicht verbieten sich Verbote, und das Abendland wird nicht mehr in Wien oder am Hindukusch verteidigt, sondern an der Fleischtheke. Frei nach Alexander Dobrindt, dem Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag: „Diejenigen, die gestern gegen Kernenergie, heute gegen Grillfleisch demonstrieren, agitieren, die müssen sich dann auch nicht wundern, wenn sie übermorgen irgendwann ein Minarett im Garten stehen haben.“

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