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#Warum sich die Lage auf dem Gasmarkt entspannt

Es gab eine Zeit, da schielte ganz Deutschland auf die Füllstände der Gasspeicher. Die sonst so stabile Versorgung schien plötzlich gefährdet, weil die Russen immer weniger und irgendwann gar kein Gas mehr nach Deutschland schickten. Im Juni vergangenen Jahres rief die Bundesnetzagentur die „Alarmstufe“ des Notfallplans aus, weil sich die Versorgungslage „erheblich verschlechtert“ hatte. Ihr Chef Klaus Müller warnte landauf, landab, es könne eng werden, wenn die Deutschen nicht ihr Bestes gäben, Gas zu sparen. Die Bundesregierung zwang die Betreiber, Gas einzuspeichern, woraufhin die Preise in die Höhe schossen. Es gab lange und ernsthafte Diskussionen darüber, welche Verbraucher im Zweifel rationiert würden, sollte der Markt zusammenbrechen.

Nun zeigt sich: Die Anstrengungen der Deutschen haben gefruchtet. Der Gaspreis fällt und fällt und hat mit 36 Euro je Megawattstunde den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren erreicht (von einer kleinen Delle im November einmal abgesehen). Auch die Gasspeicher sind mit 67 Prozent gut gefüllt. Doch die entspannte Lage ist nicht nur den milden Temperaturen zu verdanken, sondern auch den massiven Einsparungen von Industrie und Haushalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Centre for Sustainability der Hertie School in Berlin, die der F.A.Z. vorab vorlag und am Donnerstag in der Fachzeitschrift „Nature Energy“ erschienen ist.

Marktpreise wirksames Mittel zum Gas sparen

Demnach ist der Gasverbrauch in der zweiten Jahreshälfte um 23 Prozent gesunken. Das sei „deutlich mehr“, als er und die meisten anderen Fachleute zu Beginn der Studie erwartet hätten, sagt Forscher Oliver Ruhnau, der die Studie gemeinsam mit Clemens Stiewe, Jarusch Müßel und Lion Hirth verfasst hat. Die Autoren verwenden ein multiples Regressionsmodell, das Faktoren wie das Wetter, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, Saisonalität und weitere Faktoren kontrolliert, und vergleichen den tatsächlichen Verbrauch mit einem hypothetischen Benchmark.


Demnach habe die Industrie in Anbetracht der höheren Preise schon im September 2021 begonnen, ihren Gasverbrauch um 4 Prozent zu reduzieren. Dieser Wert stieg im Oktober auf 27 Prozent. Haushalte und kleine Betriebe, die die höheren Preise im Großhandel über die Energieversorger erst später erreichen, reduzierten ihren Verbrauch kurz nach Kriegsausbruch im März 2022 um 10 Prozent. Die Einsparung stieg bis September auf 28 Prozent an. Der Winter 2022/2023 gehörte zu den wärmsten in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Ko-Autor Hirth schließt aus den Ergebnissen, dass Marktpreise ein „wirksames Mittel“ seien, um Anreize zum Gas sparen zu schaffen, insbesondere in der Industrie. Diese müssten jedoch sinnvoll ergänzt werden. „Unterstützungsmaßnahmen und Entlastungspakete sind notwendig, um Härten abzufedern. Diese sollten aber so gestaltet sein, dass die Anreize zum Gassparen erhalten bleiben“, so Hirth weiter.

Netzagentur bleibt wachsam

In den Preisen, die Verbraucherinnen und Verbraucher für Gas zahlen, schlägt sich die entspannte Lage auf den Gasmärkten unterdessen noch nicht nieder. Wie das Vergleichsportal Check24 meldet, sind die Heizkosten derzeit so hoch wie hoch nie, und das trotz Gaspreisbremse. Demnach zahlte ein Musterhaushalt, der sein Reihenhaus mit Gas heizte, in der aktuellen Heizperiode im Schnitt 2406 Euro – 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ohne Gaspreisbremse und Übernahme des Dezember-Abschlags wären es gar 2904 Euro gewesen. Günstige Angebote gebe es allerdings für Neukundinnen, die von den deutlich gesunkenen Großhandelspreisen profitierten, teilte das Portal mit.

Und auch die Bundesnetzagentur bleibt wachsam. Die Versorgung sei stabil, gleichwohl bleibe die „Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 eine zentrale Herausforderung“, schreibt sie in ihrem wöchentlichen Lagebericht. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibe wichtig. Um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, müsse bis zum 1. September ein Speicherfüllstand von 75 Prozent erreicht werden.

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