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#Fördert der Klimawandel Russlands Landwirtschaft?

Fördert der Klimawandel Russlands Landwirtschaft?

Zu Beginn seiner Herrschaft machte sich Russlands Präsident Wladimir Putin über den Klimawandel noch lustig. Ein bis zwei Grad mehr könnten zu reicheren Kornernten führen, sagte er im Jahr 2003, das sei doch vielleicht gar nicht so schlecht. Inzwischen spricht Putin zwar ganz anders, warnt etwa vor den Gefahren durch das Tauen des Permafrosts. Doch die Theorie, dass die Landwirtschaft nördlich gelegener Länder wie Russland dank der Erwärmung dazugewinnen könnte, ist weiterhin verbreitet.

Katharina Wagner

Wirtschaftskorrespondentin für Russland und die GUS mit Sitz in Moskau.

Die „New York Times“ etwa veröffentlichte vor einem Jahr einen großen Artikel unter dem Titel „Wie Russland die Klimakrise gewinnt“: Das größte Flächenland der Welt sei global am besten positioniert, um aus der Erwärmung Profit zu schlagen, hieß es da, weil viel mehr Land für den Anbau von Getreide nutzbar werde und zugleich Klimaflüchtlinge aus Bangladesch und Indien als Arbeiter in das bisher kaum bevölkerte Sibirien ziehen könnten.

Der Weizenanbau boomt

Tatsächlich scheint es, als profitiere Russlands Getreideproduktion bisher von der Erwärmung. Denn was den Anbau von Weizen angeht, hat das Land eine erstaunliche Entwicklung gemacht: Vom weltgrößten Kornimporteur, der die Sowjetunion war, ist Russland seit Anfang des Jahrtausends zum größten Weizenexporteur geworden, der für gut ein Fünftel des weltweiten Weizenmarktes steht. 2017 überholte Russland erstmals die USA und Kanada. Einigen Fachleuten zufolge liegt das zumindest zum Teil an steigenden Temperaturen.

Weizenanbau könnte bald in mehr russischen Regionen möglich sein.


Weizenanbau könnte bald in mehr russischen Regionen möglich sein.
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Bild: dpa

Laut Andrej Sizow von der Agrarberatungsfirma Sovecon führen die milderen Winter in den besonders fruchtbaren Gegenden, der Schwarzmeerregion und in Zentralrussland, dazu, dass die Winterkulturen nicht mehr erfrieren. Und da sie höhere Erträge bringen als die Sommerkulturen, habe Russland über die Jahre immer mehr Korn und vor allem Weizen anbauen können. Andere Gründe kamen hinzu: die Möglichkeit, Land zu pachten, die Öffnung des Weltmarktes für russische Exporteure, höhere Produktivität und bessere Technik.

Wetterbedingte Ertragsschwankungen

Schließlich verschaffte die drastische Abwertung des Rubels, die auf die west­lichen Sanktionen infolge von Russlands militärischer Einmischung in der Ukraine 2014 folgte, Russlands Exporteuren einen Wettbewerbsvorteil. Die russischen „Gegensanktionen“, ein Importverbot für westliche Lebensmittel, förderten dagegen zwar die heimische Produktion von Gemüse und Milchprodukten und ließen die Preise für russische Verbraucher erheblich steigen, wirkten sich aber auf den Getreidesektor kaum aus, da Korn schon lange nicht mehr eingeführt wird.

Manche Wissenschaftler sehen es anders als Sizow; ihnen zufolge hätte Russland ohne Erwärmung sogar noch mehr Weizen anbauen können. Laut Florian Schierhorn, der am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien zur Landwirtschaft in Russland forscht, zeigt eine Studie von 2011, dass die russischen Weizenerträge zwischen 1980 und 2008 um 15 Prozent höher ausgefallen wären, wenn sich das Klima in diesem Zeitraum nicht verändert hätte. Hinzu kämen „wetterbedingte Ertragsschwankungen“, also Ernteausfälle durch zu trockene und zu heiße Sommer, aber auch Starkregen und extremer Frost, die „seit vielen Jahren hoch sind und noch weiter ansteigen“.

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