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#Können Anleger aus der Geschichte lernen?

„Können Anleger aus der Geschichte lernen?“

Hohe Inflationsraten, eine Energiekrise, weltwirtschaftliche Schwächen und fallende Aktienkurse: All das erleben wir in Deutschland nicht zum ersten Mal. Wobei die Formulierung nicht ganz korrekt gewählt ist: Denn obwohl es in Deutschland Jahre sehr hoher Inflation gab und dramatische Energiekrisen, so haben doch viele Menschen diese Erfahrungen nicht am eigenen Leib gemacht. 1923, das Jahr der Hyperinflation, kennen fast alle heute Lebenden nur noch aus den Geschichtsbüchern. Auch der Ölpreisschock der 1970er-Jahre ist nur noch den Älteren im Gedächtnis. Selbst die Erinnerung an die Finanzkrise der Jahre 2008/2009 verblasst allmählich. Aus der Finanzbranche ist häufig zu hören, dass die wenigsten der überwiegend jungen Trader im Handelssaal jemals längere Zeit mit fallenden Aktienkursen konfrontiert gewesen seien.

Dennis Kremer

Redakteur im Ressort „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Womit wir bei zwei zentralen Fragen sind, die nicht nur Wirtschaftshistoriker umtreiben, sondern die für jeden Einzelnen derzeit von hoher Bedeutung sind: Ist es wichtig, bestimmte Erfahrungen selbst zu machen, um die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen? Und könnte das, wenn man die Frage bejaht, am Ende nicht sogar bedeuten, dass wir unfähig sind, aus der Wirtschaftsgeschichte zu lernen?

Nun könnte man sich Wirtschaftshistoriker als zutiefst frustrierte Menschen vorstellen. Ist ihr Wissen doch immer nur dann besonders gefragt, wenn die nächste Krise schon da ist, und zwischendrin eher für Spezialisten von Interesse. Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt, sieht die Sache pragmatisch: „Erfahrungen muss jeder selbst machen. Aber alle, die sich mit Geschichte beschäftigten, wissen auch: Nicht jede Erfahrung trifft einen unvorbereitet.“

Einfache Ableitungen verbieten sich

Sein Kollege Albrecht Ritschl von der London School of Economics (LSE) ergänzt: „Es kommt zwar häufig vor, dass wir aus der Geschichte die ­falschen Schlüsse ziehen. Auch perfekte Analogien sind nicht möglich. Aber das bedeutet ja vor allem, dass wir bei der Beschäftigung mit der Vergangenheit umso genauer hinschauen müssen.“ Einfache Ableitungen aus der Historie verbieten sich also, auch wenn die Deutschen sich immer wieder daran versucht haben, wie noch zu zeigen sein wird. Aber etwas lernen lässt sich beim Nachdenken über die Historie dennoch.

1923 wurden Geldscheine gewogen. Die Währung hatte durch die Inflation kaum mehr Wert als das Papier selbst.


1923 wurden Geldscheine gewogen. Die Währung hatte durch die Inflation kaum mehr Wert als das Papier selbst.
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Bild: Picture Alliance

Wie schwierig die Gemengelage mitunter ist, lässt sich exemplarisch am Umgang mit Börsenkrisen und hohen Inflationsraten zeigen, die ja nicht selten auch zur gleichen Zeit auftreten. Um mit den Börsenkrisen zu beginnen: „Börsencrashs und Kursverluste gehören zum Standardrepertoire einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung“, sagt Wirtschaftshistoriker Plumpe. Schon der Gründerkrach des Jahres 1873 hielt den vergleichsweise wenigen Anlegern damals vor Augen, dass es mitunter lange dauern kann, bis sich die Kurse wieder erholen. Damals waren viele Jahre Geduld nötig, bis die Kurse ihr ­Ausgangsniveau wieder erreichten. Die naheliegendste Ableitung für heutige Zeiten wäre also: Finger weg von Aktien!

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