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#Kriminelle Wohltäter

„Seilschaften“, darunter verstehen wir in der Umgangssprache mächtige Gruppen, meist Männer, die sich fördern und zusammenhalten, oft, um illegale Machenschaften zu vertuschen. So hatte etwa der amerikanische Investmentbanker Jeffrey Epstein Kontakte, die ihm jahrzehntelang halfen, minderjährige Frauen zu missbrauchen. Von einer ganz ähnlichen Seilschaft erzählt der gleichnamige „Tatort“ (Regie: Tobias Ineichen, Drehbuch: Claudia Pütz und Karin Heberlein) des Ermittlerteams aus der Schweiz.

Kurz hintereinander werden zwei Männer ermordet, die an der „Internationalen Entwicklungskonferenz“, einer Spendengala, beteiligt waren: James McDermott (David Chrisman) als Moderator, ein Versicherungsunternehmer als Sponsor. Ein dritter, Hedgefonds-Manager und Event-Veranstalter Dominic Mercier (Leonardo Nigro), bleibt am Leben, bekommt aber McDermotts Zehen per Post zugeschickt.

Unrealistische Dialoge

Dass die drei vermeintlichen Wohltäter durch kriminelle Machenschaften verbunden sind, ist schnell klar. Welche davon zu den Morden geführt haben dagegen weniger. Denn während die Ermittlerinnen Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) anfangs die These verfolgen, die Mafia habe mit den sehr aufwendig inszenierten Morden zu tun, kristallisiert sich nach einer Weile ein privates Motiv heraus.

Die Themen sind in „Seilschaft“ brisant, die Umsetzung fällt umso dürftiger aus. Viele Szenen sind, die ganze Handlung ist teilweise so unrealistisch, dass man staunend vor dem Bildschirm sitzt. Das beginnt schon bei den Dialogen. Da kann etwa Merciers Frau, die – kurz nachdem ihre Tochter das Päckchen mit den abgehackten Zehen geöffnet hat – unbeschwert mit dem Mädchen auf dem Spielplatz sitzt, die Sorge ihres Mannes gar nicht recht verstehen („Dominic, was ist los? Ist doch alles gut!“).

In einer anderen Szene reden Staatsanwältin ­Anita Wegenast (Rachel Braunschweig) und Mafia-Experte Jürg Wettstein (Elidan Arzoni) plötzlich Französisch, wohl weil es sich so besser flirtet. Schräg ist es trotzdem, besonders weil die Fran­zösisch-Muttersprachlerin Grandjean danebensteht und Deutsch spricht.

Es wird immer abstruser

Über lahme Gags dieser Art ließe sich hinwegsehen, wenn der Rest stimmte. Aber hier interessieren Fragen, die man sich beim Zuschauen sofort stellt, die Ermittlerinnen wenig. Zwar bringt sie die Inszenierung der Morde auf die Spur der Mafia, doch sind die Motive für den großen Aufwand des Täters erstaunlich nebensächlich. Hier wird kommuniziert, mutmaßt Ott. Ja, aber was genau? Auch die Mafia macht sich solche Mühe nicht ohne Grund.

Doch es wird alles noch abstruser. Als sich abzeichnet, um was es bei dem Fall geht, bricht ein nicht verarbeitetes Trauma Otts wieder auf. Die Hintergründe erfahren wir nicht. Den Kollegen bleibt das nicht verborgen – Ott schreit rum, macht Vorwürfe und gefährliche Alleingänge. Doch statt ihr einen Psychologen zur Seite zu stellen oder das Gespräch zu suchen, lässt Grandjean den Standort ihrer Kollegin orten. So funktioniert Teamarbeit.

Otts Trauma soll den Plot vorantreiben. Dass ihre Soloermittlungen gefährliche Folgen haben, versteht sich. Umso erstaunlicher ist, wie harmlos das Ende ausfällt. Mit der ganzen Härte der Realität sollen die Zuschauer wohl nicht entlassen werden, da braucht es noch einmal ein versöhnliches Lächeln, eine herzliche Umarmung. So sieht er aus, der „Tatort“ aus Zürich.

Der „Tatort: Seilschaft“ läuft an diesem Sonntag, 30. April, um 20.15 Uhr in der ARD.

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