#Liveblog zum Krieg in Nahost: UN-Flüchtlingswerk: Treibstoff-Depot ist leer
Israel schießt Rakete über dem Roten Meer ab +++ Israelische Armee kündigt Kampfpause in Teilen Gaza-Stadts an +++ 200.000 Menschen laut UN in südlichen Gazastreifen geflohen +++ Zwei Wasserversorger stellen offenbar Arbeit ein +++ alle Entwicklungen im Liveblog.
Martin Franke
Laut Angaben des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) gibt es in seinem Depot keinen Treibstoff mehr. „Vor drei Wochen schlug das UNRWA wegen der Treibstoffsituation Alarm und warnte vor den schnell zur Neige gehenden Vorräten und den Auswirkungen auf die lebensrettenden Maßnahmen. Seitdem haben wir die Verwendung von Treibstoff stark rationiert und in enger Abstimmung mit den israelischen Behörden auf bereits vorhandene, begrenzte Mengen zugegriffen, die in einem Depot innerhalb des Gazastreifens gelagert sind“, heißt es von UNRWA. Dieses Depot ist nach UN-Angaben „nun leer“.
Ohne Treibstoff werde die humanitäre Arbeit zu Ende gehen, „viele weitere Menschen werden leiden und wahrscheinlich auch sterben“, warnt das UN-Hilfswerk. In dem Appell, der auf der Internetseite der Organisation zu lesen steht, werden alle Parteien aufgefordert, Treibstoff zu Verfügung zu stellen und damit aufzuhören, humanitäre Hilfe für politische oder militärische Zwecke zu nutzen.
Laut Recherchen der „New York Times“ vor wenigen Wochen hat die Terrormiliz Hamas genug Treibstoff, Lebensmittel, Medikamente auf Vorrat, um einen Krieg über mehrere Monate zu führen.
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Julia Fietz
Nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds ist das Al-Kuds-Krankenhaus im Gazastreifen evakuiert worden. Die Hilfsorganisation teilte auf X mit, dass alle Verwundeten, Angehörige und Mitarbeiter nach zehn Tagen der Belagerung aus dem Krankenhaus gerettet werden konnten. Dieses sei durch das ständige Bombardement, fehlende Nahrungsmittel, Wassermangel und Stromausfällen zu einer Todesfalle geworden. Die Patienten würden nun in Krankenhäuser im Süden verlegt werden.
Der Leiter der UN-Mission in Libanon (Unifil), Aroldo Lázaro Sáenz, hat vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der radikalislamischen libanesischen Hizbullah gewarnt. Eine gefährliche Ausweitung der Spannungen müsse vermieden werden, erklärte Lázaro am Dienstag nach einem Treffen mit dem libanesischen Regierungschef Nadschib Mikati und Parlamentspräsident Nabih Berri, einem Verbündeten der Hizbullah.
Vorrangiges Ziel der Unifil sei es derzeit, „eine Eskalation zu verhindern, das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen und die Sicherheit der Blauhelmsoldaten zu gewährleisten". Dies sei nur dank ihrer unparteiischen Rolle möglich.
Seit Beginn des Gazakriegs wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 88 Menschen in Südlibanon getötet, darunter zehn Zivilisten. Auf israelischer Seite wurden nach Angaben der Behörden neun Menschen getötet, unter ihnen sechs Soldaten. Auch ein Unifil-Soldat wurde verletzt und das Unifil-Hauptquartier in Südlibanon von einer Rakete getroffen.
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Julia Fietz
Orna Neutra ist die Mutter des von der Hamas gefangen gehaltenen Omer Neutra und spricht auf der Demonstration in Washington.Foto: Reuters
Auf der National Mall in Washington protestieren Demonstranten gegen Antisemitismus und in Solidarität mit Israel.Foto: Reuters
Orna Neutra ist die Mutter des von der Hamas gefangen gehaltenen Omer Neutra und spricht auf der Demonstration in Washington.Foto: Reuters
Auf der National Mall in Washington protestieren Demonstranten gegen Antisemitismus und in Solidarität mit Israel.Foto: Reuters
Orna Neutra ist die Mutter des von der Hamas gefangen gehaltenen Omer Neutra und spricht auf der Demonstration in Washington.Foto: Reuters
Angehörige von Geiseln der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas haben die israelische Regierung aufgefordert, unverzüglich ein Abkommen mit der Hamas über die Freilassung der Verschleppten zu treffen. „Wir wissen, dass eine Entscheidung noch heute Abend gefällt werden kann", erklärte eine Interessengruppe von Angehörigen am Dienstagabend. Die Regierung dürfe eine Abmachung zur Geisel-Freilassung „nicht blockieren".
US-Präsident Joe Biden hatte sich zuvor optimistisch über die Aussichten auf eine Vereinbarung zur Freilassung von Hamas-Geiseln im Gazastreifen gezeigt. „Ich spreche jeden Tag mit Menschen, die darin involviert sind", sagte Biden am Dienstag im Weißen Haus zu Journalisten. „Ich glaube, es wird passieren, aber ich will nicht ins Detail gehen."
Fast alle ausreisewilligen Französinnen und Franzosen haben den Gazastreifen verlassen. Das teilte das französische Außenministerium in Paris am Dienstagabend mit. Insgesamt seien 112 französische Staatsbürger, Vertreter und deren Angehörige über den Grenzübergang Rafah aus dem Gazastreifen ausgereist. Die Menschen befänden sich nun in Frankreich in Sicherheit.
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Julia Fietz
Im Gespräch mit dem amerikanischen TV-Sender CNN berichtet ein Arzt des Al-Ahli Baptist-Hospitals, dem einzigen arbeitsfähigen Krankenhaus in Gaza-Stadt, von katastrophalen Zuständen. Auf 500 Patienten kämen nur zwei Operationssäle und drei Chirurgen, sagte Dr. Ghassan Abu-Sittah dem Fernsehsender. Anästhesie-Mittel und andere Medikamente seien so knapp, dass täglich kleinere Operationen ohne Betäubung durchgeführt würden, um die Säle für lebensrettende Operationen freizuhalten.
Das Krankenhaus hat nach Angaben des Arztes Zugang zu fließendem Wasser und Nahrungsmitteln, die täglich von Krankenwägen herbeigeschafft würden. Es sei nicht von Soldaten oder Panzern umringt, die Explosionen in der Nähe aber jederzeit zu spüren.
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Martin Franke
UN-Generalsekretär António Guterres ist von israelischer Seite wegen seiner Rolle im Gazakrieg abermals scharf angegriffen worden. „Guterres hat es nicht verdient, UN-Chef zu sein“, sagte der israelische Außenminister Eli Cohen am Dienstag in Genf. Der 74-Jährige habe sich nicht entschieden genug gegen den Terror der Hamas gestellt. „Guterres sollte wie alle freien Nationen klar und laut sagen: 'Befreit Gaza von der Hamas'“, sagte Cohen weiter.
Guterres' Sprecher Stephane Dujarric äußerte sich auf Nachfrage nicht direkt, sagte aber: „Der Generalsekretär setzt seine Arbeit mit eisernen Nerven, ruhig, konzentriert und auf der Grundlage der Grundsätze der Charta des humanitären Völkerrechts und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte fort.“
Israel ist seit Äußerungen Guterres' von Ende Oktober erzürnt über den UN-Chef. Guterres hatte den Hamas-Terroranschlag am 7. Oktober zwar verurteilt, aber auch gesagt, dieser habe „nicht im luftleeren Raum“ stattgefunden. In dem Zusammenhang sprach Guterres von der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete. Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan sprach daraufhin von einer „reinen Blutverleumdung“ durch Guterres und forderte seinen Rücktritt. Cohen, damals anwesend in New York, sagte ein Treffen mit dem Generalsekretär ab.
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Martin Franke
Auch US-amerikanische Geheimdienste sagen, dass Krankenhäuser im Gazastreifen für die Geiselnahme und militärische Aktivitäten genutzt werden. Das sagte der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, am Dienstag vor Journalisten. Demnach hätten die Terrorgruppen Hamas und „Palästinensischer Islamischer Dschihad“ (PIJ) das Schifa-Krankenhaus und andere Hospitäler für diese Zwecke genutzt.
Am Montagabend veröffentlichte die Armee ein Video aus dem Gazastreifen, das in der unmittelbaren Umgebung sowie im Keller des mittlerweile evakuierten Rantisi-Krankenhauses entstanden sein soll. Die Armee fand dort nach eigenen Angaben Sprengstoff, Maschinengewehre und Panzerabwehrraketen. Zudem gebe es in dem Keller auch Hinweise darauf, dass dort einige der knapp 240 aus Israel verschleppten Geiseln festgehalten wurden: Das Video zeigt einen Stuhl mit einem zerknitterten Kleid, neben dem Stuhlbein liegt ein Seil, mit dem eine Geisel gefesselt gewesen sein soll. In unmittelbarer Nähe fand die Armee zudem die Trinkflasche eines Kleinkinds und einen Raum mit einer Liste.
Über dem Roten Meer ist nach israelischen Militärangaben eine Rakete abgefangen worden. Demnach wurde die Rakete aus dem Jemen abgefeuert. In der südlichen israelischen Stadt Eilat am Roten Meer heulten am Dienstagabend die Sirenen. Vermutet wird, dass die von Iran unterstützten Huthi-Rebellen dahinterstecken könnten. Angriffe aus dem Bürgerkriegsstaat auf Israel, auch mit Drohnen, gab es zuletzt mehrmals.
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Gregor Grosse
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, ist nach Angaben seines Sprechers zutiefst beunruhigt über den „dramatischen Verlust von Menschenleben" in mehreren Krankenhäusern im Gazastreifen. „Im Namen der Menschlichkeit ruft der Generalsekretär zu einer sofortigen humanitären Feuerpause auf", sagte Sprecher Stephane Dujarric vor Journalisten.
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Gregor Grosse
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat Vorwürfe der israelischen Armee bestritten, im Keller eines Kinderkrankenhauses im Gazastreifen Geiseln versteckt zu haben. Die am Montagabend von der israelischen Armee in einem Video aus dem Keller der Al-Rantisi-Kinderklink gezeigten Gegenstände wiesen lediglich darauf hin, dass sich dort geflüchtete Einwohner aufgehalten hätten, erklärte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen am Dienstag.
Israels Armeesprecher Daniel Hagari hatte am Montag in einem Video unter anderem ein Babyfläschchen und ein an einem Stuhl befestigtes Seil gezeigt, die von israelischen Soldaten in dem Krankenhauskeller gefunden worden seien. Zudem zeigte er ein Motorrad mit Einschlusslöchern, das zum Transport von Geiseln aus Israel verwendet worden sei.
Die Hinweise auf Geiselverstecke in dem Krankenhauskeller im Norden des Gazastreifens würden nun untersucht, hatte Hagari erklärt. Die israelische Armee verfüge aber auch „über Geheimdienstinformationen, die dies bestätigen". Die Nachrichtenagentur AFP konnte die Angaben nicht unabhängig überprüfen.
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Julia Fietz
Brasiliens Präsident Luis Inácio Lula da Silva hat die militärische Reaktion der israelischen Armee auf die Gräueltaten der islamistischen Hamas mit „Terrorismus" gleichgesetzt. „Das Verhalten Israels gegenüber Frauen und Kindern ist gleichbedeutend mit Terrorismus", sagte Lula am Dienstag in seiner wöchentlichen Videobotschaft auf Onlinenetzwerken. Man könne es „nicht anders ausdrücken". Mit Blick auf zivile Opfer im Gazastreifen sagte Lula: „Wenn ich weiß, dass an irgendeinem Ort Kinder sind, dann kann ich – selbst wenn da ein Monster drin ist – nicht die Kinder töten, weil ich das Monster töten will." Der Dachverband der jüdischen Gemeinden im Land reagierte mit scharfer Kritik.
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Gregor Grosse
US-Präsident Joe Biden zeigt sich zuversichtlich, dass die israelischen Geiseln in der Gewalt der radikal-islamischen Hamas freikommen werden. Er führe deswegen täglich Gespräche mit Beteiligten an den Verhandlungen über die Freilassung der Verschleppten, und er glaube, dass dies gelingen werde. „Haltet durch, wir kommen", sagt er vor Journalisten in Washington an Angehörige der Geiseln gerichtet.
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Gregor Grosse
Die israelische Küstenmetropole Tel Aviv ist am Dienstag abermals vom Gazastreifen aus mit Raketen beschossen worden. In der Stadt heulten die Alarmsirenen. Ein Mann wurde nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, eine Frau habe minder schwere Verletzungen erlitten, ein dritter Mann sei leicht verletzt worden. Zuletzt war die Stadt am Freitag Ziel von Raketen aus dem umkämpften Küstenstreifen geworden. Der bewaffnete Arm der islamistischen Hamas im Gazastreifen, die Qassam-Brigaden, bekannten sich zu dem Angriff auf Tel Aviv. Es sei eine Vergeltung für „die zionistischen Massaker an Zivilisten“, hieß es in einer Erklärung.
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Julia Fietz
Die Vereinten Nationen in Libanon haben sich erneut besorgt über die Lage an der Grenze zu Israel geäußert. Der Chef der UN-Friedenstruppe Unifil im Libanon, Aroldo Lázaro, sagte am Dienstag: „Die Prioritäten von Unifil bestehen derzeit darin, eine Eskalation zu verhindern, das Leben von Zivilisten zu schützen und die Sicherheit der Friedenstruppen zu gewährleisten."
Bei einem Treffen mit dem geschäftsführenden Ministerpräsidenten Nadschib Mikati und Parlamentssprecher Nabih Berri habe er seine „tiefe Besorgnis über die Lage im Süden" und über mögliche umfangreichere Auseinandersetzungen an der Grenze zwischen der schiitischen Hizbullah-Miliz und der israelischen Armee zum Ausdruck gebracht.
Unifil, die sogenannte Interimstruppe der Vereinten Nationen in Libanon, gibt es seit 1978. Sie gilt als eine der ältesten aktiven UN-Beobachtermissionen.
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