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#Kann man mit einer Roboterfrau über Malerei sprechen?

„Kann man mit einer Roboterfrau über Malerei sprechen?“

Da sitzt sie nun im Museum Frieder Burda auf einer Bank, die Augen starr auf ein „Abstraktes Bild“ von Gerhard Richter gerichtet. Sie versteht nur Englisch, also fragen wir: „What are you looking at?“, was schaust du dir an? Ihr Kopf wendet sich mit einem sachten Ruckeln vom Bild ab. Sie blinzelt. Hinter der glatten Stirn scheint es zu arbeiten. Endlich bewegen sich die Lippen, und eine mechanisch klingende Stimme antwortet: „I don’t know.“

So viel zum Kunstverständnis der humanoiden Roboter nach eigenem Vorbild, mit denen die Künstlerin Louisa Clement Sammlungs-Highlights des Baden-Badener Museums konfrontiert: Sie wissen nicht, was sie sehen. Drei von Clements „Repräsentantinnen“ von 2022, lebensgroße und zumindest von Weitem ziemlich lebensecht wirkende Puppen mit Metallskelett unter einer nach 3-D-Scans geschaffenen Silikonhaut, mit Langhaarperücken und für die seriöse Umgebung zu kurzen Röcken, hat Udo Kittelmann als künstlerischer Leiter des Museums in der aktuellen Ausstellung platziert.

Ihr Titel „Transformers“ bezieht sich auf die transformative Kraft der Technik – und die gleichnamige Science-Fiction-Serie, auf der eine Spielzeugreihe ziemlich monströser Mann-Maschinen-Wandelfiguren beruht. Der Künstler Timur Si-Qin nimmt in der Schau die Werbung für die Serie aufs Korn, während wenige Schritte weiter eine winzige computeranimierte Robotermaus, die in Fußhöhe aus der Wand lugt, mit Kinderstimmchen in Dialog mit Richters Stillleben einer Kerze tritt. So niedlich kann ein künstliches Wesen im Kulturraum auch sein.

Das Gespräch läuft eher schlecht geölt

Louisa Clements Maschinenfrauen wirken eher abweisend, obwohl ihnen ein mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeitender Chatbot eingebaut ist. So können und sollen sie mit dem Publikum Konversation halten angesichts gut abgehangener männlicher Klassiker der modernen und zeitgenössischen Kunst an den Wänden: Werke von Picasso, Lüpertz oder Baselitz, Polke, Pollock oder Warhol. Das Gespräch mit den Performance-Apparaten läuft eher schlecht geölt – was eigentümlich beruhigend wirkt vor dem Hintergrund der Aufregung um künstliche neuronale Netzwerke wie den Chatbot ChatGPT oder das KI-Zeichenprogramm Dall E der Firma Open AI. Die beiden wurden mit Datenmassen aus dem Internet derart erfolgreich trainiert, dass der Sprachassistent Informationen suchen und zu Hausarbeiten, Bewerbungen oder Zeitungsartikeln verarbeiten kann; Dall E generiert Bilder nach Wortanweisung. Das wirkt bedrohlich.

Kulturelle Einsicht ist den algorithmischen Systemen zwar ebenso wenig zu eigen wie ein Bewusstsein oder emotionale Intelligenz, und ihre sogenannte Kreativität beschränkt sich auf Imitation durch Neukombination von Bekanntem. Dennoch wird die KI-Technik, so rasant sie sich entwickelt, unseren Alltag, viele Berufe und unser mediales Umfeld verändern. Selbst wenn der viel bestaunte Chatbot noch bei mathematischen Textaufgaben und Alltagsfragen versagt und der Versuch Microsofts, seine Suchmaschine mit KI auszustatten, floppte, weil das System unflätig wurde, Nutzer belog und sich als manipulativ entpuppte.

Fressen und Gefressenwerden im Borkenkäferwald: Anne Duk Hee Jordans Video „La Grande Bouffe“ im HeK


Fressen und Gefressenwerden im Borkenkäferwald: Anne Duk Hee Jordans Video „La Grande Bouffe“ im HeK
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Bild: HeK

Wie also beherrschen wir Algorithmen, statt uns von ihnen beherrschen zu lassen? Wie verhindern wir, dass sie unsere Schwächen monströs steigern? Welche Wirkung entfalten künstliche Wesen im Freiraum der Kunst, in dem das Humane verhandelt wird? Die der Kontrolle der Künstlerin entzogenen „Repräsentantinnen“ werfen solche Fragen am ehesten durch ihre schiere Präsenz auf. Im Ausstellungsraum verkörpern sie das Unheimliche romantischer Tradition, als scheinbar lebendige leblose Wesen. Die Androiden sind Nachfahren von E.T.A. Hoffmanns Puppe Olimpia aus seiner Erzählung „Der Sandmann“ und zeitgenössische Schwestern der Roboterfrau Sofia, die als „Künstlerin“ auftritt.

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