Nachrichten

#Ulmer Münster stellt Krippe ohne Heilige Drei Könige auf

Ulmer Münster stellt Krippe ohne Heilige Drei Könige auf

Eine Krippe ohne die Heiligen Drei Könige: Die Mitglieder der Ulmer Münstergemeinde werden Kaspar, Melchior und Balthasar in diesem Jahr nicht in der Krippe unter dem Friedensfenster finden. Der Kirchengemeinderat hat entschieden, in diesem Jahr die Krippe nach der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums aufzustellen – also ohne Könige aus dem Morgenland. Die Kirchenräte nehmen wie viele Kirchenbesucher Anstoß an der stark überzeichneten Darstellung Melchiors. In der Tat ist Melchior von dem Bildhauer Martin Scheible nach überholten Stereotypen dargestellt, nämlich mit wulstigen Lippen, übergewichtig und einem Goldreifen am Fuß.

Rüdiger Soldt

Aufgrund der Rassismus-Debatte sei man zur Überzeugung gelangt, diese Krippenfiguren nicht mehr zu zeigen, sagte der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. „Es geht uns nicht um den schwarzen König, es geht uns um die Art und Weise der Darstellung. Melchior ist mit einer Fratze und in einer grotesken Körperhaltung dargestellt. Ein Mohrenkind dient auch noch als Schleppenträger eines weißen Königs. Und ein weiteres Bild zeigt auch noch einen schwarzen Jungen, der auf einem Esel reitet und von einem Affen etwas eingeflüstert bekommt“, sagte Gohl.

Ihm sei natürlich bekannt, dass die vor hundert Jahren von dem Künstler Martin Scheible geschaffenen Figuren expressionistisch dargestellt seien. „Aber die Überzeichnung der Figuren muss dann eine Grenze haben, wenn sich Menschen diskriminiert fühlen.“ Gohl nennt zum Beispiel die aus Kamerun stammende Gospelsängerin Siyou Isabelle Ngnoubamdjum. Sie habe die die Figur als „rassistisch und in keiner Weise wertschätzend“ empfunden.

Diskussion auch aus kunstgeschichtlicher Sicht

Der Dekan der Münstergemeinde mit 2500 Gemeindemitgliedern will sich der Diskussion über Rassismus in den nächsten Monaten offen stellen. In den kirchlichen Pflegeeinrichtungen gebe es immer wieder Fälle, in denen sich einzelne Bewohner weigerten, von aus Afrika stammenden Krankenschwestern oder Altenpflegern behandelt zu werden. „Für Christen gilt die Menschenwürde, für uns kann es da keine Unterschiede geben. Alles andere widerspräche dem Evangelium“, sagte der Dekan.

Im nächsten Jahr will die Kirchengemeinde über die Wirkungsgeschichte des Rassismus und auch über kunstgeschichtliche Bedeutung der Krippenfiguren diskutieren. Der Pfarrer will Kunsthistoriker und den baden-württembergischen Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume zum Vortrag einladen. Die Krippe ist eine Schenkung der Ulmer Familie Mößner, auch die Stifterfamilie soll in die Diskussionen einbezogen werden.

Mit Schmäh-Mails überhäuft

Nach der Diskussion in den Vereinigten Staaten hätte man eine Debatte über die Krippenfiguren nicht verhindern können. „Wenn wir jetzt nicht entschieden hätten, wäre an Weihnachten darüber diskutiert worden, man sollte das aber trennen.“ Die Kirchengemeinde wurde – trotz ihrer gut begründeten Entscheidung – Anfang der Woche dennoch mit unsachlichen Schmäh-Mails überhäuft. Die Kirchengemeinde bereite einer „dritten sozialistischen Diktatur“ den Boden, hieß es in einer Mail. Ein anderer Kritiker schrieb: Wegen einer „lächerlichen Debatte über Rassismus“ in den Vereinigten Staaten werde nun „deutsches Kulturgut“ abgeschafft. Über das Niveau mancher Zuschrift zeigten sich der Dekan und seine Mitarbeiter entsetzt.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!