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#Viel mehr als Instinkt

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„Viel mehr als Instinkt

Cover DIE KULTUR DER WILDEN TIERE von Carl Safina

Der Biologe und Naturschriftsteller Carl Safina nennt überzeugende Argumente dafür, dass Tiere genau wie Menschen eine Kultur haben.

„Kultur“ definiert Carl Safina als „sozial erlernt“ – als Wissen, auf das nicht instinktiv zurückgegriffen werden kann und das dementsprechend nicht in den Genen verankert ist. Solche Verhaltensweisen hat er bei vielen sozial lebenden Tierarten beobachtet. Etwa in Paarungsritualen, in der Weitergabe von Wissen und in freundschaftlichen Beziehungen oder auch in der Vorliebe für bestimmte Nahrung und Werkzeuge innerhalb einer Gruppe.

Mitreißend schildert Safina seine Erlebnisse auf diversen Forschungsreisen. So begleitete er einen Pottwal-Forscher in der Karibik, wo er das liebevolle Zusammenspiel der Clanmitglieder erlebt. Gemeinschaftlich kümmern sich Wale um den Nachwuchs und geben ihre Jagdtechniken und lokalen Dialekte an die Jungtiere weiter. Um sich zu begrüßen, kommunizieren sie mit Mustern aus bis zu 40 Klicklauten, sogenannten Codas. Das verrät ihnen, ob ein Artgenosse zum Clan gehört oder nicht.

Zusammen mit einer Papageien-Spezialistin im peruanischen Amazonasgebiet beobachtete Safina das Zusammenleben farbenprächtiger Vogelarten, die offensichtlich Spaß am geselligen Austausch hatten. Diese Arten sind besonders schön. Safina fragt nach dem evolutionären Sinn dieser Attraktivität – und überlegt, ob sie vielleicht das Ergebnis von Kultur sei.

Sehr komplex ist das Sozialgefüge der Schimpansen. Im Budongo-Wald von Uganda wurde Safina Zeuge gewalttätiger Rangkämpfe unter den männlichen Tieren, als er mit einer Primaten-Expertin unterwegs war. Doch er sah auch beeindruckende Strategien zur Schlichtung und Vermeidung von Konflikten, ohne die eine Gruppe nicht überlebensfähig wäre.

All diese Beobachtungen belegen für ihn eindeutig: Soziale Tiere sind tief eingebunden in ihre Beziehungsnetze. Sie pflegen andere Lebensstile als benachbarte Artgenossen. Kultur dient ihnen zur Stärkung der Gruppenidentität und Abgrenzung von anderen. Besonders lesenswert ist das Buch durch die Verbindung intensiver Naturbeobachtungen mit der Deutung tierischen Verhaltens. Und am Ende versteht der Leser, was Mensch und Tier unterscheidet – aber vor allem, was beide verbindet. Petra Wiemann

Carl Safina
DIE KULTUR DER WILDEN TIERE
C.H. Beck, 428 S., € 28,–
ISBN 978–3–406–78326–5

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