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#„Vivarium“ erklärt: Zwischen Kuckuckskind und Vorstadt-Hölle

„Vivarium“ erklärt: Zwischen Kuckuckskind und Vorstadt-Hölle

Auf der Suche nach dem perfekten Eigenheim muss ein junges Paar feststellen, dass Haus Nummer 9 sie nie wieder loslassen wird. Aber was steckt wirklich hinter „Vivarium“?

Gefangen zwischen perfektem Himmel und einem Labyrinth aus identischen Häusern wirft „Vivarium“ nicht nur für die Hauptcharaktere Tom (Jesse Eisenberg) und Gemma (Imogen Poots) so einiges an Fragen auf. Wir erklären euch, was es mit der abstrusen Vorstadt-Hölle Yonder auf sich hat und wie das Ende des verstörenden Sci-Fi-Thrillers zu verstehen ist.

Achtung: Es folgen Spoiler! Wenn ihr „Vivarium“ noch nicht gesehen habt, solltet ihr das jetzt auf Netflix nachholen. Mit dem Entertainment Plus Paket sichert ihr euch neben Netflix auch zahlreiche Titel auf Sky für nur 20,00 Euro im Monat. Im Video erfahrt ihr, welche Netflix-Highlights euch damit dieses Jahr erwarten:

„Vivarium“ Handlung: Das schaurige Schicksal von Gemma und Tom

Als glückliches Paar suchen Tom und Gemma nach einem Haus und wenden sich schließlich an Makler Martin. Dass der Mann ihnen mehr als seltsam vorkommt, hält die beiden nicht davon ab, mit ihm in die Vorstadtsiedlung Yonder zu fahren. Am Haus Nummer 9 angekommen, führt Martin Tom und Gemma durch die möblierten Räumlichkeiten. Nachdem sich die beiden im Garten umgesehen haben, scheint Martin wie vom Erdboden verschluckt. Auch sein Auto ist verschwunden. Verdutzt, aber erleichtert steigen Tom und Gemma in ihren Wagen, um Yonder schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Doch egal, welchen Weg sie einschlagen, sie landen immer wieder vor der Nummer 9, bis ihnen schließlich der Sprit ausgeht und sie im Haus übernachten. Am nächsten Morgen versuchen sie, per Fuß Reißaus zu nehmen – vergebens.

Auch Toms Versuch, das Haus niederzubrennen, nützt nichts: Tags darauf steht das Eigenheim wie neu geboren in der Siedlung. Und mit ihm ein weiteres Geschenk: Ein Baby hat sich zu den Liebenden gesellt. Der Deal: Sollten sie den Jungen aufziehen, wären sie frei. Das Kind wächst unnatürlich schnell heran und hält die unfreiwilligen Eltern mit schrillem Geschrei auf Trab. Während sich Gemma bemüht, das Rätsel des Jungen zu lösen, empfindet Tom nur Hass und will „es“, wie er das Kind nennt, sogar verhungern lassen. Von Gemmas Fürsorge vertrieben, sucht Tom einen neuen Ausweg, gräbt ein Loch – und schaufelt sich damit schließlich sein eigenes Grab. Erschöpft bricht er auf dem Bordstein zusammen, während der Junge mittlerweile zu einem Mann herangewachsen ist und die „Eltern“ aussperrt.

Nach einer wilden Verfolgungsjagd mit dem Jungen naht auch Gemmas Ende. Noch während sie atmet, legt der Junge sie in einen Leichensack und wirft sie zu Tom hinab ins Loch, das er daraufhin verscharrt. Er füllt den Tank von Gemmas Wagen mit Benzin, verlässt Yonder und fährt zu Martins Maklerbüro. Als er hineintritt, hat Martins letzte Stunde geschlagen. Der Junge nimmt Martins Namensschild, steckt es sich selbst an und entledigt sich dessen Leiche. Nur kurz darauf betritt ein neues junges Paar das Büro.

Was hat die Anfangsszene von „Vivarium“ zu bedeuten?

„Vivarium“ setzt nicht direkt mit der Geschichte von Gemma und Tom ein, sondern zeigt zunächst den Lebensweg eines Kuckucks: Gerade frisch geschlüpft, wirft er die Eier und ein anderes Küken aus dem Nest eines fremden Vogels und ruft mit schrillen Tönen nach Nahrung. Die nichts ahnende Mutter tut, wie ihr geheißen, bis ihr untergejubelter Nachwuchs über sie hinausgewachsen ist und schließlich das Leben der Stiefmutter in den Händen – beziehungsweise im Schnabel – hält.

Die Anfangsszene lässt sich perfekt auf den Lebensweg von Gemma und Tom übertragen: Auch sie finden in ihrem vermeintlichen Vorstadt-Traumhaus die Hölle auf Erden wieder. Der einzige Ausweg aus dieser parasitären Welt scheint darin zu bestehen, ein fremdes Kind großzuziehen, das so lange schreit, bis das Verhältnis von Cornflakes und Milch perfekt ist. Als der Junge schließlich ausgewachsen ist, sperrt er seine ausgemergelten „Eltern“ aus und entscheidet damit über den Zeitpunkt ihres Todes. Schließlich nimmt er selbst den Platz des ausgewachsenen Kuckucks ein und hat bereits das nächste Paar im Blick, das sein Kind großzuziehen vermag…

Wenn ihr einen Hang zum Übernatürlichen habt, solltet ihr euch neben „Vivarium“ folgende Filme nicht entgehen lassen:

Der größte Hinweis ist der Filmtitel selbst

Ähnlich wie ein Aquarium oder ein Terrarium dient ein Vivarium laut Duden der Haltung von kleineren Tieren. Die gläsernen Wände ermöglichen es, die Lebewesen aus allen Blickwinkeln zu beobachten, während es für sie kein Entkommen gibt. Auch Tom und Gemma müssen schnell feststellen, dass die Suche nach einem Ausweg zwecklos ist. Zudem beobachtet der Junge das Paar nahezu pausenlos und ahmt ihr Verhalten nach.

Doch damit nicht genug: Da neue Lebensmittellieferungen und die Müllabholung nur dann vonstatten gehen, wenn Tom und Gemma nicht hinsehen, gehen sie davon aus, von etwas Übermächtigem beobachtet zu werden. So spricht das Paar immer von „Sie“, wenn sie über folgenschwere Handlungen diskutieren und machen bald keine Anstalten mehr, dem Jungen irgendetwas zu verbergen.

Yonder – Das Zuhause für immer

Bereits das Eingangsschild nach Yonder macht deutlich, dass es kein Entrinnen aus der Siedlung gibt. So heißt es: „Yonder – Sie sind jetzt zu Hause. Hochwertige Familienhäuser. Für immer.“ Tatsächlich müssen Tom und Gemma Haus Nummer 9 wohl oder übel als neues Heim akzeptieren, zu Hause fühlen sie sich deshalb nicht. Auf Toms letzte Worte weiß Gemma deshalb nichts zu entgegnen. Seine Frage: „Bin ich jetzt zu Hause?“ bleibt ohne Antwort. Der Junge sieht das indes ganz anders: Immer, wenn Gemma den Wunsch nach einem Zuhause äußert, entgegnet er: „Dumme Mutter. Das hier ist dein Zuhause.“ Während über das Zuhause Uneinigkeit besteht, behält das Schild mit einer Zeile recht: Nach ihrer Ankunft bleiben Tom und Gemma für immer.

Dass es aus Yonder kein Entkommen gibt, erklärt Regisseur Lorcan Finnegan im Interview mit Collider wie folgt:

„Die Häuser sind eigentlich fast wie Pilze. Sie sprießen als fasrige Dinge aus dem Boden, formen sich dann aber zu genau dem, was die Leute anscheinend wollen. […] Wenn man also hineinfährt und herumfährt, kann man nicht entkommen, weil die Regeln der Realität verbogen sind, sobald man die Schwelle überschreitet.“

Für Tom und Gemma ist Yonder die Hölle auf Erden. Welche Geschichten euch das Gruseln lehren, seht ihr in dieser Bildstrecke:

Die Vorstadt-Hölle: Mutter und dann Tod?

Für viele Menschen klingt es wie der Himmel auf Erden: in den eigenen vier Wänden mit der Familie die Idylle der Vorstadt zu genießen, während eine vorzeigbare Nachbarschaft den gleichen Traum lebt. Aber ist ein solches Leben wirklich so lebenswert? Oder steht nach dem Haus nur das Leben der Kinder im Mittelpunkt, bis schließlich der unvermeidbare Tod auf uns wartet? Und wie viele Menschen tappen beim Streben nach diesem Leben in eine Falle, aus der es – und sei es beispielsweise finanziell – kein Entrinnen mehr gibt?

Mit „Vivarium“ setzt Finnegans dort an, wo es wehtut. Er packt die Angst einer ganzen Generation beim Schopf. Gegenüber Collider hält der Regisseur fest:

„Wir haben uns auch gefragt: Wovor fürchten sich junge Menschen heutzutage auf einer eher existenziellen Ebene? Haben sie Angst vor großen surrealen Kreaturen mit Flügeln oder haben sie Angst davor, dass sich ihr Leben im Kreis dreht und langweilig wird und all ihre Hoffnungen und Träume durch ein paar falsche Entscheidungen zunichtegemacht werden? Oder dass sie in eine Situation gebracht werden, die sie nicht vorhergesehen hatten und am Ende darin stecken bleiben? Also haben wir versucht, ein Monster zu erschaffen, das für diese Geschichte relevant ist und außerdem Konsumkapitalismus und all das repräsentiert.“

Wie auch Finnegans Kurzfilm „Foxes“ kann „Vivarium“ also als überspitzte Kritik am Vorstadt-Kult verstanden werden, in welchem das ganze Leben wie besessen auf den Traum vom Eigenheim und eine Vorzeigefamilie ausgerichtet wird. Finnegan verrät im oben genannten Interview aber auch, dass „Vivarium“ zeigen soll, wie krank eine Umgebung ohne Natur machen kann:

„Ich denke, jeder Mensch, der dort leben würde, würde krank werden. Es ist hauptsächlich ein naturfreier Raum. Es gibt dort nichts Natürliches mehr. Und das war etwas, was wir von Anfang an geplant hatten: Diese Umgebung zu erschaffen, um zu zeigen, was passieren würde, wenn sich die Menschheit immer weiter von der Natur entfernen würde.“

Zudem könne das schwarz-weiße Fernsehprogramm und das Buch des Jungen für einen Schnitt in der Gesellschaft stehen, der Erwachsene von ihren Kindern trennt: Während sich der Nachwuchs dem Inhalt des Internets widmet, können Eltern dem oft nicht mehr folgen und stehen ausgeschlossen daneben. Dennoch betont Finnegan zugleich: „Ich glaube, es gibt keine falsche Interpretation des Films. […][Ideen] sickern durch was auch immer die Kultur und Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt hervorbringen.“

„Vivarium“ Ende erklärt: Was passiert mit Martin?

Der namenlose Junge, der von Tom gehasst wird und für Gemma nur ein Rätsel ist, wird am Ende des Films zum neuen „Martin“. Nachdem er die Leichen seiner Zieheltern verscharrt hat, verlässt er Yonder, kehrt in der Stadt ein und steckt seinen Vorgänger in einen Leichensack, nachdem er sich dessen Namensschild angenommen hat. Sein Ziel: Das nächste Paar in die Vorstadtsiedlung locken, um die neue Generation eines „Martin“ heranzuziehen. Wie Finnegan verrät, werde Yonder nämlich von einer Spezies geführt, die den Menschen zwar ähnlich sehen, selbst aber weit entfernt von Menschlichkeit seien. Ihr einziges Ziel dabei ist wiederum mehr als menschlich: pures Überleben. Dazu locken sie Personen mit der Abbildung einer perfekten Vorstellung, die sich bei näherer Betrachtung schlichtweg als Fake herausstellt.

Wir wissen zwar nicht, ob ihr einen Ausweg aus Yonder gefunden hättet, dafür verraten wir euch aber, welcher Horrorfilm euch den Garaus gemacht hätte:

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