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#Warum das Beamtentum für manche Lehrer die Hölle ist

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Warum das Beamtentum für manche Lehrer die Hölle ist

Die Herbstferien sind in drei Tagen vorbei. Eigentlich müsste Alexander jetzt damit beginnen, Deutschstunden vorzubereiten und Klassenarbeiten zu korrigieren. Doch auf seinem Schreibtisch stapeln sich keine Hefte. Alexander – promovierter Germanist, zwei Staatsexamen, mehrere Jahre Schulerfahrung – hat an diesem Vormittag alle Zeit der Welt. Seine Berliner Eigentumswohnung ist aufgeräumt, es duftet nach Kaffee und Croissants, er hat Eier gekocht, Tomaten und Mozzarella in Scheiben aufgeschichtet und sogar zwei Kerzen angezündet. Alexander ist kein Lehrer mehr. Vor drei Wochen hat er hingeschmissen. Jetzt ist er das, was Beamte eigentlich gar nicht werden können – arbeitslos.

Johannes Pennekamp

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaftsberichterstattung, zuständig für „Die Lounge“.

Anne hat mal von einer Karriere als Musikerin geträumt, die Geige ist ihr Instrument. Sie hat an der Musikhochschule studiert, fünf Jahre an der Oper gearbeitet und schließlich doch eine andere Berufung gefunden: Lehrerin sein. Von einer Berufung zu sprechen, ist in ihrem Fall keine Übertreibung. Auch mit fast 60 Jahren sagt die gut gelaunte Frau: „Lehrerin zu sein, das ist für mich der schönste Beruf überhaupt.“ Nur vom Staatsdienst will sie nichts mehr wissen. Nach vielen Jahren der Unzufriedenheit im Beamtentum hat sich die Musiklehrerin beurlauben lassen, jetzt arbeitet sie an einer reformpädagogischen Schule, fernab von den Strukturen, die ihr einst den Schlaf geraubt haben.

Anne und Alexander, die beide in Wirklichkeit anders heißen, haben studiert, sich durch das Referendariat geackert und als fähig erwiesen. Schließlich haben sie dem Staat die Treue geschworen. Und dann haben sie all die Vorzüge aufgegeben, die am Ende dieser Tortur stehen: die Anstellung auf Lebenszeit, die komfortablen Pensionsansprüche und die subventionierte Mitgliedschaft in der privaten Krankenversicherung. Die große Mehrheit der Beamten würde die beiden wahrscheinlich für verrückt erklären. Denn wer einmal Lehrer, Polizist oder Finanzbeamter ist, der bleibt es in aller Regel auch – sei es aus Überzeugung oder Bequemlichkeit. Auch viele junge Menschen schlagen heute diesen Weg ein. Ein sicherer und oft erfüllender Job im Schoß des Staates, das ist für ,sie ein Traumjob. Für Anne und Alexander war es irgendwann die Hölle.

Wie konnte es soweit kommen? Anne und Alexander sind unterschiedliche Typen. Sie eine zupackende Frau, die sich von ihren Schülern garantiert nicht auf der Nase herumtanzen lässt. Er ein Denker, der Nietzsche, Heine, Hemingway zitiert. Stimmt etwas mit dem Germanisten nicht, dass er sagt, er würde gerade „lieber von Hartz IV leben, als Beamter in der Schule zu sein“? Oder stimmt etwas mit dem staatlichen System nicht, wenn es eine engagierte Musikpädagogin bis ans Ende der Welt treibt und sie hinschmeißt?

Probleme schon im Referendariat

Die Geschichte von Alexanders gescheiterter Beamtenlaufbahn handelt von einem Grundproblem und vielen kleinen Alltagsproblemen. Das Grundproblem besteht darin, dass ein selbstbewusster Intellektueller, der seine „Ehre nicht unter Wert verkaufen will“ und Konflikten nicht aus dem Weg geht, auf ein starres System trifft, in dem Loyalität mehr belohnt wird als Leistung. So jedenfalls sieht das der Berliner, der auf die Vierzig zugeht. Ein System, das seine Ursprünge im ausgehenden 18. Jahrhundert hat und noch immer den Geist der damaligen Zeit atme.

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