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#Warum es wichtig ist, ob wir im Internet unseren richtigen Namen nennen müssen

Warum es wichtig ist, ob wir im Internet unseren richtigen Namen nennen müssen

Im Internet trifft man manchmal auf seltsame Namen: In den sozialen Netzwerken sind Leute als Dagi Bee, Paluten oder Gronkh berühmt geworden, so wie sich auch manche Musiker oder Künstler in der Öffentlichkeit anders nennen, als sie eigentlich heißen. Als auf ihrem Klingelschild steht oder in ihrem Pass. Bei den meisten kennt man ihre richtigen Namen, aber nicht bei allen. Da kann es vorkommen, dass andere richtig neugierig sind. Der britische Straßenkünstler Banksy zum Beispiel schafft es trotzdem seit vielen Jahren, unerkannt zu bleiben.

Ob die Leute unerkannt bleiben dürfen oder nicht, ist im Internet eine große Frage. Eine Frage, die sogar Gerichte beschäftigt. Gerade hat eines der wichtigsten Gerichte in Deutschland für eines der wichtigsten, nämlich das größte soziale Netzwerk der Welt ein Grundsatzurteil gefällt. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass bei Facebook Leute unter einem ausgedachten Namen, einem Pseudonym, mitmachen dürfen, auch wenn Facebook das nicht will.

Das Spannende bei der Sache: Beiden Seiten geht es eigentlich um das Gleiche. Sagen sie zumindest. Darum, dass es dort weniger Hass und Hetze gibt. Facebook betont, wie wichtig es für den Austausch der Leute in diesem sozialen Netzwerk ist, dass alle ihren richtigen Namen angeben. Es sei wichtig für die Authentizität, sagt das Unternehmen. Das schwierige Wort bedeutet so viel wie Echtheit oder Glaubwürdigkeit. Facebook findet, dass Leute schon einigermaßen aufpassen, keine Lügen und keinen Hass zu verbreiten, wenn sie dabei mit ihrem richtigen Namen auftauchen. Allerdings muss man sagen: So richtig scheint das nicht zu klappen. Denn wie viel Hass und Lüge sich bei Facebook findet, ist wirklich schlimm. Obwohl das Unternehmen seit Jahren von allen Nutzern verlangt, dass ihr Profil ihren richtigen Namen trägt.


Bild: F.A.Z.

Immerhin kann man, wenn Leute ihren richtigen Namen verwenden müssen, leichter einschreiten, sobald es zu schlimm wird: wenn jemand stolz rumerzählt, dass er ein Verbrechen begangen hat, oder sagt, irgendjemand sollte jemand anderem doch bitte mal was antun. Das sind Fälle für die Polizei und für die Gerichte, und es hilft bei den Ermittlungen, die Leute beim Namen zu kennen. Aber es lässt sich eben auch viel leichter herausfinden, wo Leute wohnen und arbeiten und wie man etwas gegen sie unternehmen kann, wenn diese Leute überhaupt nichts getan haben. Jedenfalls nichts Verbotenes.

Vor ein paar Tagen erfuhr ein Mann von Freunden, dass er für einen Mörder gehalten wird. Ein anderer Mann hatte in Heidelberg auf Leute geschossen und eine Frau getötet. Kurz danach wurde im Internet der Name eines Mannes als Täter verbreitet, der damit überhaupt nichts zu tun hatte. Das ist ein ganz schlimmes Beispiel, es gibt viele andere. Manchmal reicht es, dass Leute öffentlich sagen, was sie gut finden, was sie richtig finden oder woran sie glauben, und schon werden sie von anderen Leuten belästigt oder sogar bedroht, die anderer Meinung sind. Manchmal kann es sogar passieren, dass sich Leute mit Sachen auf einmal nicht mehr sicher fühlen können, die sie über Jahre hinweg gemacht haben.

In Ungarn wurde im vergangenen Sommer ein Gesetz beschlossen, dass Werbung für Homosexualität verbietet. Jetzt muss man erst mal fragen: Was soll denn das sein, Werbung für die Tatsache, dass nun einmal manche Männer andere Männer lieben und manche Frauen andere Frauen? Wenn ein Liebespaar Urlaubsfotos auf Facebook postet, und auf einem Foto küssen sich die beiden, ist überhaupt nichts dabei. Aber in Ungarn müssen sich Liebespaare, in denen beide Männer oder beide Frauen sind, inzwischen fragen, ob sie mit einem solchen Foto nicht vielleicht, ohne es zu wollen, Werbung für Homosexualität machen und deshalb gegen ein Gesetz verstoßen. Auf einmal können Leute vor Gericht gestellt werden, weil sie etwas tun, was früher völlig in Ordnung war. Da ist es kein Wunder, wenn sich Leute schützen wollen, in dem sie nicht auch noch gleich ihren richtigen Namen dazuschreiben.

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Der Bundesgerichtshof hier in Deutschland hat am Donnerstag entschieden, dass Leute bei Facebook auch unter ausgedachtem Namen mitmachen dürfen. Allerdings mit einer Einschränkung: Das gilt nur für alle, die schon länger dabeisind und sich vor dem 25. Mai 2018 angemeldet haben. Seit diesem Tag gilt in Deutschland ein Gesetz, das mit anderen Ländern zusammen ausgehandelt worden ist, die europäische Datenschutz-Grundverordnung. Vorher galt in Deutschland das Telemediengesetz, und darin war festgehalten, dass die Leute bei Internet-Diensten ein Pseudonym anstelle ihres richtigen Namens eintragen dürfen, wenn das „technisch möglich und zumutbar“ ist. Dass es möglich ist, zeigen alle Leute, die sich mit seltsamen Namen bei solchen Diensten anmelden.

In der neuen europäischen Regelung ist das mit den Pseudonymen leider nicht geklärt. Facebook sagt jetzt, das Gesetz, nach dem das Gericht geurteilt hat, sei überholt. Man kann nur hoffen, dass diese Ungenauigkeit in der Datenschutz-Grundverordnung eines Tages geklärt wird. Und dass Facebook die eigenen Probleme mit Lügen, Hass und Hetze auch in den Griff bekommt, ohne dass alle Leute ihren wirklichen Namen preisgeben müssen.

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