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#Was die nächste EZB-Zinserhöhung für Verbraucher bedeutet

„Was die nächste EZB-Zinserhöhung für Verbraucher bedeutet“

Die Fachleute der Investmentbank Goldman Sachs sind sich relativ sicher: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihrer Einschätzung nach an diesem Donnerstag die Leitzinsen trotz der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten um die amerikanische Silicon Valley Bank und nun um die Credit Suisse weiter erhöhen – und zwar noch mal um 0,5 Prozentpunkte. „Wir sehen eine breite Unterstützung im EZB-Rat dafür, dass die Zinsen weiter steigen müssen“, sagte Jari Stehn, der Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs. Der EZB-Einlagenzinssatz, der im Augenblick auch für die Sparzinsen eine wichtige Rolle spielt, dürfte damit von 2,5 auf 3 Prozent angehoben werden.

Was bedeuten diese Entscheidungen der Geldpolitik für die Zinsen, die Verbraucher im Alltag für Kredite zu zahlen haben und für Spareinlagen bekommen? Max Herbst von der FMH-Finanzberatung, der die Verbraucherzinsen fortlaufend vergleicht, berichtete am Dienstag, die Zinsen für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung hätten jetzt im Schnitt die Marke von 4 Prozent überschritten.

Das war aber offenbar keine Folge der Turbulenzen: Vielmehr hatte die Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit, an der sich die Bauzinsen indirekt orientieren, schon im Laufe des Februars zugelegt. Dahinter steckte eine Neubewertung der Inflationsrisiken und damit der Zinserwartungen an den Finanzmärkten: Die Inflation erwies sich hartnäckiger als von vielen gedacht, die Februar-Inflationszahlen hatten in vielen Währungsräumen Überraschungen nach oben gebracht.


„Angesichts ständiger Überraschungen, sowohl hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit der Konjunktur als auch des Anstiegs der Kerninflation, haben die Märkte kapituliert“, meint Franck Dixmier, Anleihenfachmann bei Allianz Global Investors. Das ließ, mit etwas Verzögerung, auch die Bauzinsen steigen. Die jüngsten Turbulenzen dagegen führten zu einer hohen Nachfrage nach Staatsanleihen und drückten die Renditen – bis die Beruhigung der Märkte sie zuletzt wieder ein wenig steigen ließ, bis auf 2,4 Prozent.

Auch die Sparzinsen dürften mit den EZB-Zinsen weiter steigen, wenn auch längst nicht proportional. Für Tagesgeld bekommt man inzwischen im Schnitt 0,88 Prozent, noch Anfang vorigen Jahres waren es nur 0,02 Prozent gewesen.

Die besten Anbieter liegen bei mehr als 2 Prozent, allerdings in der Regel nur für Neukunden, garantiert für einige Monate. Zeitlich unbegrenzt und ohne Voraussetzungen zahlt die Akbank, ein deutsches Institut aus Eschborn mit einer türkischen Muttergesellschaft, auf Tagesgeld 1,6 Prozent. Die gerade bei kostenbewussten Menschen beliebte Direktbank DKB hat ihre Tagesgeldzinsen gerade angehoben, auf nun wenigstens 1 Prozent für Bestands- und Neukunden.

Etwas mehr gibt es für Festgeld auf ein Jahr: Im Schnitt liegen hier die Zinsen inzwischen bei 1,85 Prozent – Anbieter aus dem europäischen Ausland bieten sogar schon mehr als 3 Prozent.

Das Sparbuch wird zur Inflationsfalle

„Jede Erhöhung der EZB führt in gewissem Maße, wenn auch nicht eins zu eins, zu einer Anhebung der Tages- und Festgeldzinsen“, berichtet Herbst aus den Erfahrungen der vergangenen Monate.

Dabei gibt es einen Mechanismus: Banken mit großen Beständen an Spareinlagen haben kein Interesse daran, die Zinsen für diese Bestände anzuheben. Andere Institute, die bislang eher wenig Kunden haben, haben dagegen ein großes Interesse, über etwas höhere Zinsen neue Kunden zu gewinnen. Sie wollen die Kosten, die damit verbunden sind, allerdings unter Kontrolle behalten; das führt zu vielen befristeten Angeboten für Neukunden.

Die Banken mit den großen Einlagenbeständen verfolgen nun aufmerksam, wie viele Kunden sie durch die aggressiveren Angebote ihrer Wettbewerber verlieren; und entscheiden danach, ob sie ihre Zinsen auch etwas anheben oder gewisse Kundenverluste einfach aushalten. Viele Sparkassen und Volksbanken bieten daher weiter sehr niedrige Sparzinsen. Besonderes auffällig ist es bei Sparbüchern – da liegen die Zinsen im Schnitt bei nur 0,16 Prozent.

Bei den Kreditzinsen ist es etwas anders: Die Zinsen für Ratenkredite entwickeln sich zwar oftmals ähnlich wie die Sparzinsen plus Bankenmarge, weil Tages- und Festgeldeinlagen zur Refinanzierung von Konsumentenkrediten herangezogen werden. Bei Ratenkrediten auf 48 Monate zahlt man inzwischen einen Zinssatz von 6,62 Prozent, bei 60 Monaten von 6,61 Prozent im Jahr. Zu Beginn des vergangenen Jahres lagen beide Zinssätze noch unter 4 Prozent.

Bauzinsen von 5 Prozent „realistische Prognose“

Für die Bauzinsen dagegen spielt die jeweilige Nachfrage nach Bundesanleihen eine Rolle – sie könnten deshalb kurzfristig sogar sinken. „Durch die aktuelle erhöhte Nachfrage nach sicheren Bundesanleihen wegen des SVB-Problems sinken die Renditen, was in der Konsequenz zu fallenden Pfandbriefrenditen und am Ende zu niedrigeren Bauzinsen führt, auch wenn die EZB die Leitzinsen erhöht“, sagt Herbst.

Erst wenn das Sicherheitsdenken wieder abnehme, trete das Inflationsproblem in den Vordergrund – dann dürften die Bauzinsen um so mehr steigen, meint Herbst: „Fünf Prozent für zehnjähriges Baugeld sind daher keine Schwarzmalerei mehr, sondern eine realistische Prognose – leider.“

Der Kreditvermittler Interhyp ist da etwas zurückhaltender in seiner Prognose: Vorständin Mirjam Mohr rechnet im laufenden Jahr mit Bauzinsen in einem Korridor zwischen 3 und 4 Prozent – und nur kurzzeitig mit Zinssätzen darüber.

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