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#Weniger Pressefreiheit, mehr Hinrichtungen, mehr Vollgas

Weniger Pressefreiheit, mehr Hinrichtungen, mehr Vollgas

Die Nachbarländer bekommen mehr Schlagzeilen. Qatar natürlich mit seinen zig Weltmeisterschaften. Saudi-Arabien auch. Zumal, seit das Königreich Jamal Khashoggi umbringen und Frauenrechtlerin Loujain Al Hathloul aus dem Ausland verschleppen ließ, um sie daheim einzukerkern, und zugleich in den Sport investiert, in den Motorsport zum Beispiel. Aber die kleine Insel Bahrein war schon immer ein Vorreiter des „Sportswashing“, wie Kritiker die sportliche Investition zur Imagepolitur nennen. Die Formel 1 dreht seit 2004 ihre Runden auf der Wüsteneiland im Persischen Golf, 2011, während der „Arabellion“ fiel das Rennen aus. Das sunnitische Herrscherhaus war beschäftigt, den Aufstand der schiitischen Bevölkerung gewaltsam niederzuschlagen.

Christoph Becker

Nun, in der Corona-Saison, zeigt sich an der Rennstrecke in Sakhir, welche Auswirkungen die Pandemie zeitigt mit Blick auf Sportveranstaltungen in Staaten, deren Umgang mit den Menschenrechten auf den bekannten Ranglisten ablesen lässt. Im Ranking der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ ist Bahrein gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze gefallen, auf Rang 169 von 180, auch hier in unmittelbarer Nachbarschaft von Saudi-Arabien (Platz 170), wo die Formel 1 dann vom kommenden Jahr an zu Gast sein wird. „Human Rights Watch“ berichtete erst im September von einer „dramatisch gestiegenen Zahl“ an Hinrichtungen in Bahrein seit 2017. Und die Formel 1? Fährt, um den Kalender zu füllen, den das Virus leergefegt hat, gleich zweimal in Sakhir: an diesem Wochenende (im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1) und am kommenden. Die bahreinische Bilanz im Coronajahr: Weniger Pressefreiheit, mehr Hinrichtungen, mehr Vollgas.

„Ein massives Problem“

Am Donnerstag sagte Weltmeister Lewis Hamilton, er habe Post bekommen: Briefe von drei politischen Gefangenen, zum Teil noch immer einsitzend, einer von ihnen, Ali Al Hadschi, seit sieben Jahren, ein anderer, Mohammed Ramadhan, ist zum Tode verurteilt. Er habe sich mit ihren Anliegen noch nicht eingehend auseinandergesetzt, sagte Hamilton, aber klar sei: „Jeder Sport muss seine Plattform nutzen, um auf Veränderungen zu drängen. Die Menschenrechtslage ist in so vielen Ländern, in denen wir fahren, ein massives Problem. Es gibt ein paar Schritte in den Ländern, in die wir gehen, aber es ist wichtig, dass sie umgesetzt werden, dass gehandelt wird.“

Zwei unterschiedliche Welten: die Formel 1 in Bahrein


Zwei unterschiedliche Welten: die Formel 1 in Bahrein
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Bild: AFP

Sayed Alwadaei, der als Direktor des Bahrain Instituts für Rechte und Demokratie die Briefe gebündelt hatte, nannte Hamiltons Aussagen „sehr ermunternd (…). Ich bin froh, dass er unsere Briefe bekommen hat und freue mich darauf, seine Antwort an die Folteropfer weiterzuleiten, die sich mit ihrem Engagement der Gefahr der Vergeltung ausgesetzt haben.“

Allerdings ist die Frage interessant, wann sich Hamilton mit den Inhalten der Briefe auseinandersetzt. Denn sie fordern ihn zum Handeln auf, konkret, jetzt in Bahrein. „Lieber Lewis“, schreiben sie, und bitten ihn, ein T-Shirt bei der Siegerehrung zu tragen, das auf die Lage der politischen Gefangenen aufmerksam macht, sich mit ihnen zu treffen, den Kronprinzen auf ihre Fälle anzusprechen. „Wie Sie es in diesem Jahr zu Journalisten gesagt haben: es ist jetzt nicht die Zeit zu schweigen“, schließt Al Hadschi seinen Brief.

Morddrohungen nach Protest

Schon am Dienstag hatten 30 britische Parlamentarier und 17 Menschenrechtsorganisationen an den scheidenden Vorstandsvorsitzenden Chase Carey geschrieben und die Formel 1 aufgefordert, „die Menschen über den Profit und Menschenrechte über das Rennfahren“ zu stellen. Die Rennserie hatte sich 2015, noch unter der Vermarktung von Bernie Ecclestone und maßgeblich auf Druck bahreinischer Menschenrechtsaktivisten, auf eine Menschenrechtsklausel in ihrem Vertragswerk eingelassen und sich darauf verpflichtet, die Menschenrechte zu respektieren, soweit sie durch das Renngeschäft berührt sind. Es war bekannt geworden, dass während des Aufstandes 2011 Menschen in den Streckengebäuden gefoltert wurden.

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